31.12.16

Unbeschwer(ter)t

Beim übergang zum neuen jahr
























Ein letztes Wort zum Jahresende
Wohlklingen soll es und Hoffnung geben
Ich suche es. Wenn ich es nur fände
Wie wäre es mit dem: wir sind noch am Leben


Wir? Wer ist wir? Leichen am Boden
Des Mittelmeeres sicher nicht
Aleppos Kinder? Am Graben die Loden
Meute der Weihnachtseinkaufspflicht

Wir überleben in Ambivalenzen
Unter Tonnen von Blödsinn und Überfluss
Umzäunt und ummauert in erstickenden Grenzen
Gleichzeitig nahe und weit vom Schuss

Ja, wir schießen sogar ohne es zu wissen
Mildtätig gestimmt aus allen Rohren
Uns geht es gut, vielen anderen beschissen
Wir sind halt zum Glück im Wohlstand geboren

Ich gebe auf, es will mir nicht glücken
Ein Neujahrsgedicht der Hoffnung zu reimen
Kann keine vierblättrigen Kleeblätter pflücken
Mit Schweinen mich bei den Schweinen einschleimen

Zu müde, zu traurig zu ohnmächtig bin ich
Kein Böller wird mir die Angst wegschießen
Nichts was ich nicht selber tue, gewinn ich
Meine Zukunft muss ich gestalten, nicht gießen

Saufen und Tanzen, mit Gesängen verdrängen
Den Zustand der Welt, ihr Rasen gen Mauern
Mag ich ebensowenig wie Schunkeln in Mengen
Oder alleine zu Hause trübe versauern

Also, was tun? Was tun wäre eine Idee
Was du kannst, was du liebst, was den Hass nicht „erhärtert“
Was dem Frieden dient…und da finde ich jäh
Das Wort, das ich suchte: „unbeschwer(ter)t“

Heißt unbeschwert und möglichst waffenlos
Sinnvoll, solidarisch, gerecht soll sein das Leben
Um unbeschwer(tert) dieses Ziel anzustreben
Ist keine Mühe zuviel und kein Opfer zu groß

In diesem Sinne: Prosit 2017!

Und danke an alle, die, in welcher Form auch immer, ihr Schärflein zu einer Verbesserung der Lebensumstände und des Zustandes der Welt beitragen.

27.12.16

Andacht

26. Dezember 2016

Ich habe es satt die Welt zu retten
Zu rasseln mit den „Gutmenschenketten“
Den „Wutschmerz“ cool hinauszutwittern
Zu sitzen hinter Facebook-Gittern
Ich hab es satt die Welt zu schwärzen
Anzusabbern mit Wohlstandsschmerzen
Das alles mag ich nimmermehr
Es muss ein echter Wandel her!


Das Leben täglich runterzuleiern
Sich feige zu schmücken mit fremden Eiern
Im Lügenwasserfall zu baden
Bleich zu verfetten im Speck wie die Maden
Die Armen weltweit auszusperren
Und lauthals „stille Nacht“ zu plärren
Das falsche Leben fällt mir schwer
Es muss ein echter Wandel her!

Gedichte schreiben habe ich satt
Es lebe hoch das weiße Blatt
Im Bett von Huren, Mördern, Dieben
Sind wir schon viel zu lang liegen geblieben
Umstellt von Geld, Polizei, Militär
Haben wir lang genug rumgehampelt
Wird auf uns lang genug rumge“trump“elt
Es muss ein echter Wandel her!

Der Friede kommt nicht von alleine
Die Hungernden ernähren nicht Steine
Die ganze Welt zerfällt in Scherben
Klima heizt auf, die Arten sterben
Und wir werden leerer noch als leer
Ertrinken in satter Gleichgültigkeit
Es muss ein echter Wandel her
Wir brauchen eine neue Zeit

Ich habe es satt, dass Pharmalumpen
Ihr Dreckszeug in kranke Menschen pumpen
Dass wir die Sklavenketten nicht spüren
Monsterstädte uns die Luft abschnüren
Mitläufer nicht wissen wem sie nachlaufen
Ihr Leben und das ihrer Kinder verkaufen

Ich habe es satt die Welt nicht zu retten
Zu rasseln mit den „Gutmenschketten“
Den „Wutschmerz“ cool hinauszutwittern
Zu sitzen hinter Facebook-Gittern
Ich hab es satt die Welt zu schwärzen
Anzusabbern mit Wohlstandsschmerzen
Das alles mag ich nimmermehr
Es muss ein echter Wandel her!

