8.3.15

Meiner Mutter, zum Frauentag


Aus Anlass des Frauentages veröffentliche ich nachfolgendes Gespräch mit meiner Mutter über ihre Kindheit bis kurz nach dem Krieg. Es war der letzte Herbst vor ihrem Tod vor neun Jahren und sie war von mehrfacher Krankheit schon sehr bedrückt und gezeichnet, als ich dieses Gespräch aufnahm. Am 9. März 2006, einen Tag nach dem Frauentag, ist sie, im Alter von 74 Jahren, gestorben. 
Meine Mutter war eine einfache, herzliche Frau, sehr gesellig, lachte gerne und wie viele andere Frauen ihrer Generation musste sie, in einer deklariert antifaschistischen Arbeiterfamilie, eine harte Kindheit erleben. Sie liebte ihre große Familie, war immer weltoffen, neugierig und verständnisvoll, sie war glücklich mit ihrem Mann, meinem Vater, der viel zu früh, mit knapp 56 Jahren verstorben ist. Ich war ihr einziges Kind. Ich denke an beide in Dankbarkeit zurück und weiß, dass sie ein Teil der Stärke und Liebe sind, die mich täglich antreibt und hält. Ich verneige mich, in liebevoller Erinnerung nicht nur vor der Mutter, auch vor dem Kind und der Frau, die sie war.
 
Das Haus meiner Großeltern mütterlicherseits war am WE meist Treffpunkt der "Großfamilie".
Waun irgendwo a Schmeaz woa,
woa scho ana do...

Gespräch mit meiner Mutter Elli, irgendwann, an einem schönen, sonnigen Spätherbsttag 2005, auf der Terrasse vor dem Wohnzimmer, im Simmeringer Garten.

Meine Mutter sitzt hier im Garten ihres Hauses und wird mir jetzt einige Fragen beantworten. Und zwar ist das der Beginn einer Serie. Erster Teil: die Zeit seit ihrer Geburt bis zum Krieg.

Mutter, leise, aber bestimmt: Na, bis nach`m Kriag.

OK. Also, wann bist du geboren?

Am 13. April 1932.

Und wo?

In Wien.

Wo in Wien?

In der Dorfgasse, im 11. Bezirk.

Und wer waren deine Eltern?

Josefine und Otto Paukert.

Und woher ist deine Mutter gekommen?

Aus dem Waldviertel.

Woher aus dem Waldviertel? Na ungefähr?

Ungefähr, wart, das fallt mir jetzt net ein.

Und als Kind schon in die Stadt, oder...?

Und sie ist dann mit vier Jahren nach Wien kommen, mit ihrer Mutter...

Und wo hams dann gwohnt?

...und ihre Gschwister. Im zehnten Bezirk, Sieghartsburggasse.

Und dein Vater?

Mein Vater is in der ... wo der geboren... ja, der is a in Wien geboren, aber wo er geboren is, in was für an Bezirk oder was, waß i gor net.

Und seine Familie kommt von wo, ursprünglich?

Sein Vater hat, i glaub von Deutschland, a Pension kriegt, aber es war auch... in der Tschechoslovakei war seine Schwester und die Nichte, aber die hat die Tante zu sich geholt. Also seine (Großvater sic) Tante hat seine Schwester nach Tschechien geholt, wie sie ein Kind war.

Das heißt nur ein Teil der Familie stammt aus Tschechien?

Ist in Tschechien aufgewachsen, ja.

Und waren Tschechen damals oder?

Sie san dann Tschechen wordn, ja.

Aber die Mutter vom Großvater war doch a Tschechin vorher, na?

Na, sie war...

San die in Österreich geboren?

...ich weiß es nicht
Sie hat doch tschechisch gredet?

Ja, sie hat tschechisch gredt.

Wie hats denn geheißen die Urgroßmutter?

Paukert, Paukertowa Maria. Marie.

Und die hast du gekannt?

