25.12.14

Rosas Gedanken



25. Dezember 2014

Meine Großmutter Rosa hat ihren Samen der Liebe und des Glaubens, des Glaubens an die Liebe, die Wunderwelt und alle möglich denkbaren Märchen, tief in mich eingepflanzt. Heimlich hat sie die Samen ausgelegt, denn meine Eltern waren gläubige Kommunisten, wie meine anderen Großeltern auch und wollten nichts von diesen „Fehlsamen“ wissen, und der Mann von Rosa war ein rosa Hallodri, ein liebenswerter Sozialdemokrat der gerne zum Heurigen ging und allen harmlosen Vergnügungen des Lebens nicht abgeneigt war.

Aber, Rosa, sie, war eine fromme und gutmütige, weiche Seele, die die mündlichen heidnisch-christlichen Geschichten ihrer Kindheit, die aus den Böhmischen Wäldern und Hügeln stammten, weiterreichte, wie den frischgebackenen Schmalzgugelhupf, die Einmachgläser Marmelade und das doppelt panierte Schnitzel, an ihren einzigen Lieblingsenkel, verkleidet als harmlose Geschichten; und dort ruhte diese Saat viele turbulente Jahre der Auflehnung, der rastlosen Suche, der Entäuschungen, Irrungen, Läuterungen und des wiederholten Neubeginnes, subversiv.

Erst jetzt, allmählich, in meinem Alter und in meiner Arbeit als Gestalttherapeut, merke ich wie Rosas Saat aufgeht, zu bunten und duftenden Blumen einer immer üppigeren Wiese des freundlichen Verstehens, der menschlichen Toleranz, der Anfreundung mit der undurchschaubaren Ambivalenz unserer menschlichen Existenz, zur möglichen Heilsamkeit.

Rosas Märchenwelt: Blumenteppich für friedliche Spiele des Austausches und der nicht wertenden Liebe, Blumenmeer des Trostes und Teilens, des Annehmens was ist und des trotzdem behutsamen Veränderungswillens, unendliche Palette der schöpferischen und gestalterischen Kreativität, beseelt von „Nichtrechthaberei“ (was mir gar nicht so leicht fällt). Ungeduldige Geduld und liebevolle Freundlichkeit, als  einzig denkbarer, gedeihlicher Teppich des Friedens, der durch keine Marschstiefel der Welt abzutreten und zum Verschwinden zu bringen ist, weil er immer wieder nachwächst, von einer Generation der Versklavung, zur nächsten, aus den längst verklungenen Worten von Rosa, im fruchtbaren Zwischenraum des menschlichen Kontakts, des mitfühlenden Dialogs und des vielfältigen Einklanges…

Bis nach den mondhellen Nächten trauerfroher Freiheitssehnsucht endlich die je individuelle Freiheit für alle anbricht, in einer goldhellen Morgenröte, die für mich bis ans Ende meiner Zeit die Züge meiner Lieben und das goldzahnblitzende Lächeln meiner Großmutter Rosa tragen wird.

Rosa, ich denke an dich und danke dir.

22.12.14

Jahresernte


Liebe FreundInnen,

Ich wünsche uns allen erholsame Tage und  ein besseres, hoffnungsvolleres,  friedlicheres Jahr 2015! 
Kraft, Nachdenklichkeit, Gesundheit, Mitgefühl, Freundschaft, Liebe!

Eine andere Welt, Veränderung, Kooperation, Gerechtigkeit und Friede, sind  möglich.
Versuchen wir, in Verbundenheit, etwas dazu beizutragen.