Dahindämmerung

25. Dezember 2016

Zuviele, die alleine in ihren Wohnungen sitzen oder liegen, besucht nur von Heimhilfe und Pflege oder Besuchsdienst, die die Kühlschränke mit Lebensmitteln füllen, die Mägen also, selten nur das Herz. Sie dämmern vor sich hin, die alten Menschen in ihren Krankenbetten, im Lehnstuhl, auf dem Leibstuhl, in den meist sauberen Küchen, in sauber gesaugten Wohnungen, oder in Dreckslöchern, wenn sie arm sind, fernab vom Leben, von den Wirklichkeiten, umgeben nur von den eigenen vier Wänden, manchmal Erinnerungen, die wie verlöschende Glut darauf warten, dass sie einer wecke mit einem Hauch von Mitgefühl und echtem Interesse.

Sie sitzen alleine, Stunde um Stunde, bestenfalls von Fernwärme gewärmt. Von Außen ahnt es niemand, nur ein kleines schwarzes Kästchen an Tür oder Wand, ein sogenannter Schlüsselsafe, zeigt Fachkundigen oder sehr Feinfühligen, dass da Menschen eingeschlossen in ihren Wohnungen sitzen oder liegen und warten und wissen nicht worauf, von Angst, oft von Demenz umklammert. Dann und wann sind auch welche unter ihnen, die noch lebendig sind und Witze machen und sich freuen wenn die Türe aufgeht. Trotz alledem warten sie auf ein lebendiges Gegenüber aus der Welt da draußen, die so ferne, undeutlich durch die Vorhänge schimmert. Zu selten kommt die auch zu ihnen, in Form von Interesse, Rede und Gegenrede und animiert ihre Gehirne und Gefühle das alte „Werkel“ wieder anzuwerfen für die Dauer der Heim(be)suchung. Dann, mit dem Verschwinden jener Heimhilfen, PflegerInnen, BesuchsdienstleisterInnen, Menschen in Berufen, die viel zu wenig beachtet und entlohnt, ihren, im besten Falle menschlichen Dienst anbieten, am hilfs- lebens- und liebesbedürftigen Menschen, verschwindet auch meistens die Anima, der Antrieb und der alte, gestrandete Mensch versinkt aufs neue in seiner abgrundtiefen Einsamkeit. Vereinzelung ist das Prinzip und Schicksal, das für soviele alte und kranke Menschen in den so hochgepriesenen Strukturen unserer Wohlfahrtsstädte herrscht; das Abgeschnittensein vom bunten, bewegten Fluss des Lebens.

Unseren Dienst, unsere vorgeschrieben Arbeit haben wir zumeist geleistet, wir Dämmerungs-eindämmermenschen, schlecht bezahlt und kaum gut behandelt von den Dienstleistungsorganisationen für die wir unsere Energien verschwenden, beste Lebenszeit, kaum je wirklich gefördert und gesehen, einfache Helping Hands-Schräubchen im Gewerk der selbst noch aus der Verwaltung und Verwertung der geriatrischen „Abfallhalden“ Nutzen ziehenden und Gewinne schlagenden Pflegeindustrie, als Teil einer immer ungehemmteren Reichtumsanhäufungsmaschinerie, die, die Überreste unserer Sozialgemeinschaften brutal auswaidet und ihrer Innereien entleert; des Zusammenhalts, der Solidarität, der Zuneigung und Wärme eines menschlichen Anderen, eines offenen Gegenübers. An Pflegerobotern und Automatisierung wird in der kapitalistischen Wahnsinnswelt aus Einsparungsgründen bereits weltweit heftig geforscht!!!

Dabei dämmern die Hilfs- und Pflegebedürftigen ohnehin schon die meiste Zeit alleine dahin, berieselt nur mehr von Gratiszeitungen und vom immensen Bildschirm des Flat-Tvs, den ihnen Anverwandte, schlechten Gewissens, als Ersatz für aus Berufsstress- und Zeitmangel fehlende Ansprache und Mitgefühl, mitten ins Wohn oder Schlafzimmer als einzigen Ansprechpartner vor die Nase gesetzt haben. Virtuelle Verblödung, seichte Unterhaltung, Werbelügen und eskalierende Angstmacherei dauerberieselt sie in ihrem wirklichen Elend, in ihren fein in „Schutzhosen“ verpackten Exkrementen und in ihrer Sterbensverlassenheit und steigert ins Unermessliche die ohnehin schon im Überfluss vorhandene Angst ihrer entschwindenden Existenzen.
So dämmern sie dahin und so finde ich sie oft auf und nicht nur ich, auch andere noch viel ungeschützere, weil weniger ausgebildete, KollegInnen, Helfende und Pflegende, die all das Leid, die Sorgen, den Schmerz, die ungeheure Traurigkeit, der sie täglich aufs neue begegnen und die sie, so gut und professionell sie sich auch schützen mögem, so menschlich sie auch seien, unweigerlich mittragen wie ungelebten Lebensstaub von unerfüllten Träumen und Hoffnungen, lähmendem Entsetzen, Krankheit, Leid und Todesangst; mit nach Hause, in einer dünnen, erst unsichtbaren Schicht, die Körper und Seele überzieht und die mit den Jahren sie selber zu entkräften, lähmen und ersticken droht, mit Trauer-und Tränennetzen umspinnt und abgewürgter Wut, wenn sie nicht acht geben auf sich und ihre Nächsten. Da ist nichts zu beschönigen. Verdrängung allerorten. Und keine Supervision, selten ein anerkennendes Wort in den, trotz allem, hierarchischen und kalten Strukturen der Pflegeorganisationen und institutionalisierten Gesundheitsdienste.

Wie unbeachtetes verdrängtes, abgeschnittenes, alterndes Gewebe west unsere vielgepriesene Gesundheitspolitik, die im Vergeich doch noch viel besser ist als in manchen Ländern um uns herum und im Großteil der Welt, im Schatten unserer hyperaktiven, auf ewig jugendlich-modern getrimmten Schein- und Konsumgesellschaft vor sich hin. Von den meisten Jungen und Validen ungewusst. Von Gesundheits-broschüren verschönert, von PolitikerInnen zu stimmbringenden Sonntagsreden aufgemotzt, aber im Grunde, wenn sie nicht tiefgreifend und nachhaltig reformiert wird, wie die von ihr versorgten und betreuten Menschen, zum Verdämmern verdammt.

23.12.16

para todos

liebe, solidarität und ein besseres neues jahr
love, solidarity and a better new year
amour, solidarité et une meilleure année nouvelle
amor, solidaridad y un mejor año nuevo

Freiheit, Gleichheit und Umverteilung gegen den Terror

Wie furchtbar und doch auch hilflos-amateurhaft wirkt dieser wahnsinnige, blutige Schmierentheaterterror gegen den leisen, strukturellen, rationalisierten, profitbringenden, legalen, globalen High-Tech-Terror unserer unentwegten, kapitalistischen, neokolonialen Unterdrückungs- und Ungleichheitsmaschinerie, den wir, bereits massenhaft verblödet und verhetzt oder feige und scheinheilig, weitgehend widerspruchslos von unseren „Wirtschafts- und Politik-Führern" dulden und der Millionen Menschen, Kinder, alte Leute, die Schwächsten und Wehrlosesten außerhalb unserer Festungen tötet; durch Armut, Hunger, vielfältige Gewalt, medizinische Unter- oder Nichtversorgung, oder direkt durch von uns produzierte Bombenflugzeuge und Waffen, fernab unserer ganzjährigen „Christkindl-und Weihnachts- Lügen-Märkte“ und des sensations- und quotengeilen Blitzlichts der Medienmeuten. 

Was für ein neuer, unbekannter, oft unbewusster, watteverpackter, faschistischer Terror der wachsenden, duldsamen, ohnmächtigen, passiven, angstgeifernden und menschenverachtenden Wohlfühl-Gleichgültigkeit unserer europäischen, weißen, abendländischen „Biedermann-Brandstifter-Leitkultur“.

Angesichts des prekären Zustandes der Ungleichheit und Ungerechtigkeit in den unsere Wohlstandsgesellschaften die Welt gebracht haben, gleicht es einem Wunder, dass nicht schon viel mehr passiert ist. Alle Mauern und Zäune der Welt können auf Dauer die Wut von Milliarden Elenden und Leidenden nicht aufhalten und uns die Sicherheit bringen, die uns rechtspopulistische Scharfmacher und ihre Regierungsnachäffer versprechen. Nur radikaler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel, Offenheit, Menschlichkeit, Kooperation und der konsequente Abbau der horrenden Ungleichheiten, ein großer Elan und die Erhebung der Zivilgesellschaften können vielleicht noch rechtzeitig schlimmeres verhindern.

