18.6.17

der geschenkte Tag




















Mund voll Mehl

 

Ich hab den Mund voll Mehl
Einen bitteren Geschmack in meiner Seel
Zermahlen fuehl ich mich in meiner Ruh
Mein bitter Ich sucht nach dem süßen Du

Der sauren Tage Brot in meinem Leib
Der Erde Stein und Staub und nackte Not
Ich sehne mich nach Kuss und Brust und Milch und Weib
Dass ich trotz Angst und Weh und Kält am Leben bleib
In dieser Welt voll Tod

Die Augen brennen, köstlich ist das Licht
Von draussen schimmert klingendes Getoen
Blut rauscht in meinen Ohren und es bricht
Ein neuer Tag an wild und mild und sterbenschoen


In Pensionserwartung



Ich kauf mir eine Ente
Es kommt die Zeit der Rente
Die Ente muss aus Gummi sein
Dann spring ich in die Wanne rein
Das Wasser muss al dente sein
Und hab gute Momente


AMANDLA AMANDINE


Amandla amandine
Der Traum wird zur Rosine
Die Wolke wird zum Fluss
Die Traene wird zum Kuss
Den ich mir verdiene

Amandla amandine
Im Heu liegt die Kusine
Auf der Suche nach der Nadel
Mit einem nackten Wadel
Am Lavendel sitzt die Biene

Amandla Amandine
Heißt meine Limusine
Sie ist blau wie die Provence
Gefährt eines Fauns
Besser als eine Draisine

Amandla Amandine
Wie ein Zug ohne Schiene
Fährt sie querfeldein
Und lässt mich nie allein
Und trägt nie Trauermine

 

Freier Tag


Der Tag gehört dir ganz allein
Lass dir nichts anderes sagen
Jede Wolke jeder Windstoss, jeder Stein am Wegrand
Gehören dir allein
Heute und an allen Tagen

Du musst nicht besitzen wollen
Den Mondschein und das Donnergrollen
Das Rauschen von Regen und Meer
Du wirst den Tag nicht behalten können
Du wirst ihn nur gestalten können

Lauf ihm nicht hinterher
Dem Duft der Rosen, dem Grün der Blätter
Lächeln, Blicken, Liebe, süßestem Schlaf
Sie kommen in Wellen bei wechselndem Wetter
Mal süß und mal bitter, mal leicht und mal schwer

Der Tag gehört dir allein du musst in ihm nur sein
Du brauchst dich nicht zu beeilen
Sei einfach da, mit allen deinen Sinnen da
Sei in der Welt dem Lebendigen nah
Und geniesse das Glueck es zu teilen.



















So ist es eben!

40 Jahre Longo mai Eisenkappel
Fest am Stopar-Hof

Die Welt entgleitet uns, das Wollen nützt sich ab
Ein stiller Rauch steigt auf von allen Dingen
Ein Nebel und ein Rauschen dämpfen Alltagstrab
So manches will dir nicht mehr ganz gelingen

Die Sonne scheint, der Mond wirft seinen Glanz
Und seinen Schatten auch, vor deine Füße
Ein kleiner Schmerz mischt sich in jeden Tanz
Und in die Luft - der lang Verschwundenen liebe Grüße

Das Rauschen, ist`s der Bach, der Tinitus?
Die süßesten Früchte, die zum Greifen nah
Dich locken, bleiben unerreicht oft
Doch dabei ist es noch lang nicht Schluss

Denn wilde Früchte sind für alle da
Und manchmal pflückst du eine, unverhofft
Fällt sie dir reif vom Ast vor deine Füße
Und  labst dich hungersatt an ihrer frischen Süße

Die Welt entgleitet uns, da hilft kein wildes Wollen
Der Mensch, dein Nachbar, Bruder, Schwester, Kind
Die Frau, der Mann, im dumpfen Donnergrollen
Der Lebensblitze, werden alt und krank und taub und blind

Verschwinden, dann und wann, im Lauf der Zeit
In der Geschichte dunklen Landschaftsfalten
Wir, die noch da sind, nützen die Gelegenheit
Trotz großer Trauer tiefe Freude zu entfalten

