22.12.13

Atheistisches Gedichtgebet für Ute Bock



Das Bedürfnis zu glauben...


Das Bedürftnis zu glauben, an das Gurren der Tauben, an das Mondlicht, an die Schatten der Wolken, an die rollenden Steine unter der Brandung, an die Sterne im Himmel, an die Blumen der Erde, an das ewige Spiel der Wellen, an das Feuer der menschlichen Herde, das geteilte Nachtmahl und das offene Haus für die rastlosen Müden

Das Bedürfnis zu glauben, an die Seele in den Augen-Blicken, an die Begegnungen der Liebe, an das gemeinsame Reden, Singen und Tanzen

Das Bedürfnis zu glauben, an den Soldaten, der nicht auf den Feind schießt, an die Nachbarn, die die Verfolgten verstecken, an die arme Familie, gleich welcher Herkunft und welcher Geschlechts-zusammensetzung, die ihr kärgliches Essen mit noch Bedürftigeren teilt

Das Bedürfnis zu glauben, dass unser Leben sinnvoll sein kann und die Menschen friedliche Geschöpfe sein können, die Sorge tragen, um die Zukunft der Welt und ihrer Kinder und Kindeskinder

Das Bedürfnis zu glauben, dass Wunden heilen und Worte und Taten trösten, dass Wunder realisierbar und eine andere Welt möglich sind

Das Bedürfnis zu glauben an das/die/den Andere(n), an den Flaum deiner Haare, an die Süße deiner Mundwinkel an die Weichheit deines Fleisches und dass ich mich verlieren kann in den Traumwäldern und Lichtungen der Poesie des Alltags, der Würze unserer sterblichen, unsterblichen Existenzen und Ideen. Das Bedürfnis zu glauben, an Dich und an mich, an uns

Das Bedürfnis zu glauben, an die schützenden Flügel von Engeln und Tauben

Ich glaube an die Kraft des Lebens, des fließenden Flusses, des fallenden Regens, des unerwarteten Kusses, des freien Blickes auf freie Natur. Ich glaube an den Sex und die Zeugung neuen Lebens, ich glaube an die Nützlichkeit des natürlichen Sterbens, an das Glück der Liebe und der gelungenen Arbeit. Ich glaube an Empörung, Gestaltung und Veränderung. Ich glaube an die Kraft der Schwäche und die Kraft des Verzeihens und die Gnade des Verschwindens in den Tiefen der Elemente, an die Rückkehr zum Ganzen.

Ich glaube nicht an die selbsternannten, oder erfundenen HohepriesterInnen einer jenseitigen Macht, im Lohndienst der diesseitigen Herrschaft. Ich glaube an die Freiheitsfähigkeit des Menschen. Ich glaube an die Notwendigkeit eines menschlichen Glaubens abseits der Horden und Herden, abseits der Führer, Verführer, Geführten und Verführten, der Waffensegner, Waffenproduzenten und Waffenverwender, Menschengebraucher und Verbraucher, der dogmatischen Zwängler, politischen und wirtschaftlichen Psychopathen, die sich zu irdischen Gottheiten aufschwingen und uns in ihre vorgefertigten Ideologie- und Religions- Arbeits- und Lebensformen pressen wollen, in bewusst, oder unbewusst brutal-grausamer, scheinbar demokratischer „Sanftmut-Toleranz-Benützungs- und letztlich Vernichtungsabsicht“.

Ich glaube an kooperative Sozialität bei intakter, individueller Autonomie und an das Recht jedes/jeder Einzelnen auf absoluten Respekt seiner/ihrer Einzigartigkeit, Originalität und, ach, so bitteren Unersetzlichkeit.

Liebe Frau Bock, ich danke Ihnen herzlich und wünsche Ihnen alles Gute und Genesung.

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