Alles Liebe,

Willi Stelzhammer


Ein paar Gedichte
aus 2014


Inbetween

Dankbar krähen die Krähen im Februar
Wenn die Luft mild ist am Morgen
Und die Schornsteine auf den Hausdächern blühen
Dankbar und grün erscheint das Gras
Auf den winterschmutzigen Wiesen
Durchtränkt von geschmolzenem Schnee
Und vergangener Monate Mühen

Dankbar ist jede noch lebende Seele
Über jeden empfangenen Tropfen von Licht

Sich ständig neu erfinden
Nicht unbedingt mitgehen mit den Winden
Trotzen, ankreuzen dagegen
Aber auch manchmal sie ins Segel nehmen
Und vorwärts flitzen, aber immer steuernd
Am Ruder sitzen und Kurs halten auf das Freiheitsatoll
Auf den Zwischenraumgarten der Rosen auf dem Vulkan
Jeder in seinem eigenen Kahn in seiner eigenen Art
Und Geschwindigkeit, in Liebe voll, die uns Flügel verleiht
Und Wurzeln, die ins Universum ragen


Dank an mein Herz
Kleines Einschlaflied für große Kinder

Danke, mein Herz
Dass du mir schlägst
Dass du mich trägst
Durch meine Zeit

Trage mich weit
Durch dick und dünn
Durch Freud und Leid
Zum Ende-Beginn

Jetzt, liebes Herz
Ruhe dich aus
Fühle dich in mir zu Haus

Danke, mein Herz
Für jeden Schlag
Für alle Liebe
Für jeden Tag

Kleine Fabrik
In meiner Brust
Fast unhörbar
Und wunderbar
Treibe mein Leben
Und meine Lust
Dorthin wo ich
Noch niemals war

Jetzt, liebes Herz
Ruhe dich aus
Fühle Dich in mir zu Haus

Danke, mein Herz
Bist mir das Meer
Ebbe und Flut
Wogst hin und her

Nimmst so viel auf
Glück und Verlust
Traurigkeit, Freude
Bewusst, unbewusst

Bist ganz allein
Tropfen im All
Werd` nicht zu Stein
Mein hüpfender Ball

Jetzt, liebes Herz
Ruhe dich aus
Fühle dich in mir zu Haus


Faulenzen
(im Lenz in der Au lenzen)

Einfach sein dürfen was ich gerade bin
Und fühlen was ich gerade fühle
Wolke aus Wut und Trauer, Sinn
Und Sinnlosigkeit, Wärme und Kühle

Ausregnen alle Tränen, sie auslächeln
Faulenzen in einem Zeitloch auf der Wiese
Mitten am Tag in Sternendeckenparadiese
Gekuschelt, Leben leben, statt ihm nachzuhecheln

Perle sein aus Liebe, Schmerz und Lust
Zählen die Regentropfen an den Fensterscheiben
Geschlossenen Auges saugen an der Brust
Voll leer und unbewusst bewusst und offen bleiben

Trotz Alter, Angst, Zweifel und Endlichkeit
Das Kind in mir tröstlich auf Knien wiegen
Faulenzen selbst, trotz Hektik, Gier und Kriegen
Mir eine Hängematte knüpfen aus Gemeinsamkeit

Krimkrise, Syrien, Hypo…
Politik psychotherapeutisch betrachtet

Politik – Beine am Boden, Kopf in den Sternen
Meinung, Haltung entwickeln und beständig falsifizieren
Ernsthaft, kritisch, offen voneinander lernen
Aufeinander zugehen, nicht gegeneinander marschieren

Den Stein der Weisen gemeinsam ersinnen
Trotz Disput und Wettstreit konsensbereit bleiben
Den Frieden immer aufs Neue beginnen
Einladungen, nicht Ultimaten schreiben

Menschlichkeit, Herz, Verstand nicht mit juristischen Floskeln annullieren
Demokratie nicht als Tarnung von Wirtschaftsdiktatur verwenden
Kriege vermeiden, weil sonst alle verlieren
Kooperation endlich beginnen, Konfrontationen beenden

Wenn alle von Krieg reden, nicht mitbellen, nachdenken
Die Probleme der Menschheit sind nur lösbar gemeinsam
Wenn alle vor Hass glühen, Kontakt und Liebe schenken
DiktatorInnen und FührerInnen sterben meist einsam

Manipulationskanäle abschalten, Eskalationen vermeiden
Aus „Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen“
Nicht auf die Opfer unseres Wohlstands vergessen
Für Dialog, Kompromiss, Linderung der Leiden
Hirn-, Herz- und Bauchfrequenz einschalten, sich für das Leben entscheiden