Freude am Dasein, das uns leise zerrinnt
Wie Wasserfarben, blass auf weißen Grund
Und wollen bis zuletzt das Bild gestalten
Von einer Welt mit rotem, lachenden Mund

Noch im Verschwinden wissen wir mit Sicherheit
Wenn wir die Jungen sehen, die uns mehr als spiegeln
Der wilde Lauf der Freiheit ist nicht aufzuhalten
Durch Mauern, Zäune, Schlösser, Gitter, Riegeln

Wir gehen unseren Schritt in euren Schritten weiter
Seit jeher durch Millionen Gräber, Gräben
Diese Gewissheit stimmt uns friedlich heiter
Bei aller Gier und Macht- und Todesstreben

Nach Weltherrschaft, Endsieg, vollkommener Weltzerstörung
Kraft Größenwahns und kapital dumpf geiler Idiotie
Erhebt sich doch aus Schrecken, Leid und Krieg, - Empörung
Das immerwährende Leben und ein freches: Ihr kriegt uns nie!

Die Welt entgleitet uns, das Wollen nützt sich ab?
Es werden andere sich dereinst mit uns erheben
Ein neuer Mensch steigt noch aus jedem Grab
Die Freiheit lacht zuletzt, so ist es eben.

Danke für diesen geschenkten Tag

 

Danke fuer diesen geschenkten Tag
Das blaugrüne Wasser, das ich so mag
Den Himmel, der sich blau darüber spannt
Das Grün der Huegel und der Uferwand

Danke fuer das Glitzern der Wellen
Ihrem Spiel ins Dunkle aus dem Hellen
Danke dem Gras das sich im Wind bewegt
Der Ruhe die sich auf meine Seele legt

Danke dem Du das mich wechselnd begleitet
Der tiefen Treue die das Herz mir weitet
Danke dem Dasein das mich lieben laesst
Ich geniesse dich, Tag und halte dich nicht fest


Ihr zwei dicken Wolkenfische


Ihr zwei dicken Wolkenfische vor der Sonne, zieht vorbei
Ich will endlich Sonnenbaden, dicke Fische, gebt sie frei
Ihr werft einen Riesenschatten wie ein Walfisch, wie ein Hai
Ich bin nur ein Sonnenbärschchen
Und will Sonne, zieht vorbei!

Ihr könnt mich doch nicht verarschen
Lasst die Sonne, geht nach Haus
Sie gehört den Sonnenbarschen
Los, zieht Leine, spuckt sie aus

Endlich sind sie abgezogen und der Sonne heisse Helle
Wärmt Rotfedern, Krebse, Barsche
Selbst das Fell von der Forelle
Sonne, allen Lebens Quelle
Wärm auch mir den Arsch
                                                    

Die große Reise 

Poetische Gedanken eines Gestalttherapeuten
heute, ausnahmsweise alleine, beim morgendlichen Kaffeekochen in der Küche

Bald gehe ich auf die große Reise
Auf die ich mich nicht wirklich freue
Und möchte euch von Herzen sagen
Dass ich, nicht nur des Reimes wegen
Von allen meinen verflossenen Tagen
Nicht einen einzigen bereue

Ich dachte immer das Leben sei ein Märchen
Allmählich verstehe ich, inmitten von grausamen Plunder
Von Lebensjährchen zu Lebensjährchen
Es ist ein einzigartiges Wunder
Und es hängt an einem seidenen Härchen
Das wir inmitten von allen Urgewalten
In unseren zitternden Händen halten

Euch allen aus meinen entschwundenen Tagen
Die mich begleiten, und das waren viele und auch nicht viele
Im Lachen, in Liebe, im Streiten, im Spiele
Möchte ich sagen, dass ihr in meinem beredten Schweigen
Immer Teil seid von mir und ich will euch endlich
Meinen Respekt und meine Liebe zeigen
Was mir nicht immer leicht fällt, wie ihr vielleicht wisst
Aber ich bin keiner, der auch nur irgendetwas vergisst

Ich dachte immer das Leben sei ein Märchen
Allmählich verstehe ich: inmitten von grausamen Plunder
Von Lebensjährchen zu Lebensjährchen
Es ist ein einzigartiges Wunder
Und es hängt an einem seidenen Härchen
Das wir inmitten von allen Urgewalten
In unseren zitternden Händen halten

Ich sage euch Danke, ihr habt mein Leben geteilt und belebt
Mich irgendwie streckenweise ausgehalten
Gemocht, auch geliebt, auch wenn ich es nicht immer spüren
Oder glauben konnte, ihr öffnetet meine Herzhorizonte
Und ich bedauere es, sollte ich euch verletzt, oder enttäuscht haben
Es war nicht meine Intention. Allzuoft stürmte ich auf und davon
Meiner Fantasie und meinen Träumen nach
So bewusst war ich mir dessen nie und ich stiftete oft Ungemach
Auf meinem instinktgeleiteten Weg, die ganze Welt lag für mich brach
Und das einzige was ich mit Gewissheit sagen kann:
Ich fühlte mich stets frei, das war und ist mein Privileg

Ich dachte immer das Leben sei ein Märchen
Allmählich verstehe ich: inmitten von grausamen Plunder
Von Lebensjährchen zu Lebensjährchen
Es ist ein einzigartiges Wunder
Und es hängt an einem seidenen Härchen
Das wir inmitten von allen Urgewalten
In unseren zitternden Händen halten

Meine Kinder, meine Eltern, meine nächsten Verwandten
Meine Freunde, meine Lieben
Ich wurde auch von euch weitergetrieben
Ihr habt mit an meinem Leben geschrieben
Und ich war vielleicht nur eine Fußnote, ein Komma
Oder ein Bindestrich in eurem Leben
Ich habe oft den Nächsten nicht genug gegeben
Aber ihr seid mir an jeder Straßenecke begegnet
In sovielen Unbekannten, auf sovielen Straßen
In Kinderlachen, im Krankenzimmer, in den Menschen
Die mir heute gegenübersitzen und saßen
Ich habe mich immer der Familie Mensch zugehörig gefühlt
Nächstenliebe und Fernstenliebe waren in mir vereint
Haben mich auf Trab gehalten und tief aufgewühlt
Haben meine Wege und Abwege besternt
Ach, ich lernte soviel, so sehr, so schwer, so leicht
Und habe nie genug gelernt und erreicht

Ich dachte immer das Leben sei ein Märchen
Allmählich verstehe ich: inmitten von grausamen Plunder
Von Lebensjährchen zu Lebensjährchen
Es ist ein einzigartiges Wunder
Und es hängt an einem seidenen Härchen
Das wir inmitten von allen Urgewalten
In unseren zitternden Händen halten

Angst, die Angst meiner Gegenüber
Habe ich bis zum Gehtnichtmehr in mich aufgenommen
Bin mit in tiefste Abgründe gestürzt
Und durch ungeheure Meereswogen geschwommen
Habe die furchterregendsten Gebirge erklommen
Und aber das stille Leben eines Kleinbürgers auch nicht verachtet
Sondern allzuoft selbst gelebt und genossen
Ach, wie schnell ist mein Leben bisher verflossen
Und tief in mir sitzt ein kleines Kind
Und weint in der Nacht, dieses Kind bist auch du
Und durch sein Schluchzen ist schließlich die Welt aufgewacht
Und setzte sich an sein Bett und spendete Trost und Ruh
Komm, weine ruhig, oder weine nicht
Sei für alles bereit, noch ist es nicht die Zeit
In meinen dunklen Schoß zurückzukehren
Noch kannst du strampeln, lieben, dich wehren
Noch ist dein Leben hell und famos grenzenlos
Noch kannst du den nächsten Morgen begehren
Sei ruhig, mein Kind, schlaf
Und wenn es Zeit ist, wenn es soweit ist, lass los

Ich dachte immer das Leben sei ein Märchen
Allmählich verstehe ich: inmitten von grausamen Plunder
Von Lebensjährchen zu Lebensjährchen
Es ist ein einzigartiges Wunder
Und es hängt an einem seidenen Härchen
Das wir inmitten von allen Urgewalten
In unseren zitternden Händen halten