Ja, freilich hab ich sie gekannt, die hat in der Dorfgasse, wo meine Eltern gwohnt habn, die habn in so ana klanen Wohnung gwohnt, da war die Hautverwertung von den Tieren hinten angschlossen und da haben sie a Wohnung, a ganz a klane Zimmer-Küche Wohnung g`habt und da bin i auf`d Welt kommen, dort, mei Bruder, also meine Gschwister san dort - nur die ane Schwester is dann a Jahr später im Strindberghof, in der Strindberggasse geboren.

Welche Schwester?

Die Erika. Und die Mitzi, - Wir waren neun Kinder, hat die Mutter ghabt, die Mitzi is mit sieben Jahren gstorben, die is in der Dorfgassen a geboren, die war so alt wie der Ferdinand. Und a Bruder und die klane Schwester, die san mit drei Monat gstorbn, aber schon in der Strindberggassen.

Das heißt da warst du schon auf der Welt?

Da war i schon.., aber i war a Kind, i kann mi auf die Kinder net mehr erinnern. Wir waren neun. Der Otto war der Älteste, der is gstorben a als Kind, der Poldi, na, der Alfred, der Leopold, also Poldi, der Ferdinand, die Mitzi, der Franz, dann ich und die Erika und dann ist die, wie hats ghassen, die Herma, das war die Jüngste, die is a mit drei Monat gstorben. Und wir fünf haben überlebt, wir san dann in der Strindberggassen aufgwachsen.Ja.

Vielleicht noch kurz aus deiner Erinnerung: Wie haben sich dein Vater und deine Mutter kennengelernt, wie sind sie zusammengekommen?

Die Eltern? Bei aner Tanzerei, bei an Tanzabend.

In Simmering?

Ja, in Simmering oder im zehnten Bezirk, des waß i nimmer genau, aber da haben sie sich - und ein Blick hat genügt und sie waren schon...

Ah Ja?

Ja, ja. Weil sie war no sehr jung, sie is dann mit achtzehn Jahren hat dann g`heirat.

Wie alt war sie denn wie sie sich kennengelernt haben?

Na ja, Fünfzehn Jahr oder so…

Und er?

Und er war - wart, sie war ein Fünfer-Jahrgang und er war ein Neunundneunziger-Jahrgang. Sechs Jahr war er älter.

Sie waren ja auch ganz verschieden. Sie war relativ klein und er war relativ groß?

Ja, sie hat immer wolln einen großen Mann habn  und sie hat eahm kriagt. (lacht)

Sie war unternehmungslustig?

Und der Vater war a unternehmungslustig. Miteinander sans immer, habns tanzt und sans halt furtgangan Da haben sie sich kennengelernt. Irgendwie ist mir in Erinnerung er war bei der Eisenbahn. Ja. Und da warens. I glaub in Möllersdorf war er auf der Station und da hats  ihm des Essen aussegführt und da haben sie sich halt getroffen wenn er Dienst ghabt hat.

Und wie alt war sie wie sie das erste Kind gekriegt hat?

Ja, a achtzehn Jahr.

Und da habns gheiratet?

Da habens dann gheirat, ja..

Und deine ersten Erinnerungen als Kind? Wenn du dich ganz weit zurückerinnerst?

I kann mi erst eigentlich erinnern so wie mir im Volksschulalter waren.

Vorher net?

Vorher kann i mi eigentlich net so erinnern. Mir haben viel g`spielt miteinand und im Hof warn ma und mir haben a g`stritten, mir haben sehr viel g`stritten, meine Brüder waren ja älter, aber mei Schwester und i, mir habn viel g`stritten und die Buabn habn a g`strittn und g`raft haben`s, wia`s holt damols war, aber es hat kaner übern andern was kummen lassen. (lacht) A jeder hat im andern g`hoifn, wann irgend was war, also.. Und dann wia ma älter wurn san, da san ma dann immer mitanand tanzen gangan, mia warn in an Jugendverein und san ma immer gemeinsam tanzn gangan und der älteste Bruader, mei Vater hat gsagt: Du  passt auf auf die Madln (lacht) und der hat si  überhaupt net gschert um uns, aber der jüngste Bruader, der was vur mir kumman is, der hat aufpasst wia a Haftlmocher, der Franzl. Wia a Haftlmocha hot a aufpasst,(lacht lange) und dann war eigentlich i diejenige, die erste was dann... Na da war ma in der Firma, a jeder, da war no a bissl so lockerer des - und dann war ma... und i hab mein Mann, den Willi, in der Firma kennenglernt, beim Siemens (unterdrückt das Schluchzen) und mir haben uns a gleich verliabt inanander.
Beim Chor net?