11.11.16

Donald Trump gestorben, Leonard Cohen Präsident

 

 

 

 

 

 


 



 

 

 

 

 

Shit happens



Als ich heute aus meinem täglichen kleinen, nächtlichen Tod aufwachte, heiser, mit Kopfschmerz und hörte, dass Leonard Cohen gestorben war und Trump immer noch amerikanischer Präsident ist und kein schlechter Traum, dachte ich mir: Scheiße, shit happens.

Und ich setzte mich ans Inter-„Spinnennetzt“, wohin sonst, und suchte in seinen unendlichen Weiten Trost, den ich nicht fand, nur hie und da einen virtuellen Grabstein, einen traurigen Cohen Song, ein dämliches Grinsen, einen eitlen, gescheiten Spruch, die Föhnwelle im weißen Haus, Autobomben, hohle Politikerphrasen – und ich fühlte einen fauligen Geschmack aus allen Kanälen bis das graue Dämmerlicht des Morgens durch die Karniesenritzen der Balkontüre läutete und ich dachte: Scheiße, shit happens.

Da kracht gerade eine ganze Welt zusammen und da stirbt eine leise, rauchige Stimme und das zerkratzt mir die Seele und will mir die Stimme rauben; nicht nur mir, sovielen Millionen andren und dieses brüchige Zusammengehörigkeitsgefühl, eine Ahnung davon, war schon irgendwie sowas wie ein momentanes Trostpflästerchen, aber gleichzeitig, das fühlte ich genau, im Grunde wirkungslos, denn: Scheiße, shit happens.

Und dann werde ich doch wieder hinausgehen in diesen grauen, neuen Novembertag und meinen Stein brav weiterrollen, irgendeinen Scheißberg hinauf. Zur Dezemberwahl, gegen die Festung Europa… Trump Präsident – lächerlich. Cohen gestorben – furchtbar. Aber so ist das: shit happens. 

Für mich aber ist Donald Trump gestorben und Leonard Cohen Präsident. Und nicht nur für mich. Und gleich fühl ich mich wieder besser und lebendig.


2.11.16

agnostisches gebetsliedchen...

Allerseelen

Spinnweben am Rad und Krähen auf den Drähten
Letzte Schmetterlinge wärmen sich im Sonnenschein
Blätter fallen von den Bäumen, Menschen, Dinge beten
Bitte lass im nächsten Frühling uns am Leben sein


Haben alle doch nur unseren winzigen Planeten
Kostbar, einzigartig wie das Augenlicht
Einfach ist es dieses kleine Pflänzchen zu zertreten
Zieht die Stiefel aus, seid sorgsam, tut es nicht

Wenn wir, was wir haben, teilen, reicht die Luft für alle,
Auch das Wasser und das Brot enden dann nicht so bald
Lass dem Anderen Raum, meide die Egoismusfalle
Auch der mächtigste Baum stürzt, wir sind der Wald!

3.10.16

ich bin gestalttherapeut



 











gestern abend mit meinem sohn oleg bei der graduierungsfeier des ig wien, mit der ich 7 jahre studium der psychotherapiewissenschaft an der sfu und die gleichzeitige berufsausbildung zum gestalttherapeuten endgültig abgeschlossen habe.

danke an meine kinder und meine große familie, an alle wunderbaren menschen mit denen ich bisher mein leben teilen durfte, danke allen freundInnen und kollegInnen, lehrtherapeutInnen und supervisorInnen und vor allem meinen klientInnen, von denen ich, tag für tag, in der psycho-therapeutischen beziehungsarbeit soviel tiefgründiges und lebenswichtiges lernen darf.


poesie und politik waren und sind wichtige teile meines lebens, 2004 kam die mobile pflege dazu und seit 2009 die psychotherapie. wenn der gestalttheoretiker max wertheimer sinngemäß sagt, dass das ganze mehr und vor allem etwas anderes ist als die summe seiner teile, kann ich das für mein bisheriges "ganzes" durchaus bestätigen: ich bin gestalttherapeut!

24.9.16

Zeit für ein Gutmenschenzeitalter

Zurichtungen für die Abwegigkeit 

 

Wie geht’s so? Geht’s noch? Geht so Politik und Demokratie? Wir denken politisch meist in den Zuckerberg-Formaten von "Fakebook" und "Zwitter", also ziemlich kurzatmig. Für längere Reflexionen lassen uns ja stressreicher Job und konsumgeschwängerte Alltagsumtriebigkeit kaum Zeit. Aber denken wir eigentlich noch? Ja, bloß wir denken wie wir leben. Zumeist in medial-virtuellen Scheinwelten Leben wir überhaupt noch? Keine Zeit darüber wirklich nachzudenken.
  

