6.9.14

Leise kommen die Änderungen



Dazugehören

Niemand soll einsam sein und unbeachtet
Ein jedes sollte liebevoll umfangen sein
Gedrückt, geherzt, gewärmt, von Leid entfrachtet
Ein jedes sollte stehen im Sonnenschein
Gesehen, gestützt, gefördert wo es geht
Freundlich behandelt und ermuntert, schützend geborgen
Mit seiner Angst und Traurigkeit und seinen Sorgen
Die warme, weiche, dunkle Stimme eines Trostes hören
Weitab von dem Gefühl den anderen Last zu sein
Und sie in ihrem Wohlbefinden nur zu stören
Und sich zu fühlen wie am Weg ein Stein, allein
Ein jedes sollte am Leben sich betören, dazugehören.


25. August 2014

Tage, die ich liebe

Das sind die Tage die ich liebe
Wo alle Dinge da sind, einfach in der Sonne liegen
Ich mische mich unter die Tagediebe
Mit denen, unter blauem Himmel, ich
Eine ruhige Kugel schiebe
Und weiße Wolken fliegen, weiß ich wohin
Und auch verfliegen, langsam aus den Gliedern
Angst, Horror, Ausweglosigkeitsgefühle
Und gerne setze ich mich zwischen alle Stühle
Froh, dass ich bin
Das kalte Blut der Adern wandelt sich zu Wein
Unsinn zu Sinn und Trauerchöre
Werden Liebeslieder
Und langsam fühle ich, ich lebe wieder
Und alle meine Toten sagen: du darfst glücklich sein.


Wir tragen unsere Kindheit immer mit

Wir tragen unsere Kindheit immer mit uns mit
Und wenn wir 90 sind, sie wird uns nicht verlassen
Auch unsere Jugend folgt uns, Schritt für Schritt
Noch in die hintersten, verlassensten Gassen

Und war sie gut, wird sie uns unterstützen
Und war sie schlecht, wiegt ihre Last uns schwer
Sie abzuschütteln wird uns nicht gelingen
Im besten Falle können wir sie nützen
Und manchmal über ihre Schatten springen
Wie über Pfützen oder übers Meer –
Sie springt uns hinterher

Im besten Falle können wir sie verstehen
Und aufnehmen in uns, die guten Seiten
Und solcherart erleichtert weitergehen
Ohne dass uns die schlechten auch begleiten

Im schlimmsten Falle sind wir schwer bepackt
Mit einem Rucksack, den wir kaum erahnen
Und segeln ziellos unter fremden Fahnen
Von fremder Hand gesteuert, splitternackt
Und fragen uns, in Gottes Namen
Wohin wir gehen und woher wir kommen
Und wissen nicht, so sehr wir uns auch fragen
Weshalb wir schwer an unserem Leben tragen


Reime sind
Keime einer
Neuen Welt
Die wir spüren
Worte sind Orte
Die uns zu ihr
Führen




Scheue Katze

 Schwarze Katze sitzt
Scheu unterm blauen Stuhl
Ist da und auch fort


Mein Glück und mein Fluch

Mein Glück und mein Fluch
Ist es ein Dichter zu sein
Und nicht ein Bauer

Mein Leben, ein Buch
Ich trage die Worte ein:
Liebe und Trauer


31. August 2014

Suche nach Sinn und Trost

Wenn sich das Nichts und das Alles berühren
Gehe ich durch Türen, die nirgendwohin führen, direkt ins Paradies
Dann bin ich Draußen und Drinnen, im Enden und im Beginnen
Und kann in mir die volle Leere spüren

Und weiß plötzlich: Liebe ist der Tod
Und das Sein ist ein ständiges Verdauen
Und das Universum ist ein kleines Stückchen Brot
Und unser Schicksal ist das Selbstvertrauen
Und auch unser einziges, vorläufiges Rettungsboot

Wir können das Wesentliche nicht verändern
Es uns nur zu recht legen, richten, für einen Augenblick
Wir können es noch so schön verpacken und bunt bebändern
Scheitern ist unser aller Geschick
Wir können uns in der Sinnlosigkeit besinnen
Das längst Beendete neu beginnen
Es war doch nur immer schon da
Wir wissen die Freiheit ist eine Illusion, ebenso wie das Glück
Und wir kommen nicht heil davon, doch wir träumen davon
Und dieser Traum ist das Leben und die Liebe
Ist sein wichtigstes Brückenstück
Und der Schlaf ist ihr Mohn

Auf der Suche nach Trost bleibe ich stehen
Während um mich das Chaos tost
Kann ich Ordnung sehen und fühle genau
Beides ist gleich, fließend und weich
Und wunderbar glitzernd und flüchtig
Wie Morgentau oder Mondlicht über dem Teich
Und ich fühle mich unendlich arm und reich zugleich

Eine dunkle Umarmung
Aus der Urmütterlichkeit allen Seins
Voll Hingabe und Erbarmen
So will ich umarmt werden
Und will ich umarmen
Und einst mit allem mich fühlen eins


Morgenerwachen
Draußen schreit eine Krähe
Ich denke an dich





4. September 2014

Leise kommen die Änderungen

Leise kommen die großen Änderungen, leise
Nicht auf dem großen Bahngeleise
Auf den vielen Nebenbahnen

Da stirbt ein Freund, da geht eine Liebe in Brüche
Da triffst du eine lange verloren geglaubte Liebe wieder
Da sitzt du einsam in des Teufels Küche
Da freust du dich an Nebensächlichkeiten
Und fühlst unter der Dusche dich wie neugeboren
Und große Pläne haben ihre Gültigkeit verloren
Und vor dem Rosenstrauch der toten Mutter
Weißt Du: Leben lässt sich selten planen
Und heulst beim Vortrag trauriger Liebeslieder

Leise kommen die großen Änderungen, leise
Nicht auf dem großen Bahngeleise
Auf den vielen Nebenbahnen

Norwegen, Frankreich, Schweiz, Athen, Peru...
Die große Reise endet manchmal auf einem Balkon
Dann siehst du einen Himmel, einen Mond
Die Grillen zirpen leise, und du weißt, der Himmel
Ist überall der gleiche, unter dem du wohnst
Ja, den kenne ich schon, nur alle Sterne kenne ich nicht
Und immer noch ist Lust da alle sie zu kennen
Und muss ich öfter auch mich niedersetzen
Um auszuruhen, so hab ich immer noch die Lust
Dem Leben nachzurennen und alle meine Lieben werden ein Gesicht
Und dieses halte ich fest und schaue ihm in die Augen
Und küsse es auf den Mund, wenn es mich lässt
Und möchte auch noch an den Brüsten saugen
Und teilhaben am großen Liebesfest.

Leise kommen die großen Änderungen, leise
Nicht auf dem großen Bahngeleise
Auf den vielen Nebenbahnen

Keine Kommentare: