7.4.06

Lieber Herr Klaus!
Besten Dank für die Einrichtung dieses für mich neuartigen Mediums, das es mir nun ermöglichen wird meine poetisch-politische Alltagshygiene auf die geneigte Umwelt loszulassen und nicht mehr in diverse Schubladen zu parken. Wobei es sich, wie ich fühle, nicht nur um Gedichte handeln wird, sondern sich gelegentlich auch manch bösartiger Kommentar zum Zeitgeschehen Luft machen wird. Also dann, beginnen wir harmlos:

7. April 06

Zwergs Zukunftsperspektive

Mein letztes Haus soll offen sein
Und alles in sich bergen
Den Wind, das
Meer, den Sonnenschein
Das Glück von sieben Zwergen

Die alle in mir drinnen sind
Manchmal zu Riesen werden
Mit bösen Drohgebärden
Und sind doch nur ein Kind

Der erste Zwerg spielt mit der Welt
Mit Blatt und Mond und Sternen
Tut immer nur was ihm gefällt
Und will nichts anderes lernen

Der zweite flieht, was immer auch
Sich in den Weg ihm stellt
Er zieht mit Wolken, Duft und Rauch
In eine Märchenwelt

Der dritte spielt und tollt so gern
Inmitten junger Böcke
Sucht Blüten, Schmetterling und Stern
Im Wald der Unterröcke

Der vierte hat sich übernommen
Baut sich ein Haus und läßt sich nieder
Hat Kinder, Garten, merkt beklommen
Das Zwergsein ist ihm doch zuwider

Zwerg Nummer fünf schnuppert das Weite
Die Jugend, Liebe, die befreite
Hat seinem Schicksal sich ergeben
Und führt auch nur ein Zwergenleben

Bis Nummer 6, er ganz alleine
befreit von der Familienleine
(Vater- und Mutterseelenalleine)
Schicksal erklimmt, wie einen Berg

Dort oben baut er nun sein Häuschen
So riesenschön für Siebenschläfer
Züchtet er Rosen, kost sein Mäuschen
Zählt Kleeblatt und Marienkäfer

Zu Hause ist er dort geblieben
Eben in jenem letzten Hause
Lang lebt er dort - Zwerg Nummer Sieben
In seiner offenen Lebensklause.

Hat auch noch manch Gedicht geschrieben
Und wartet auf die große Pause
Im Kreise aller seiner sieben
Zwerge und aller seiner Lieben

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