Scheinwelten in Scheinöffentlichkeiten

 

Wir verschlingen vorgekaute, meist ungenießbare, giftige Kost und vergessen sie oft wieder auszuscheiden, uns Kopf und Sinne wieder frei zu machen. Der erbärmliche „Österreich“- „Heute“- „Krone“- und sonstige Kurzmeldungsmüll öffentlich-rechtlichen und vor allem unsäglichen privaten Zuschnitts, der uns täglich alle möglichen Ängste durch Terror, Selbstmordattentate, Gewaltverbrechen, TV-Verblödungskrimiinhalte, sowie seichte Konfluenz- und Konsumangebote und endlose, giftfalschsüßliche Werbung etc. um die Ohren fliegen lässt, hat sich ziemlich hartnäckig in unsere Synapsen und Gehirnzellen eingebrannt, sickert langsam ein und blockiert nach und nach alle Organe unseres Individual- und Gesellschaftskörpers. Wir werden zugerichtet, tagein, tagaus. Zugerichtet für die verblödete Angepasstheit, konditioniert für Untertanen- und Mitläufertum und alle nur erdenklichen Abwegigkeiten und (un)demokratischen, (un)menschlichen Grauslichkeiten.

Frühling der Patridioten?

 

Dabei ist es eine strukturelle Frage, einer zunehmend aus dem Ruder laufenden, ständig wachsenden Apotheose struktureller Gewalt eines kapitalistischen Systems, das lange schon am Ende ist, vorne und hinten versagt und nur mehr durch Routine, multiple Abhängigkeiten, mörderische Gewohnheiten und introjizierte Fantasielosigkeit am Leben gehalten wird und das in sich selbst, wie schon der große Sozialist Jean Jauress treffend meinte, "den Krieg wie die Wolke den Regen trägt"… und ich würde ergänzen: der Kapitalismus produziert zwangsläufig eben keine freien Märkte, die sich selbst und die Gesellschaft regulieren, sondern konzentrationären Totalitarismus und Faschismus, Krieg, Katastrophen, einhergehend damit Flüchtlingsbewegungen und – wir haben zum Glück erst ein Exempel dieser „meisterhaft rational-irrwitzigen, pedantischen und gründlichen Monstruösität“: den Holocaust - die industrielle Auslöschung des „Anderen“, Fremden, und letztlich, konsequent weitergedacht - die Selbstauslöschung der Menschheit. Dieses kapitalistische System, das von der Ungleichheit und von der Ausbeutung und dem Raub menschlicher und materieller Schätze, also ureigentlich parasitär und zerstörerisch „lebt“, in einer immer unerhörteren, fauligen, süß-anästhesierenden Odeur des brachialen Sterbens; es kann nicht (mehr) anders, es ist reif für die Halde der Geschichte.

Rückbesinnung auf das menschlich Wesentliche und Machbare 

 

Dazu gehören: Teilen des reichlich Vorhandenen, Kooperation und Kreativität in allen Lebensbereichen, mehr Lebensqualität durch ganzheitlichen, interdisziplinären Kontakt und Dialog. Bescheidenheit in allen Lebens- und Arbeitsbereichen, also auch der Politik, sind angesagt. Eine tiefe, quasi revolutionäre Reform unseres Staats- Politik- und Verfassungsverständnisses. Evidenzbasierte, dem Menschen und seinen sozialen und elementaren Bedüfnissen verpflichtete Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik, qualitätsvolles, den Menschenrechten verpflichtetes Verständnis von einer sich mit der Gesellschaft mitentwickelnden, lebendigen Demokratie, die niemanden ausschließt und die Meinung und Rechte der Minderheiten respektiert und berücksichtigt. 

Neue Formen, des Arbeitens und des Zusammenlebens, neue, verfeinerte und den Lebensverhältnissen und deren Problemen angepasste Formen der demokratischen Gemeinschaftsgestaltung, der Wirtschaft und aller anderen Teile der Gesellschaft. Diese Bewegung mit diesen Zielen gibt es ja bereits. Die vielfältige, vielgestaltige, vernetzte Zivilgesellschaft. Aber, sie wird aus dem öffentlichen Bewusstsein häufig verdrängt, von der veröffentlichten Meinung kaum wahrgenommen, deren Produzenten sich ja in den vorhin beschriebenen Routine- und Abhängigkeitsverhältnissen am Gängelband der sich auflösenden Machtzentren der aktuellen Macht- und Einflusshaber befinden.