Da war ma beim Siemenschor, ja des war  so a Betriebschor, da war ma... Mit dem Chor san ma nach Berlin gfohrn und nach Budapest und .. na und dann habn ma uns verliabt und dann habn ma gheirat. Dann bist du kumma. Da war i zwanzg Johr, da bist du kumma. Im Jänner hamma gheirat und im Juli bist du aufd Welt kumma. Und du warst halt unser ganzes Glück, mir habn uns des gwunschen. a Kind und mir habn immer gsagt, wann ma kans kriagn kenntn, hätt ma uns ans adoptiert, auf jeden Fall. Und mir hättn eigentlich zwa, drei Kinder woilln, aber  i hab di so schwer kriagt, schwer entbunden und da habn der Arzt gsagt es is besser wann i kans mehr kriag und mei Mann, also der  Papa hat a gsagt: Na also dann  steh i da mit zwa Kinder und du bist nimmermehr. Der hat Bluat gschwitzt, der hat mehr mitgmacht (lacht) wia i.
Na und dann hat mei Schwester gheirat. A jahr später hat sie gheirat. Ihre Ehe is halt net guat ausgangan- und dann der Franzl hat gheirat. De is leider a ausanand gangan und der Bua, der Neffe war um zwölf Tag jünger wia du. Na und dann hat der Alfred gheirat - de haben si dann a scheiden lassen. Sie hat geboren, aber sie hat a Fehlgeburt ghabt Und dann habn ma a jeder an Partner gfunden und Partnerin, wo si de ganze Familie wunderbar verstanden hat.
Also mir san immer, wann wer tanzen gangan is hat scho aner den andern angruafen: gehst mit? Gemma Tanzen, ja? oder gemma ins Kino? Mir warn immer mitanand, mir san immer alle zehne mitanand gangan, des war wirklich wunderschön. Oder mir habn uns dann, wia ma scho a Wohnung ghabt habn überall, habn ma uns  trotzdem immer am Samstag/Sunntag bei den Eltern troffen. Jeden Samstag/Sunntag. Dann warn meine Schwiegereltern, des san jeden Samstag/Sunntag runterkommen in Garten, im Summa, de habn si sehr guat a mit meine Eltern verstanden. Und a de andern, der Onkel, der Bruader vom Vattern, mit seiner Frau, de warn a, also mir habn richtig, mir warn a richtig guate Familie, wo a jeder si am andern verlassen hat kennan, wann irgendwo a Schmerz oder so war, war scho aner da: Was is, was is los?, sans scho kumma, also mir habn wirklich a wunderschöne...

Und des war irgendwie a a offenes Haus, für die Freunde und so?

Ja, mir habn jeder Freunde mitbringen können, obwohl de Küche so klan war, aber mir warn oft zwarazwanzg Leut, da Vater is in Nachtdienst gangan, de Mutter war da, de war immer mit uns und wann mir von der Jugend alle ins Kino gangen san, habns gsagt: Frau Paukert gengans mit ins Kino? und da wars immer mit, is immer mit gwesen also bei uns  war wirklich... Es hat nie ghassen : Na es derf niemand kumma, des hats gar net gebn. Und obwohl es uns ja net so guat gangen is - jeder hat immer a Schmalzbrot kriagt und an Tee, wann da warn, des hat a jeder immer  kriagt, net. Oder amol a Maggi Suppen, so a Einbrennsuppen mit Brot, mit hartem Brot, des habns a gern gessen, des hat uns allen gschmeckt. Damals wars ja net so guat im 46er Jahr und so.

