13.4.21

Quarantäne-Gedichte


 29. März 2021 

 

Komm ich davon?

 

Hinaustreten auf den Balkon

mit Covid 2, und nach dem Vollmond sich den Kopf verrenken

und ihn dann endlich sehen und denken:

Komm ich davon?

  

30. März 2021

 

Wie alles lebt, wenn man es lässt

Und alles fließt und bebt und nichts steht fest

 

 

31. März 2021

 

Vanitas

 

Kalte Hände, heiße Stirn`

Frühlingslicht auf dem Balkon

Leicht benebelt ist das Hirn

Unterm Druck der Viruskron'

 

Ach, ihr lieben Viruslein

Was ist euer Streben?

Mietet euch ruhig bei mir ein

Doch verschont mein Leben

 

Bin ich auch kein` Fledermaus

Kann ich auch nicht fliegen

Fühlt euch bei mir wie zu Haus

Werd` euch nicht bekriegen

 

Knabbert ruhig an meinem Fett

Doch die Lunge schont

Es sei zueinander nett

Wer zusammen wohnt.

 

Hoffentlich geht alles gut

Wird die Welt gesunden

Von Raubbau, Gier und Übermut

Und allen anderen Wunden

 

 

1. April 2021

 

Allemal

 

Die besten Freunde sind entrückt in weite Ferne

Ein Glas kaltes Wasser, Mexalen, ein roter Apfel, zählen

Mühsam ist alles was du tust, nichts tust du gerne

Wie lange wird mich Ungewissheit wohl noch quälen?

 

Soll es so sein, mein Ende Zufall, eine Laune der Natur

Weil alles aus dem Gleichgewicht gerät und ich im Netz ein Teil

Werd` rausgeschleudert in Unwägbarkeit, verliere die Spur

Und schwirre ab ins irgendwo wie ein verlorener Pfeil

 

Oder geht es vorüber noch ein kleines Weilchen

Werde ich verschont, trotz der Zerrüttetheit der Weltgeschäfte

Verlorenes Umweltgleichgewicht wirbelt das kleinste Teilchen

Ins Nichts, oder findet es am Ende doch noch neue Kräfte?

 

Sei's drum, was heut verrückt ist, wird sich grade rücken

Die Aberrationen unserer Spezies sind zu beheben

Die Heilung dieses großen Ganzen kann gut glücken

Und stärker allemal als Tod, bleibt auf der Welt das Leben.

 

    

6. April 2021

 

rhymer leak

 

Morgens früh, immer beim ersten Pisch`n

Will den Tropf ich, wie einen Tropfen abwischen

Doch er krallt, - at his best -

Sich an der Klomuschel fest

Bloß, die Spülung wird ihn bald erwischen!

 

Taktlos seinen Taktstock zu schwingen

Wird „His Masters Voice“ nicht gelingen

Der Nussknack-Präsident

Ohne Kurz- Kukident

Wird durch Platzen zur Strecke sich bringen

 

Im Koalitionssprengfach ist er Meister

An der Macht klebt er fest ohne Kleister

Doch so bös er auch schaut

Schreit und tobt noch so laut

Hinab in den Orkus bald reist er!

 

Zusammen mit seinen Gesellen

Gerstl, Kukacka, die wenig hellen

Buberln, Blümel und Schmid

Reißt Kurz alle mit

Ins Türkis-Paradies zu den Ställen

 

Dort können sie sich selber ausmisten

Samt allen Spendensumpf- Listen

Resozialisiert

Werden sie aussortiert

In Politik-Geschichts-Mottenkisten

 

 

6. April 2021

 

Seitdem ich Covid 19 hatte

 

Seitdem ich Covid gehabt habe

Ist alles anders geworden

Man trug mich noch nicht zu Grabe

Und ich verlor noch nicht den Norden

 

Es ist wohl nur Zufall gewesen

Dass nicht noch schlimmeres geschah

Ich kann noch immer nicht die Zukunft lesen

Aber in der Gegenwart bin ich noch da.

 

Die Zeit, die mir bleibt, will ich nützen

Ich bin erwachsener und reifer denn je

Die ich liebe, versuche ich zu schützen

Solange bis ich irgendwann vergeh`.

 

 

10. April 2021

 

Mein letzter Quarantäne-Tag

 

Ich sehe Die Welt von drinnen her

Nun schon seit 14 Tagen

Ich lebe noch, das freut mich sehr

Ich kann mich nicht beklagen.

 

Habe über meinem Kopf ein Dach

Und muss nicht Hunger leiden

Bin müde, aber trotzdem wach

Kranksein macht uns bescheiden

 

Zufall ist jede Existenz

Das Leben nur geliehen

Da draußen jauchzt der junge Lenz

Tod wird von mir gemieden

 

Da hilft nicht Liebe oder Mut

Auch nicht Gerechtigkeit

Was auch geschieht, es steht mir gut

Bin stets zu gehen bereit

 

Doch, Hand aufs Herz, ich würde gern

Ein wenig noch verweilen

Auf unserem alten, schönen Stern

Mit Sterben mich nicht beeilen

 

So viel bleibt immer noch zu tun

Und noch viel mehr zu lassen

Die Zeit sich ewig auszuruhen

Kann sich ruhig Zeit noch lassen

 

Ich habe geliebt und liebe noch heut

Und habe Liebe empfangen

Zu leben hat mich nie gereut

Noch bin ich nicht gegangen

 

Und wenn ich gehe, dann winkt mir zu

Ihr, Lieben und Freunde, alle

Dann finde ich meine letzte Ruh

Und Freiheit, wenn ich falle

 

 

13. April 2021

 

Meine Mutter Elli wäre heute 89

 

Ich habe mein Leben halb im Traum gelebt

Aber die andere Hälfte hat für mehrere gereicht

Meine Kinder und Enkelkinder sind wunderbar

Ich bin geliebt worden und liebe immer noch

 

Meine Scheune ist voll von Licht und Gefühlen

Ich bin ein Eremit, von FreundInnen umgeben

Was auch geschieht, diese Welt ist die meine

Und ich teile sie gerne wie Trauben und Brot

 

Provenzalische Sommer, griechische Monde

Ziegelteiche, Himmel, rote Berge Perus

Smaragdgrünes Meer, festliche Nächte

Ich werde diese Welt als Reicher verlassen

 

Seid alle bedankt, meine Mitreisenden

Wir durften Glück und Freiheit erahnen

Der Stein des Sisyphos wird zu Staub zerfallen

Diamantenstaub, der Sterne befruchtet

 

Ein Tropfen Wasser, ein Tropfen Blut

Wunderwerk Herz, geatmeter Kuss

Etwas in mir singt kindliche Lieder

Unter der rauen Schale nur Freundlichkeit

 

Danke, Vater und Mutter, danke Familie

Danke glücklicher Zufall, jeden Tag

Ich lebe gerne, neugierig, forschend

Zweifelnd auch und ich liebe den Schlaf

 

Ich liebe das Träumen mit wachen Augen

Wo ich auch bin, bin ich in mir zu Hause

Im süßen Verstehen, der Zusammenhänge

Deren Teil ich bin im wiegenden Netz

 

Alles steuert auf das offene Tor zu zu Allem

Wo die Welle ausläuft und neue beginnen

Ich habe es nicht eilig dort anzukommen

Aber ich werde staunend hindurchgehen

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