Raus aus dem Brei von Bequemlichkeit und Denkfaulheit

 

Wir nehmen hin die Flut an Manipulationen, verkürzten Abbildungen dynamisch-komplexer Wirklichkeiten, die immer öfter erkennbar als vereinfachte, verkürzte Hetze und Propaganda des Machterhalts daher kommen und uns in den sich auflösenden Spuren innerhalb der einstürzenden Pferche der Machtapparate halten wollen.

Die Austeritätspolitik des, von Gewerkschaften und Sozialdemokratischen Parteien (aber auch von den meisten anderen), entmachteten Interessensvertretungen unwidersprochen ausufernden Neoliberalismus, stürzt die Welt in permanente Krisen, produziert Gewalt, Krieg, Hass, Feindseligkeiten, das einander Ausspielen von Menschengruppen und Kulturen. Und wir in unserem komfortablen Brei der Bequemlichkeiten, Routinen und Denkfaulheiten lassen das „machtlos“ gewähren, gewöhnen uns Schritt für Schritt an die „Selbstverständlichkeit“ der Unmenschlichkeiten, nehmen die blöd-hasserfüllten Fratzen von Maulverbrechern und Schreibtischtätern als politische Aussagen hin, schlucken es, berichten journalistisch darüber und wundern uns – wenn Asylheime brennen, Menschenrechte sukzessive abgeschafft werden, die Saat der Gewalt in rassistischen Morden aufgeht. Gewöhnen uns als Sozial-Christdemokraten oder sonstige –„Kraten“ und „Isten“ daran, dass den ärmsten der Armen immer mehr weggenommen wird: Kürzungen, ja Streichung der Mindestsicherung für Asylberechtigte und bald auch alle anderen Solidaritätsbedürftigen; und dass Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung wie Vieh, potenzielles Schlachtvieh, auf Inseln eingekerkert werden, unterworfen den Festungsstrategien der Abschottung Europas, auch mehr und mehr Opfer der Hunger- und Klimakatastrophen darunter, und der von uns, ob wir es wollen oder nicht, mitgebilligten Kriege im Interesse der florierenden Waffenproduktionen. Menschen, die zur Flucht gezwungen, mafiösen Schleppern überlassen, zu tausenden im Mittelmeer ertrinken, an dessen Stränden wir in unsere erbärmlichen Urlaube fahren. (Urlaub kommt übrigens ureigentlich vom Wort er-lauben); Wir leben also, oder besser vegetieren in unseren (Noch)-Wohlstandskerkern in korrumpierten Abhängigkeiten und abhängigen Abwegigkeiten genau in den Formen und Modi, die uns die kapitalistische Gesellschaft in ihrem finalen Rückzugsgefecht, das sich derzeit als allumfassender Angriff und einzig gangbarer Weg gebärdet, erlaubt.


Die Angst der Eliten vor friedlicher, globaler Revolution

 

Populisten wie Putin, Le Pen, Orban, Hofer, Erdogan, Pühringer, Niessl, Kurz, Doskozil… und wer sich sonst noch angesprochen wähnt, werden von einer kalt (und falsch) berechnenden und berechneten Austeritätspolitik a la Schäuble, die Millionen von Arbeitslosen und tiefsten Sozialnotstand (Griechenland), generelle Abstiegs- und Existenzangst, vor allem im sogenannten europäischen Mittelstand zu Folge hat und durch Ängste, die von der Hetze gegen Kriegsflüchtlinge, Opfer derselben globalen Raub-Wirtschaftspolitik noch einmal verstärkt wird, genährt und gefördert. Resultat: Rechtspopulismusschwemme, der ganze braune Pegidasumpf, Rassismus im Netz, Identitäre, Rechtsruck der „Mitte“ und Entdemokratisierung und Entsolidarisierung nationaler Regierungspolitiken, zunehmende sozialpsychische Destabilisierung, Abbau sozialer Kohäsion, Anstieg von Hass und Gewalt, also die ganze Palette der Kehrseite der aktuellen europäischen Austeritätspolitik.

