20.7.15

Zum 63er


Schön ist es in Abendhimmelsgründen
Innezuhalten und den langen Tag zu loben
Mit zu ziehen mit den Wolken, droben
Die in immer neuen, wechselnden Gestalten
So wie ich verfliegen und ins Ganze münden.

Schön ist es die vielen Jahre, die wie Blätter sich im Wind bewegen
Gehen zu lassen, fallen zu lassen, auf den warmen Sonnenboden.
Neue werden sich in meinen Wipfeln regen
Schatten spendend warten auf den Sommerregen
Tausend Arten Grün, trotzend den schnellen Moden

Schön ist es, zu spüren seine Nützlichkeiten
Altes Herz in frischen Kapriolen
Immer noch will ich den Mond vom Himmel holen
Allumarmend schlagend mich verbreiten
Zwischen allen denkbar möglichen Polen
Ach, ich will es noch ein Stück begleiten

Unergründlich ist die Welt der Einzelwesen
Unermesslich ist die Last der Stunde
Und doch werden wir gekrönt, jede Sekunde
Die wir liebend leben und die Welt verändernd
Selbst genesen in der Freundesrunde.

Danke allen, die mich ausgehalten haben
Und noch immer nicht ihre Geduld verlieren
In den Bäumen singen Vögel leis das Lied vom großen Schlaf
Danke, Kinder und Geliebte
Ich war euch nicht immer treu und brav,
nur ein Menschentier unter den Menschentieren
das die Liebe aufrecht traf.
Glück und Dank, dass ich euch alle traf.!

13.7.15

GestalTraum

Letzte Erkenntnisse zu Entstehung und Abschluss meiner Mag.-Arbeit

Der Iphigenie-Komplex. Die Krise in Griechenland und ihre psychosozialen Folgen

Es begann mit dem aufsehenerregenden Suizid des Apothekers und mit dem Kontakt zu Despina, meiner Freundin in Athen. Erst nach meiner Feldstudie im Okt., Nov. 2013 vor Ort, in der ich die geballte Wucht der humanitären Katastrophe erkannte, kamen, quasi als unerwartete, nützliche Ergänzung 2014 die Lancet-Studie und andere, die meine qualitative Recherche auch quantitativ bestätigten.

Dann, Anfang 2015, überraschte die Welt die dramatische Zuspitzung der gärenden Problematik mit dem Wahlerfolg und der Regierungsübernahme durch Syriza. Das war in meinem Verständnis anfänglich ein Akt der Würde und der Hoffnung, sozusagen das Opfer Iphigenie, das nicht mehr Opfer bleiben will und sich endlich gegen die unhaltbaren sozialen und gesundheitlichen Zustände empört, und wider Erwarten und alle menschliche und politische Vernunft, das Trauerspiel der hinhaltenden Erpressungs-Verhandlungen der EU, die der berechtigten Empörung keinen Erfolg gönnen will und die auf der toxischen Austeritätspolitik beharrt, erleben muss.

Die große Frage, die ich mir jetzt stelle: Soll ich noch vor dem Höhepunkt der Tragödie und des kathartischen Schlusses meine kleine Mag.-Arbeit abgeben oder noch 1-2000 Jahre menschlicher Entwicklungsgeschichte damit zuwarten?

Das Ich

Ich ist ein Staubkorn, das erblühen kann
Im Nichts des Todes einer alten Welt
Vergänglich ist Ich, doch darauf kommt`s nicht an
Ich ist dem Wundersamen beigesellt

Von Dauer flüchtig, von Bestimmung vage
Schwebt Ich, vergehend, ohne Sicherheit
Und Ich sucht nicht nach Antwort, nach der Frage
Was ist das Wesen der Lebendigkeit

Ist ausgeliefert soviel unbekanntem Schrecken
Das unbekannte Selbst liegt ständig auf der Lauer
Es forscht nach Lust und Freude, Wut und Trauer
Und kann das „Wesendliche“ nicht entdecken

Ich ist ganz froh über die kleinste Dauer
Ein guter Reim verzaubert Ichens Welt
Ich wünschte, ich empfände es genauer
Was es im Grunde hier am Leben hält

Wir wollen leben, hier, im Augenblick
An jeder Stelle dieser alten Kugel
Ein jeder einzelne ist seine eigene Weltfabrik
Heute ist letzter Schultag hier in Österreich
Und das liegt in Europa und das ist ein Begriff
Und ein Konstrukt, ganz wie ein Flüchtlingsschiff
Das grad an einem Riff zerschellt, in Griechenland
An einer gleichgültigen und unwirklichenWand
Gemacht aus „Hausverstand“ und Geltungssucht
Bequemlichkeit, Gier, Arroganz, Angst und Routine
Europa ist auf einer „Lemming-Schiene“
In Richtung Einbahnsackgasse der Weltgeschichte.
Da tönt ein NEIN des Ichs vielleicht zum letzten Mal
Die Meere sind zum Untergang verurteilt
Die Luft wird knapp, das Wasser wird vergiftet
Europa, das im Malstrom abwärts driftet
Wird bald vergangen sein und wird es noch so
Schönheitsoperiert, face(book)geliftet
Es transformiert sehr schwer zur Gottheit
Sich ein Euro- Schein.
Bleibt Ich wieder allein?


4. Juli 2015

Sternsuppengefühl

Der Himmel hat sein Blau nie ausgeschrieben
Die Meere löscht kein Löschpapier
Und doch bin ich kaum je so leer geblieben
Von Dir.

Ich fühle mich wie am Blatt ein Tropfen
Bereit zu fallen auf den Grund
Ich fühle mein Herz auf einmal nicht mehr klopfen
Nur bitteren Geschmack im Mund.

Ich fühle mich wie ein Zirkusnetz
Ganz ohne Akrobat
Ein böses Sicherheitsgesetz
Ganz ohne Attentat

Ich fühle mich leer und schwer und alt
Wie eine Sternenschnuppe
Die fällt und fällt und bald verglüht
In Funkelheit sich ganz versprüht
Als Sternchen in der Suppe


GestalTraum

Widerstand leisten
Gegen das Alter
Gegen den Tod
Gegen das Absterben der Zellen
Gegen das Abendrot


12. Juli 2015

Wenn ich schreibe

Wenn ich schreibe – der Duft von Gestern
Von Küssen unterm Vollmond fremder Städte
Von Nächten voller Lieder, Liebe, Lachen
Voll Sehnsucht nach den ungeborenen Schwestern
Nach Vater und dem roten, fliegenden Drachen
Und nach der Mutter, an deren Brust ich mich bette

Wenn ich schreibe – wird alles wieder wach
Die Kinder, die ich viel zu oft versäumte
Die Liebe, die ich nicht zu leben wusste
Und alle Stärke wird auf einmal schwach
Weich wird der Seele allzuharte Kruste
Und alles wird lebendig, was ich je verträumte

Wenn ich schreibe, öffnen sich die Grenzen
Wird Zeit zum Raum, nach allen Seiten offen
Zum Fluss in dem ich frei und lustvoll treibe
Als könnte ich das Versäumte noch ergänzen
Was war, was ist, was wird, lebt, wenn ich schreibe
Voll Zweifel, Ängsten, Freude, Lust und Hoffen.