Umschalten, umdenken, nicht gewissenlos funktionieren
NEIN sagen und JA, aufstehen für das Leben, nicht für den Krieg
Wir haben nur eine Welt und es gibt keinen Sieg
Wenn wir ihn nicht alle gemeinsam erringen
Für die Freiheit für alle, nur der kann gelingen


Dazugehören

Niemand soll einsam sein und unbeachtet
Ein jedes sollte liebevoll umfangen sein
Gedrückt, geherzt, gewärmt, von Leid entfrachtet
Ein jedes sollte stehen im Sonnenschein
Gesehen, gestützt, gefördert wo es geht
Freundlich behandelt und ermuntert, schützend geborgen
Mit seiner Angst und Traurigkeit und seinen Sorgen
Die warme, weiche, dunkle Stimme eines Trostes hören
Weitab von dem Gefühl den anderen Last zu sein
Und sie in ihrem Wohlbefinden nur zu stören
Und sich zu fühlen wie am Weg ein Stein, allein
Ein jedes sollte am Leben sich betören, dazugehören.


Wir tragen unsere Kindheit immer mit

Wir tragen unsere Kindheit immer mit uns mit
Und wenn wir 90 sind, sie wird uns nicht verlassen
Auch unsere Jugend folgt uns, Schritt für Schritt
Noch in die hintersten, verlassensten Gassen

Und war sie gut, wird sie uns unterstützen
Und war sie schlecht, wiegt ihre Last uns schwer
Sie abzuschütteln wird uns nicht gelingen
Im besten Falle können wir sie nützen
Und manchmal über ihre Schatten springen
Wie über Pfützen oder übers Meer –
Sie springt uns hinterher

Im besten Falle können wir sie verstehen
Und aufnehmen in uns, die guten Seiten
Und solcherart erleichtert weitergehen
Ohne dass uns die schlechten auch begleiten

Im schlimmsten Falle sind wir schwer bepackt
Mit einem Rucksack, den wir kaum erahnen
Und segeln ziellos unter fremden Fahnen
Von fremder Hand gesteuert, splitternackt
Und fragen uns, in Gottes Namen
Wohin wir gehen und woher wir kommen
Und wissen nicht, so sehr wir uns auch fragen
Weshalb wir schwer an unserem Leben tragen


Ich danke euch-Song

Ich danke euren Händen, die mich halten
Ich danke dem fließenden Fluss
Euren Seelen, die mich schützen vor den Alltagsgewalten
Ich danke dem liebenden Kuss

Ich danke dem fließenden Fluss

Ich danke, dass ihr da seid in so naher Ferne
Ich danke euren Herzen, die auch für mich schlagen
In euren Blicken leuchten für mich alle Sterne
Und die Sonne, auch an Regentagen

Ich danke euren Herzen, die schlagen

Ich danke euren Gedanken, die ich gut verspüre
Ich danke, dass es euch in meinem Leben gibt
Ich danke euch für eure offene Türe
Ich liebe euch und fühle mich geliebt

Ich danke euch, dass es euch gibt


Tröstliche Gestalt
Für Inge und David und Dich

Wo jetzt der Vater und die Mutter sind
Im Universum und in Deiner Seele
Dort bist auch Du, ein hoffnungsvolles Kind
Dass Dich von nun an keine Schuld mehr quäle

Dass Du sie siehst, wie sie nicht konnten sein
Warm, liebevoll und ganz Dir zugewandt
Und lassen Dich nicht ungesehen allein
Und leiten dich ganz sanft an Deiner Hand

Die Mutter nimmt Dich hoch, in ihren Arm
Mit freudigem Blick und warmem Lebensmut
Der Vater lacht Dir zu, ganz ohne Harm
Beide sind nah, fühlst Du wie gut das tut
Der tiefe  Schmerz und all die Wut
In Dir, springt auf als wunderbare Blüte
Die alten Wunden schließen sich und eine sanfte Flut
Umbrandet Dich, wogendes Meer der Güte

Die warmen Tränen fließen, Dir ist nicht mehr kalt
Sind Tropfen dieses Meeres, bittersüß-ewiger Liebe
Die alte Traurigkeit wandelt sich, Wut, Gewalt
An Deinem Lebensbaum in junge frische Triebe

