2.2.20

Gier-Exit





















1. Februar 2020

Ich sitz im Finstern, draußen ist es Nacht, der erste Februar in der zweiten Dekade des dritten Jahrtausends. Die Welt steht Kopf, nichts ist mehr wie es war, nur unsere Erde dreht sich still und brausend wie immer um die Sonne, wunderbar stoisch die vollkommen verrückt gewordene Menschheit noch behausend. Aus Sorge um sie bin ich kürzlich aufgewacht.

Australien brennt, der Amazonaswald desgleichen, die Kriege toben mehr denn je, Gletscher und Packeis schmelzen, der Zug entgleist, niemand stellt mehr die Weichen, Arten sterben, mal still, mal laut, die Menschenrechte werden weltweit abgebaut und überall wird weggeschaut, Europa zittert unbewusst um die Demokratie und ist paralysiert, verfettet und anästhetisiert, von Marionetten der Konzerne totregiert und immer noch wird Kapital akkumuliert und gehen die falschen Reichen über echte Leichen, nur das wird ignoriert von vollkommen abhängigen und gleichgeschalteten Ignoranten, die gestern, so wie heute ins Verderben rannten und rennen, voller Angst, manipuliert, im Glauben und verhetzt, die Fremden wären Schuld am Untergang der Erde und nicht ihr eigenes Untertanentum, als Musikantenstadelhirnverbrannte Menschenherde, gepfercht in Städtezwinger, arbeitend für Massenmörder, die an der Spitze skrupelloser, imperialer Großkonzerne, als "kultivierte", feinbetuchte Herrenmenschen die Welt in Schutt und Asche legen und das als frei und gottgewollt verkaufen, als Fortschritt und zivilisatorische Überlegenheit, die keine Alternative kennt zu neoliberal, korrupt, unmenschlich, brutal, totalen Kapital-Ismus der selbstgemachten, superdoofen Klimakatastrophen im devastierten irdischen Supermarkt-Jammertal.

Draußen dämmert der Morgen langsam fahl und mir wird kalt ich hab mir meine Ängste, im Lehnstuhl sitzend aus dem Leib geschrieben, hab die verrückte Welt in meinem Hirn, halbwegs zurecht gerückt und meine Ohnmacht wenigstens ein wenig, vorläufig vertrieben; und kehre zurück in freundlichen Schlafes Arme, bald, halbwegs beruhigt, obwohl ich weiß: Die Welt zu retten ist mir wieder nicht geglückt.

Doch irgendwo, nein überall da draußen, leben Menschen, so wie ich, alleine, schwach und ängstlich, ohnmächtig, schlafend, wach, und in all diesen Herzen, Hirnen, Händen, liegt unser aller Leben Schicksal und wenn wir demnächst zueinander finden, uns weltweit einmal freundschaftlich verbinden, werden wir das außer Rand und Band geratene, tödlich-ordentliche Chaos-Dreckssystem beenden und unser Leben hin zum Besseren wenden.























 
Blick auf Wien ohne Wien

Ein Blick auf Wien, auf Stahl, Beton und Glas
Durchzogen von der blauen Donau Band
Vor mir der Winterwiesen grünes, gelbes Gras
Darüber blauer Himmel bis zum Himmelsrand

Die Sonne, goldverbrämt, versinkt im Westen
Vor mir dein schwarzes Haar funkelt im Sonnenlicht
Ganz ohne Stadt wäre die Landschaft wunderbar
Wild, unberührt von räuberischen Menschengästen

Und ungeschrieben bliebe dies Gedicht
Das Abendlicht alleine stürbe in den Ästen
So wie es schon vor Millionen Jahren war
Wenn die Nacht hereinbricht