9.5.06

Im Mai

Was für ein Mai.
Gelassenheit
und blaue Flöckchen
zeitloser Zeit,
aus Sonne, Lächeln, Heiterkeit,
in linden Tupfen, weit gestreut.
Unkenntlich das Jahr,
vergessen die Kälte,
dass Winter war.
Es wehen die Zelte.

Ein Nachmittagsschlendern
in Paradiesen.
Der Tod hält sich still
in den Schatten verborgen.
Ich mach was ich will,
ich hab keine Sorgen
Mutter ist da, ich fühl mich geborgen.

Der Friede ist echt, der die Strassen füllt
Ein Stimmengewirr in vielen Sprachen.
Entblößte Junge. Das Menschengeschlecht
blüht unverhüllt und füllt sich die Lunge
mit Mai und Langsamkeit, und das Herz
mit Gänsehaut und Ewigkeit, mit Flieder,
Schleckeis auf der Zunge und Liebe und Lieder.
Selbstgerecht schreibe ich alles nieder

Im Mai, wenn Babys
aus den Büschen fallen,
im Hinterhof schlägern Nachtigallen
Und auch die Alten, mit energischem Schritt,
haschend nach einem Zipfelchen Glück, laufen mit,
raufen mit. Es riecht nach Würstelbuden
und nach Donaustrom,
nach Sommerferien und doppelt Lohn.
Die Politik liegt außen vor,
geht uns am Arsch vorbei.
Da sind wir auch alleine zwei,
im Mai.

4.5.06

1. Mai Aufruf

Was Gusenbauer nicht sagte, weil sein Ghostwriter zu spät zum Maiaufmarsch kam:


Etwas weniger gierig fressen
Etwas weniger besessen kaufen
Etwas mehr das Eigene vergessen
Nicht mit-, selbstständig laufen!

Auf`s Tabula Rasa nicht warten
Skandale selber aufdecken
Penthouse und Privilegiengarten
Öffnen, nicht ängstlich verstecken!

Supergagen verschenken
Breitarsch vom Machtsessel heben
Aufhören zu lenken, - denken
Kampfgeist wiederbeleben!

Globalisierung hinterfragen
Gewerkschaftsarbeit machen
Widerstand wagen
Weltweit entfachen!

Wirtschaft demokratisieren
Gerechtigkeit schaffen
Dafür, ihr Affen
Lohnt`s zu demonstrieren!

Beschluss

Der Nachrufe müde habe ich beschlossen
nunmehr vorlaut zu sein

3.5.06

Blüte im Wind

Für Christa Scheuer

Wind, pflück mir vom Zweig die Blüten
Jahre ohne Widerkehr
Tage, Städte, Menschen leer
Nichts bleibt mehr nach deinem Wüten

Grad noch Wangen Purpur blühen
Funkelauges Funkenglanz
Schneit der Schneide Totentanz
Mitten durch Lebensbemühen

Als ob Herzens Flügel schlügen
Lippenloser Kuss verfliegt
Schale Schönheit, unbesiegt
In Erinnerungs letzten Zügen

Soviel Herz, sowenig Dauer
Soviel Wärme, die erlischt
All der fallenden Blüten Gischt
Wogt im Ozean der Trauer

Wogend, immer gleich bewegend
Sturmgepeitscht, doch ungerührt
Lebt nur wer den Tod verspürt
Trotzdem sich zum Leben regend

Grüße euch, Entschwundene alle
Blüten, die ins Nichts verregnen
Weiss, wir werden uns begegnen
Und nun Blüte, falle, falle!

Willi Stelzhammer