Und in Dir schließt Gestalt sich um Gestalt
Du fühlst es wie ein ruhiges, dunkles Beben
Du hast dich lang genug an Deinen Schmerz gekrallt
Lass los, vollende Dich, in staunendem Vergeben


Im Schlaf erdacht

Ungerührt rollen die Wogen des Lebens
Ewig sich türmend und endend im Sand
Mit ihnen zu spielen ist Ziel unseres Strebens
Willkommen ihr Wellen, ich reiche euch die Hand
Mal oben, mal unten, Grund und Himmel zu schauen
Einmal wild und bewegt, ein anderes Mal still
Nicht auf Sand und Stillstand mein Leben zu bauen
In der Welle zu bleiben, ist das was ich will
Wie das Herz schlägt, in Wellen, wie die Liebe kommt und geht
Überschreiten alle Schwellen, wie die Erde sich dreht.
.
Ich kann nicht mehr geben als das was ich habe
Ich kann nicht mehr haben, als das was ich bin
Ich freue mich täglich an meinem Leben
Jeder neue Tag ist eine schöne Gabe
An jedem Augenblick will ich mich laben
Er und ich selbst geben mir meinen Sinn


Atlantischer Ozean
Jung & Alt = eins. Poesie und Romantik:
Wellenpaare, im Auf und Ab der Jahre

Du, Junger, voller Kraft und Saft
Der Kälte und des Winters Sturm
Trotz bietend, warm und fabelhaft
Ein dünnes Hemd deckt heißes Herz
Dein Lächeln lässt den Tod erschauern
Und heller wird des Dunkels Schwärze
Durch unschuldige Leidenschaft
Fernab von Rechnung und Kommerz
Du musst noch kaum etwas bedauern
Auf roten Lippen blüht der Scherz
Ganz frisch im Leben dich einmietend
Du kennst kaum eines Zweifels Haft
Du, Junger, voller Kraft und Saft
In wilder Brandung, stolzer Turm

Die Poesie und die Romantik
Sind Wellenpaare im Atlantik
Im ewig wogenden Auf und Ab
Von der Geburt bis hin zum Grab
Die Poesie und die Romantik
Sind Wellenpaar uns im Atlantik
Und bringen uns im Weltgetue
Endlich Ruhe

Du, Alter auf des Bettes Scholle
Der Kälte und des Winters Sturm
Trotz bietend, koste es was es wolle
In dünnem Hemd, mit hoher Stirn
Dein Lächeln lässt den Tod erzittern
Und leuchten hohen Gipfels Firn
Unmöglich dass er dir da grolle
Mit so viel Glut im Augenglanz
Soviel Gestalt aus so viel Splittern
Und mehr als ganz, bereit zum Tanz
Da muss er Ehrfurcht dir entbietend
Das Leere öffnen für das Volle
Du, Alter auf des Bettes Scholle
In wilder Brandung stolzer Turm

Die Poesie und die Romantik
Sind Wellenpaare im Atlantik
Im ewig wogenden Auf und Ab
Von der Geburt bis hin zum Grab
Die Poesie und die Romantik
Sind Wellenpaar uns im Atlantik
Und bringen uns im Weltgetue
Endlich Ruhe


 P.S.

 Wos is des fia a Zeit?


I twitter mi wegga, ois geht ma aum Wecka
De IS is weu a Kris is, ziag aussa den Stecka
De Gabalierhansln mit de Christkindlgansln
Des is ja zum Kotzn, glotzn aus jeda Glotzn
Is des neichaste I phone jetzt mei phone oder dei phone
In da augfüdn U-Baun bin I liaba glei Klon
Wisch ma gratis in Oasch aus mid Österreich und Heit
Loss draussn dastessn si im Kaufrausch de Leit…
Wos is des fia a Zeit? Wos is des fia a Zeit?