Dei Vater war ja irgendwie politisch, immer?

Ja und a de Mutter, also de hat ja ka Zeit ghabt zum Arbeiten, aber der Vater war immer aktiv und war im 34er Jahr beim Schutzbund und war a eingsperrt.
34, da warst du?

Zwa Jahr. Mhm. Und von eanern Redn hab i des dann erfahren und da wars so, dass mei Vater immer gsagt hat, wannst auf der Polizei bist, zur Mutter, dann tua knapp unter dem was gschriebn is, tua dei Unterschrift  gebn, lass kan Abstand, dass se nix dazuaschreibn kennan. Und des hats immer gmacht. Da hats uns dann erzählt, dass der Kommissar gsagt hat : Na da habns eh so viel Platz, warum schreibns so knapp ihre Unterschrift?  Hats gsagt: Na weil is gern will. Und dann hat er gsagt: De is so schlau wia ihr Mau. Und sie hat halt alls gwusst von ihm und hat wirklich fest zu ihm ghalten. Des hat no so schwer sein kennan Se ham fest zusammenghalten. Und er is dann zur Strafkompanie einzogn wurn und is zur Strafkompanie nach Tschechien, nach Badopitz kumma und aber von durt is er dann glei nach Frankreich  kumman und da, weil er net dumm war, de habn an Koch braucht, und er hat si glei gmeld`t, obwohl er gar ka Koch war, hat er si dann von der Mutter de ganzen Kochbücheln schicken lassen, da hat er draussd für fufzehnhundert Leit, hat er kocht. Da war er dann der Küchenchef und de Deitschn, des warn fast lauter Deitsche, a Fliegerhorst, oder was, war des, und de habn des so geschätzt des Essen, des Wiener Essen was er kocht hat, Und er hat immer abzweigt von de Lebensmitteln und hat mit der Untergrundbewegung, da sans immer, habns des so gmacht, dass immer eahner halt de Lebensmittel geben habn, dass de was zum Essen ghabt habn und so hat er`s unterstützt, net. Bis eahm amol dann zum Rappurt gholt habn wieso er soviel Lebensmitteln braucht? Und er hat g`sagt: Naja, se wolln ja guat essen, also dann brauch i a de Lebensmitteln, sagt er, aber i kann ruhig mit weniger auskumman, aber natürlich is des Essen a danach, dann. Und da hab`n de g`sagt: Na, na, lassn`s nur und kochen`s weiter so. (lacht) War eahner des wichtiger. Wanns eahm natürlich dawischt hättn, aber.

Aber als Kind?

Ah so, ja. Aber als Kind war zwar nicht gleich der Krieg, aber es war eine schwierige Zeit? A schwierige Zeit, ja, i hab, Mir habn aber immer also die Mutter hat so Essigzuckerln gmacht, aus Essig und was a bissl Zucker war, hats, dass ma was zum Naschen ghabt habn, ab und zu... und dann, im Fünfundvierziger Jahr wars so, dass, wia der Kriag aus war, dann san ma oft auf a Brot angstanden, weil du hast ja Marken g`habt, aber du hast nix kriagt, da san ma oft um drei, hamma uns angstellt beim Bäcken und, dass ma a Viertel Brot kriagt hat, net, oder du hast , vor dir hat er dann zuagmacht, weil er kans mehr ghabt hat, also, des war ganz a furchtbare Zeit, aber. Wart i muaß a bissl nachdenken.

Na, ihr habts euch immer irgendwie gholfen, net. De Briader habn a Sachn mitbracht?

Ja de Briader, der Franzl - da wars in aner Schokoladenfabrik, haben`s dann halt a, er war ja no a Bua, habns eahm a mitgnommen und da hat er was zum Naschen hambracht, Mannerschnitten und so, Kaffebohnen und da war a so a Heisshunger, haben ma de Kaffebohnen..

Wer hat de mitgnommen?