Die „Eliten“ haben Angst vor der globalen Revolution, vor echten SozialdemokratInnen und echten ChristInnen, vor echten humanistischen Wertehaltungen, vor aufrechten DemokrateInnen, die allesamt heutzutage schon als Linksradikale diffamiert werden, wenn sie nur menschenrechtliche und demokratische Selbstverständlichkeiten einfordern. Sie haben Angst vor dem immer noch nicht verhallten Echo des legendären Ausspruchs Guevaras: „schafft ein zwei, viele Vietnam“, dass sich ein weltweiter Aufstand für soziale Gerechtigkeit realisieren könnte und kreieren dagegen prophylaktisch höchst gefährliche Feindbilder jeglichen terroristischen Zuschnitts (IS) gegen die sie weitgehend unwidersprochen ihren antiterroristischen, legalen Staatsterror (nicht legitimierte, abenteuerliche Militärinterventionen (Irak, Afghanistan, Lybien…), rasante militärische Aufrüstung, unkontrollierter Einsatz von Killerdrohnen, Ausbau der elektronischen Massenüberwachung, Einschränkung der bürgerlichen Grundrechte), sowie diverse andere virtuelle und reale Zäune und Festungsmauern, gegen jeglichen, auch noch so friedlichen und legitimen Widerstand hochziehen können. Sie fürchten und das nicht zu Unrecht, einen neuen, weltweiten, friedlichen „Spartakusaufstand“ der Milliarden total Entrechteten, genährt und versehen mit positiven Arbeits- und Lebensvorstellungen von der weltweiten, vielfältigen, immer größer und intelligenter werdenden Zivilgesellschaft und deren Credo, dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern, angesichts aktueller Entwicklungen, überlebensnotwendig ist.

Miteinander reden und Teilen, sorgsam mit den materiellen, ideellen und kulturellen Werten umgehen, einfühlsam, dialogisch, kooperativ, Grenzen auflösen, Bildung für alle schaffen, Institutionen zum Wohle aller Menschen, mit Ziel auf eine demokratische Weltregierung. Verfeinerte, den Lebenswirklichkeiten entsprechende Demokratie, Ausbau der individuellen und gesellschaftlichen Rechte, bei gleichzeitiger Aufwertung der Gemeinden und Regionen. Eindämmung der egoistischen, national-populistischen Regierungen durch die Stärkung und Festigung einer solidarischen, demokratischen und friedlichen, den Menschen nahen Europäischen Union, also einer Union der Menschen in Europa. Ende der Waffenproduktionen, technischer und technologischer Fortschritt, wie Automatisierung, zum Profit für alle Menschen. Arbeit und/oder Mindestsicherung für alle. Die gewonnene Freizeit für sinnstiftende, sozial und gemeinschaftlich nützliche Tätigkeiten, Schluss mit Gewinn an Kriegen, Menschenhandel und Kinderarbeit.

Das Gutmenschenzeitalter steht vor der Tür

 

Es ist nicht mehr zu übersehen: Das aktuelle kapitalistische System in der Krise, kann und will die gesamte Weltbevölkerung nicht mehr beschäftigen und versorgen, produziert Krisen, zerstört die Welt und ihre Lebensgrundlagen, stürzt die Menschheit in Chaos und sinnloses Blutvergießen.

Das was wir derzeit erleben, den Aufstieg der Populisten, den Versuch der Zerstörung der Europäischen Union als Friedens- und Sozialprojekt, die Illusion Konflikte könnten durch Gewalt und Kriege gelöst werden, der wachsende Ausschluss der Mehrheit der Weltbevölkerung von Arbeit und selbst bescheidenem Wohlstand, produziert Hass, Aggression, Zerstörung, die sich letztlich auch gegen die vermeintlich Herrschenden wendet. Es braucht evidenzbasierte Politik und Wirtschaft, es braucht demokratische Teilhabe und gerechte Verteilung des Wohlstands, sinnvolle Arbeit und sinnvolles Leben für alle. Empathischen Umgang statt mörderischen Konkurrenzkampf. 

Der Mensch ist gut, er ist ein Gutmensch und dieses Zeitalter, das Gutmenschenzeitalter steht weltweit vor der Tür und ist durch nichts aufzuhalten. Machen wir die Türe auf, überschreiten wir die Schwelle. Ein Zurück in die Abgründe von Krieg und Massenvernichtung darf es nicht geben! Ergreifen wir die Chance auf eine offene, friedliche Weltgesellschaft.

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Kommentieren

24.8.16

Ich pflücke Augenblicke



25.Juli 2016.

Alles nur verlogen

Es ist ja alles nur verlogen, hinterfotzig und verbogen, wohin du auch schaust alles Schein, nichts ist authentisch, alles Werbung, Luft ist rein für die Lügner und selbst die Liebe ist im Grunde egozentrisch mutterseelenallein. Welt ist heil und nett sympathisch mit fettem Schwiegersöhnchenlächeln wie es sonst nur Hofer kann, doch dahinter brennen halt Fluechtlingsheime dann und wann, weil „Daham statt Islam“ und  "Kusch du Tschusch" und "daheim brauner Schleim", sagt das Zahnpastalächeln mit den blitzblauen Augen und geriert sich als Opfer mit herzigem Dackelblick, redet Windbäckereien und ist liebender Papi und der Demokratie bricht er nett das Genick. Viele sind ganz gerührt und entrüstet aufgerüstet, in die Irre geführt im "Daham" eingenistet, aufgehetzt, gut vernetzt, folgen Naziparolen folgsam im Internet und sie kreischen und bellen überschreiten die Schwellen hin zur Unmenschlichkeit, wollen vernichten, verjagen und zur Menschenjagd blasen, zur Ewiggestrigkeit Allzeit bereit.


27. Juli 2016

Parva Mundi

Die Welt verkleinert sich
Sie wird zum Raum
Die Wirklichkeit verfeinert sich
Sie wird zum Traum
Der gosse Hunger wird ein Löffel Brei
Die grösste Liebe kommt
Und geht vorbei


30. Juli 2016

Wollt ihr?

Wollt ihr den totalen Schutz
Dann macht nicht den totalen Krieg
Sonst kriegt ihr die totale Macht
Die macht alle tot


31. Juli 2016

Traumjägers Andacht und Einsicht

Bin so vielen Träumen nachgejagt
Die Wirklichkeit ist oft entschwunden
Und ich habe so viele Tage vertagt
Und so viele Wunder verwunden

Was gäbe ich, machte ich ungeschehen
Die Hälfte der Fantastereien
Könnte ich dafür mit Vater mehr fischen gehen
Ich hoffe er wird's mir verzeihen


1. August 2016

Ein jedes will

Ein jedes will leben
Sich zum Licht erheben
Aus Dunkel und Kält`
Ein jedes will gedeihen
Wachsen, sich befreien
Ein jedes ist eine Welt

Ein jedes will leben
Und sich weitergeben
In Ewigkeit sein
Ein jedes will lieben
Und ist doch geblieben
Am Ende allein

Wir, die das erkennen
Sind auch nicht gescheiter
Sind Sprossen der Leiter
Die wir selbst verbrennen

Ein jedes will leben
Am Rebstock die Reben
Im Feuer die Asche
Das Loch in der Tasche
...

3. August 2016

Ich pflücke Augenblicke

Ich pflücke Augenblicke aus des Alltags Garten
Und binde daraus einen Blumenstrauß
Den nehme ich, ich kann es kaum erwarten
Am Abend mit nach Haus

Stelle ich ihn dort in eine blaue Vase
Erglänzt im Zimmer Welt aus Blütenduft
Steigt kitzelnd hoch in meine Nase
Spendet mir frische Luft

Kein einziges Lächeln hat umsonst geblüht
Kein Augenblick ist unbemerkt verblasst
Wenn du, um jeden Augenblick bemüht
Versammelst Lust aus Last.

28.5.16

Himmel

















27. Mai 2016

Am Abend leuchten die Augen der Toten

Am Abend leuchten die Augen der Toten
Am Himmel auf, als wären es Sterne
Und ist der Himmel doch in unserer Brust

Sie wachsen ja mit uns in die Weite
Sie warten ja auf uns in der Ferne
Am Abend leuchten die Augen der Toten
Das wird uns manchmal auch bei Tag bewusst

Dann sind sie uns nah, umarmen und kosen uns
Und ein wohliger Schauer stellt sich plötzlich ein
Gesichter ziehen auf – und lächelnd vorüber
Wir fühlen uns bewacht, geliebt und sind nicht allein

Am Abend leuchten die Augen der Toten
Am Himmel auf, als wären es Sterne
Und ist der Himmel doch in unserer Brust


Ach, meine Himmel der Freude

Ach, meine Himmel, die mir stolz entglitten
Und meine Liebe, meine Freude, du
Ich möchte euch nicht missen, nicht um Rückkehr bitten
Ich sehe neuen Himmeln nun mit Freude zu

Wie Wolken aufblühen in Abendsonne
Wie frische Knospen an den Bäumen prangen
Die Freude stirbt nicht ab und auch nicht das Verlangen
Mit allem eins zu sein, alles in mir zu tragen

Ach, meine Himmel, die mir stolz entglitten
Ich werde euch immer tief im Herzen tragen