An einem Tag wie diesem

An einem Tag wie diesem, im Dezember, grau
Als ich nicht aufstehen wollte und nicht schlafen konnte
Mit einem Himmel schmutziggrauer Fliesen, über dem Gemeindebau
Als ich dem Leben grollte wegen seiner immer gleichen Horizonte

An diesem Tag, den ich so grau gefunden, so hoffnungslos und leer
Haben die Stunden im Gespräch mit anderen Wesen
Allmählich meine Angst und Wunden
Mit einem Hauch von Zärtlichkeit und Menschlichkeit verbunden
Und plötzlich lastete das Leben nicht mehr gar so schwer
Am Ende dieses Tages war ich fast genesen.

Ingeborg Bachmann: die Menschen sterben nicht, sie werden ermordet


Ermordet wird der/die ungeliebt und unbeachtet nur die Zeit verdämmert
Ermordet wird der Arbeiter, der unbedankt Häuser und Straßen, Brücken baut
Der gräbt und feilt und hämmert
Ermordet wird das Kind, das in den Schulen eingeparkt oder in Flüchtlingszelten eingesargt die Welt durchschreitet, meistens unbegleitet und alleine
Ermordet, Männer, die in Uniformen des Starkseins und des Siegens alle Konkurrenz ausrotten bis am Ende sie erliegen, Zwängen, Normen, weil sie zuwenig Achtung und auch Liebe kriegen
Ermordet schließlich auch, in Einsamkeiten, auf überfüllten Gängen der Asyle, oder alleine in leerer Wohnung, diese allzuvielen, traurigen Gestalten, - unsere Alten
Menschen, ermordet, ohne zwischenmenschliche Begegnungen, auf Nummern reduziert, die austauschbar nur in Statistiken und in Bilanzen tanzen
Ermordet, ausgelöscht die helle Schar im Friedhof dieser Welt, so universumsvoll, nur in Erinnerung lebendig und in der Fantasie
Die Menschen sterben nicht, ermordet werden sie, von dir und mir, die Dasein überbordet,
ermordet. Nur unsere Liebe kann sie leben lassen, nicht unser Hassen.

17.11.14

Tröstliche Gestalt


Wo jetzt der Vater und die Mutter sind
Im Universum und in Deiner Seele
Dort bist auch Du, ein hoffnungsvolles Kind
Dass Dich von nun an keine Schuld mehr quäle

Dass Du sie siehst, wie sie nicht konnten sein
Warm, liebevoll und ganz Dir zugewandt
Und lassen Dich nicht ungesehen allein
Und leiten dich ganz sanft an Deiner Hand

Die Mutter nimmt Dich hoch, in ihren Arm
Mit freudigem Blick und warmem Lebensmut
Der Vater lacht Dir zu, ganz ohne Harm
Beide sind nah, fühlst Du wie gut das tut

Der tiefe  Schmerz und all die Wut
In Dir, springt auf als wunderbare Blüte
Die alten Wunden schließen sich und eine sanfte Flut
Umbrandet Dich, wogendes Meer der Güte

Die warmen Tränen fließen, Dir ist nicht mehr kalt
Sind Tropfen dieses Meeres, bittersüß-ewiger Liebe
Die alte Traurigkeit wandelt sich, Wut, Gewalt
An Deinem Lebensbaum in junge frische Triebe

Und in Dir schließt Gestalt sich um Gestalt
Du fühlst es wie ein ruhiges, dunkles Beben
Du hast dich lang genug an Deinen Schmerz gekrallt
Lass los, vollende Dich, in staunendem Vergeben


Ich lieg im Gras
Fortsetzung des "Abendliedes", 31 Jahre danach

Ich lieg im Gras, denk an die Welt
Sie machen draus ein Massengrab
Da über mir das Himmelszelt
Ist alles was ich für mich hab

Die Sonne und die Sterne auch
Die Meere und die Erde all
Ihr Reichen, ist am End nur Rauch
Nach eurer Herrschaft kommt der Fall

Verschieden sind wir Menschen, bunt
Ein jeder frei und dennoch gleich
Allein die Liebe macht gesund
Schafft uns das Diesseitshimmelreich

Denn Sterben müssen alle hier
Habt keine Angst, lebt euren Tag
Wir leben nur im Jetzt und hier
Wir nehmen uns, was kommen mag.