Na de größern Männer

Sans dort einbrochen?

Ja de san dort einbrochen in der .. und da habens so Kafeebohnen, da hat er soviel mitbracht und mir warn heißhungrig und hamma sovül Bohnen gessen, dann habn ma kennan d`ganze Nacht net schlofn (lacht) und Na so habn ma uns durchbracht. Und a in der  Stiagn, de Hausparteien, mir habn a sehr guate Gemeinschaft ghabt, da hat a aner dem andern gholfen und des war...

Und im Kindergarten und in der Schul?

Kindergarten- des waß i gar net, aber in der Schul, da war schon der Kriag. Ja.

Wo bist denn in de Schul gangen?

Am Simoningplatz, in de Volksschul und da habn ma a viel Fliegeralarm ghabt. Mir san kaum dort gwesen, war scho Voralarm, de was in der Näh g`wohnt habn, habn z`hausrennan dürfen und de andern habn miassen dort in der Schul in Keller  gehn, net.

Bist gern in die Schul gangen?

Ja in d`Schul, aber glernt hab i net gern. Und da ich net so, de Mutter hat si net so kümmern können, hab i natürlich a der anzige was wirklich guat glernt hat war der Älteste der Ferdinand, de habn guat glernt. Aber mir habn net..

Na de Lehrer waren wahrscheinlich auch nicht besonders  gut, oder?                

Oh jo, Lehrer haben mir eigentlich ganz guate ghabt, aber faul.. Mir warn net faul wann ma... weil uns niemand so kontrolliert hat.

Was habts denn dann gmacht daham, statt Aufgaben schreiben?

Im Hof war ma spielen, oder. Na da habn ma alles mögliche was so Kinder spüln, Theater habn ma gspielt (lacht) Über die Klopfstangen, da habn ma uns a Krepppapier kauft, da habn ma uns so Kleider gnäht, de Leit habn vom Fenster habns uns immer a Geld obeghaut, so zehn Pfennig oder zehn Groschen. Und was da obekumma is da habn ma uns immer a Papier kauft und da habvn ma dann a Deckn über die Klopfstangen, des war unser Garderob. Na und da habn ma gspielt und gsungen und de Leit habn applaudiert (lacht) A de was guat turnen habn können, de habn auf der Klopfstangen turnt, de habn so Also, aber des war so schön, obwohl ma nix ghabt habn, wars schön.
Der Hausbesorger was ma ghabt habn - mir habn an Maulbeerbaam ghabt, an großen - und da hat er gsagt: Es gehts net auffe, i kumm- und da hat er so a große Mülchkanne ghabt und da is er auffekräult und hat de ganze Mülchkanne pflückt und des hat er uns dann aufteilt. Des war a netter Mensch. Der hat a immer den Vater.... Zu der Zeit, währendn Kriag und im 34er Jahr is er immer kumma, weil er so hingsehg`n hat zum Eck, is er kumma und hat er g`sagt: Ham se schon de Bodenschlüsseln - und da hat er halt deut`, dass da g`hurcht wird, dass da wer unten is, net und so hat ers g`warnt, net.

Der Großvater hat illegal g`arbeit?

Der Großvater hat illegal g`arbeit, ja.

Gegen den Austrofaschismus?

Ja, gengan Austrofaschismus und dann eben gegen den Anschluss, 38

Und für die Spanienkämpfer habens doch auch?

Ja und er wollte a nach Spanien, aber da hat ma ihn net lassen, weil er eben soviele Kinder ghabt hat und da hat er die Pässe und des alls besurgt, für die Spanienkämpfer. Da war ja, auf der Stiagn hat a junger Bursch gwohnt, der hat wolln a nach Spanien und der hat a beim Schutzbund mit, hat er g`sagt: Herr Paukert i will mittuan, dem hat er dann g`lernt wia ma a Gwehr zerlegt und wia ma des macht und der hat, der war im 34er Jahr dann a mit ihm und der is dann im 36er Jahr nach Spanien.

Des war der Schurl?

