20.6.15

Auf zur "Lichtermeerheit"!




 

Für eine globale, demokratische, inklusive „Lichtermeerheit“

Es ist schon erstaunlich, dass Demokratie, demokratische Politik und Wirtschaft, aus dem biopsychosozialen Gesundheits- und Krankheitsbild-Verständnisansatz bis heute weitgehend ausgeschlossen sind. Oder kennt ihr viele PsychotherapeutInnen, Ärztinnen oder VertreterInnen anderer Gesundheitsberufe, die sich aktiv in die aktuellen Gesellschaftsproblematiken einbringen, die die Menschen zunehmend verunsichern, verstören und aus dem Lot bringen und die soziale Kohäsion zerstören? Sollten sie aber!

Demokratie – Herrschaft des Volkes, die dem Menschen (allen Menschen) die in Gesellschaft leben, ein gedeihliches Miteinander sichern soll, ist wie der individuelle Gesundheitszustand, nie etwas ein für allemal gegebenes und gesichertes Grundsätzliches, Selbstverständliches, muss permanent gepflegt, behütet, gefördert und vor allem bewusst und öffentlich erkennbar angestrebt und gegen jedwede populistische, schreckliche Vereinfachung (egal aus welcher Richtung sie kommen mag), oder gar Infragestellung, offensiv verteidigt, gestärkt, an die Veränderungen der gesellschaftlichen Entwicklungen adaptiert, ständig verbessert und ausgebaut werden. Und zwar nicht nur von den überforderten „ExpertInnen“, PolitikerInnen, und deren (nicht alle!) medialen WasserträgerInnen, sondern von jeder, jedem einzelnen von uns. Demokratie ist Prozess und gesundheitlich unverzichtbares Allgemeingut.

Demokratie beinhaltet grundlegende moralische, ethische, bestmöglichst in der Verfassung abgesicherte Werte wie Achtung der Menschenrechte, Einhaltung der Grundfreiheiten, Recht auf freie Meinungsäußerung und politische Organisation, freies Wahlrecht, freie Glaubenszugehörigkeit, Recht auf Arbeit, Wohnen, Bildung, Gesundheit, Glück, Respekt und Schutz des Leibes und des Lebens, des Schutzes vor Verfolgung jeder Art, das Recht auf individuelle, freie Lebensgestaltung, Beziehung und Sexualität und eine gleiche, gültige, wahrgenommene Stimme, gleich welcher Herkunft und welchen Geschlechts man/frau/kind auch sein möge. (Es gab übrigens einmal sogar ein Volksbegehren für die Aufnahme des Sozialstaats in der österreichischen Bundesverfassung. Erinnert sich wer dran?). Rechte, die keinesfalls, auch nicht per Mehrheitsentscheidung, auch nicht in direktdemokratischen Verfahren, ausgehebelt werden dürfen. Demokratie darf nie gegen Menschenrechte eingesetzt werden, denn dann ist sie keine mehr. Das sollte uns bewusst sein und das ist die rote, oder vielmehr bunte Linie, die in keinem Fall überschritten werden darf.

Erstaunlich wie wenig in der Ätiopathogenese von massenpsychischen Störungen und gewalttätigen Entgleisungszuständen, auch wenn sie im Alltagsgewand des „banalen Bösen“, wie jetzt leider immer häufiger, daherkommen und als "normale politische Gestaltungsmittel" dargestellt werden (Krieg, Revolutionen, Pogrome, politische und wirtschaftliche willkürliche Herrschaftsentscheidungen und strukturell gewaltanwendende Machtausübung mit oft verheerenden, Demokratie und Menschenrechte verletzende Folgen, wie in Griechenland oder anderen strukturschwachen süd-oder osteuropäischen Ländern, gar nicht zu reden von den sog. "Entwicklungsländern" der sog. 3. Welt), die Demokratie als soziales und sozialpsychologisch leitendes „Gesundheitskriterium“ einer Gesellschaft vorkommt und auch als solches wahrgenommen und behandelt wird und eben die tragende Rolle spielt, die sie zweifelsohne seit ihrer Erfindung als politisches Gleichgewichtsinstrument mit befriedender Ausgleichsfunktion divergierender, konfliktueller Interessensgruppen, hat, bezw. haben sollte. Im Gegenteil, wir erleben eine Abnützung und Abwertung dieses Begriffes, denn, allen oben genannten Sinnes entlert, wird er von den globalen Machthabern oft nur als Tarnung für aggressive Wirtschaftsexpansion, Ausbeutung, Aufrüstung, Angriffs- und Raubkriege, zur Herrschaftssicherung der Machteliten verwendet.

Es ist Zeit den Begriff der Demokratie zu rehabilitieren, ihre tatsächliche Bedeutung, angesichts der profunden, systemischen Krise weltweit neu und breit zu diskutieren, mit aktuellen Inhalten und Leben zu füllen, auf die anderen, auch die Andersdenkenden freundlich und kritisch zuzugehen und die Mitmenschen offen einzuladen den vernünftigen Weg zu einer globalen, demokratischen, friedlichen, inklusiven und qualitätsvollen „Lichtermeerheit“ auf der Höhe der Probleme unserer Zeit einzuschlagen. Dass Lichtermeerheiten möglich und notwendig sind, haben wir, in hellen, partikularen Augenblicken der Zivilcourage, des Anteilnehmens und des persönlichen Engagements, in der Geschichte schon des öfteren erlebt. Auch hier bei uns. Eine andere Welt als die aktuelle ist denkbar und daher möglich. Ein anderes Europa, ein anderes Griechenland, ein anderes Österreich und sogar ein anderes Burgenland.

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