Wir machen uns das Beste draus
Wir  wärmen uns an jedem Du
Ist unser Leben einmal aus
Dann gehen wir, in großer Ruh


8. November 2014

Alter, mit Brillen, wartend auf den Bus

Die Nacht war lau und die Straßen waren voll von Menschen. Es war November 2014 und es regnete und meine Gedanken liefen hin und her und stießen gegen Wolken und Nacht und es war schwer auf einen grünen Punkt zu kommen oder auf einen Zweig.
Die Nacht war dunkelblau und Lichter tropften auf die Erde nieder. Ich sprach zu mir selber und verstand nicht was ich sagte. Die Worte verloren ihr Blut, nur mehr die Knochen, Gelenke, Sehnen klapperten und schnalzten bewegt und sinnlos weiter. Stimmen von Ideen und Bildern überzogen, für niemanden sichtbar, diese Novemberwelt in Lichtgeschwindigkeit in alle Richtungen und Orientierungen, im Orient, im Westen, Süden, Norden, hervorbringend nur das Brodeln von unaufhörlichen Signalen und Zeichen, die es gar nicht gab, ummantelnd wie eine Suppe unsere alte Kugel.
Ich atmete. Ein Mensch mit dunklen Augen und dunklen Haaren sah mich an, befremdet, denn ich redete mit mir, halblaut, ein verunsicherter, bebrillter Alter im Wartehäuschen, wartend auf den Bus. Die Nacht war lau…
   

Mit der Vespa bei meiner Tochter Elena im Riva
(Dank Lucian, der mit mir seine Vespa teilt)

Mit der Vespa bin ich mehr draußen in der Natur
Mit der Vespa fühl ich mich nicht mehr neben der Spur
Mit der Vespa bin ich  im Straßendampf irgendwie frei
Mit der Vespa fühl ich im Lebenskampf mich mehr pur
Mit der Vespa bin ich in grauer Stadt bunt mit dabei

Mit der Vespa unterm Hintern kann ich frühlingshaft überwintern
Sausen und brausen, schwingen und schweben, einfach leben

Mit der Vespa bin ich mobiler und langsamer schnell
Mit der Vespa fühl ich, ziviler, mich direkt am Quell
Der Elemente des Lebens, der Liebe, mit spaßigem Schwung
Auf der Vespa elegantem und lustigem Klappergestell
Dank der Vespa fühl ich als alter Esel mich jung

Mit der Vespa unterm Hintern kann ich frühlingshaft überwintern
Sausen und brausen, schwingen und schweben, einfach leben

Wenn du auch Vespa liebst nehm ich am Sozius gerne dich mit
Weil auf der Vespa, das lass dir gesagt sein, ist schön jeder Ritt
Auf meiner Vespa, lach mich ruhig aus, darf ich Glücksritter sein
Für meine Vespa brauch ich zum Glück nur ein Schlückchen Sprit
Mit meiner Vespa bin ich zur Not auch gerne allein

Mit der Vespa unterm Hintern kann ich frühlingshaft überwintern
Sausen und brausen, schwingen und schweben, einfach leben


15. November 2014

Im Schlaf erdacht

1.
Ungerührt rollen die Wogen des Lebens
Ewig sich türmend und endend im Sand
Mit ihnen zu spielen ist Ziel unseres Strebens
Willkommen ihr Wellen, ich reiche euch die Hand
Mal oben, mal unten, Grund und Himmel zu schauen
Einmal wild und bewegt, ein anderes Mal still
Nicht auf Sand und Stillstand mein Leben zu bauen
In der Welle zu bleiben, ist das, was ich will
Wie das Herz schlägt in Wellen, wie die Liebe kommt und geht
Überschreiten alle Schwellen, wie die Erde sich dreht.

2.
Ich kann nicht mehr geben als das was ich habe
Ich kann nicht mehr haben, als das was ich bin
Ich freue mich täglich an meinem Leben
Jeder neue Tag ist eine schöne Gabe
An jedem Augenblick will ich mich laben
Er und ich selbst geben mir meinen Sinn