Der Schurl, ja. Georg Nürnberger und der Heinrich Neubauer war a

Der war a in Spanien?

Der war a in Spanien und de zwa san dann nach Frankreich. Des Vichy-Regime, net, des war und durt, de warn ganz mies, also de haben`s durt ins Lager und von durt sans dann ins KZ kumma, net.

Und der Neubauer hat a überlebt?

Ja, aber der war schwer Lungenkrank, den haben`s scho a paar mal und der Schurl hat gschaut, dass er an Postn kriagt in an Büro. Und da hat er g`schaut wer auf der Abschusslisten is und wann`s möglich war habens as versteckt, dass de  net vergast wurn san. Und des war beim Heinrich a und. Aber er is schwer Lungenkrank g`wesen und is dann z`haus kummen, aber da war er dann schon sehr gezeichnet. Is aber alleweil zu uns umme kumma und na und dann hat er a Wohnung g`habt - und dann is de Schwester kumma: der Heinrich, hat mei Mutter g`holt und de is glei hin zu ihm und da is er ins Spital und is g`storbn.

Der Großvater hat das dem Schurl beigebracht, des is weil er als Junger schon im ersten Weltkrieg eingezogen war?

Da war er schon eingezogen, ja. In Italien, aber da waß i net soviel drüber.
I waß nur, dass er verwundet war damals, weil ich kann mich erinnern, am Hals hater eine Schussnarbe gehabt und am Ellenbogen genauso. Ja, aber des waß i nimmermehr. Ja, auf die Narben kann ich mich erinnern, aber ich kenne die Umständ net.

Hast du noch Erinnerungen an den Krieg, an die Bomnbenangriffe?

Furchtbar, ja. Vur lauter Angst, wias war, war ma schon im Keller unten und da wars ja früher so, san ja Durchbrüche von aner Stiagn zur andern gwesen, dass ma aussekönnen hat, auf andere Stiagn, weil es war a großer Neubau und da hamma halt gsehgn und wann... War a herrlicher Tag und dann geht ma ausse und war alls schwoaz udraussd und de Bombn und so .. Unsern Neubau hats troffen, hat a  an Trichter amol kriagt, aber zum Glück war des net so... Nur wia i in der Felsgassen, als Kind bin i auffegangan, wia i zu aner Zitherstund gangen bin, und da war a Fliegeralarm und da habn ma miassn eine und wia ma aussekumman war so a schöner, somnniger Tag und dann san ma ausse und da san de Totn auf der Strassn glegn, hast miassn drüber, da war i a Madl mit dreizehn Jahr, net, wia der Kriag dann aus war. Zu mein dreizehnten Geburtstag hab i um a Stückl Brot mehr kriagt als Geschenk (lacht) und hab i mi gfreut (Lacht mehr und mehr) Und dann wia der Kriag zu..
Na, a Russischer Generalstab is kumma und der hat in der Nebenwohnung bei die Neubauers gwohnt und bei uns habns kocht, weil d`Mutter hat so an großn Ofen g`habt, da haben`s kocht, a Suppn kocht und alls und da hab`n  mia natürlich a kriagt und a Wurscht und a Brot.

Naja und nach dem Krieg?

Naja und im Fündundfünfziger Jahr war dann in Wien besetzt, war Wien besetzt. Da war ma drinnen am Schwarzenbergplatz, der hat g`hassen Stalinplatz, da war alles voll weil de Leut, d`Strassenbahn is ja net gfahrn, aber de san alle z`Fuaß eine und habn tanzt, weil de Befreiung war und am fufzehnten Mai war dann der Kriag aus, da bin i mit meine Freundinnen im Hof auf der Bank g`` sessn und habn alle Glocken in Wien habn gläut. Da war da, a der achte Mai war des, der achte Mai, da hat überall also de Glockn g`läut, dass der Kriag aus is, net. Des war, des war a Erlebnis, des was i a nie vergiss.

Ok. Jetzt mach ma amol a kurze Pause,ja?

Ja, Gern.

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