16.4.15

Schlecht fürs Strandgut



Alles ist verkehrt, ein einziges Drunter und Drüber, ein minutiös geplantes Chaos. Die Erde wird systematisch zerstört, die Menschen werden der Natur entfremdet. Sie branden gewaltig in die hypertrophen Riesenstädte und bleiben dort als Strandgut der gigantischen Kloaken des angeblichen Wohllebens, abgeschnitten von allem was Menschen wirklich dringend benötigen, um gut zu leben. 

Sauberes Wasser, gratis für alle, leistbare, erneuerbare Energie, umweltschonende Wirtschaft, natürliche Nahrung, dem Klima angepasste, leistbare Behausung. Arbeit, die ein einfaches, würdiges, möglichst sinnvolles Leben gestattet. Spiel, Feste, Austausch, Freude, Liebe, Nähe, Geborgenheit, Sicherheit…Vor allem die Möglichkeit zum Allgemeinwohl etwas sinnvolles, brauchbares, beitragen zu können. Dialogische Aufrichtigkeit, Authentizität im Umgang miteinander. Eigentlich das genaue Gegenteil unserer aktuellen Scheinwelt, diesem komplex strukturierten Popanz, der mehr und mehr von beliebiger Belanglosigkeit und der Wahrung des falschen Scheins, um jeden Preis, lebt, von Tarnung und Täuschung und von der Schlitzohrigkeit und den Verbrechen, Menschen für die Interessen weniger, gut vernetzter Superreicher, arbeiten zu lassen, möglichst für keinen Lohn.

Wir sehen das gerade in Griechenland, das verzweifelt einen anderen Weg sucht (aber auch in anderen Ländern des südlichen Europas und wenn man genau schaut und hinhört, als Vorboten auch schon hier in Österreich). Es hat den Anschein, als wollten jene, die mit diesem Prinzip und System, nach und nach die ganze Erde überziehen und beherrschen, Urwälder abholzen, Meere vergiften, die Lebensadern der Erde veröden und die Menschen in ohnmächtiges Stadtstrandgut verwandeln, nun auch in Europa die Daumenschrauben und die Garotte um den Hals des, geschichtlich unter teuersten Opfern erkämpften Wohlfahrtsstaates, anziehen, bis auch der letzten, ernstzunehmenden, Opposition, die Luft wegbleibt. Sie hoffen offensichtlich dadurch jede Erinnerung, aber auch jede aufkeimende Sehnsucht nach einem anderen, besseren, gerechteren Leben auslöschen beziehungsweise ersticken zu können.

Wohl auch deshalb erschweren sie für die Menschen den Zugang zu Bildung, die nicht nur zur Abdeckung der unmittelbar gebrauchten Gesellschaftsfunktionen und zur Stützung der aktuellen Herrschaft, dient, bieten kulturell und medial zumeist engstirnigen Chauvinismus und Nationalismus, als Moden und Mainstream getarnte, leicht konsumierbare Ideologien, die vor allem Angst, Konkurrenzdenken und Gewalt fördern, den völlig verzerrten, fundamentalistischen und primitiven Glauben an einen strafenden, nur für sie bestimmten Gott oder Politiker, der über allen und allem anderen steht, die geschickt gemachte Propaganda, die bedürftige, notleidende Menschen (und nicht nur die) leicht glauben lässt einer guten Sache zu dienen, indem alle anderen Menschen, die nicht den gerade geforderten Zeit- und Stallgeruch tragen, ausgebootet, unterdrückt, allenfalls eliminiert werden.

So verkaufen sie uns schlechtes Leben für gutes, stinkende Kloaken als teures Parfum und den Tod in allen seinen Erscheinungsformen als anzustrebendes Life-style-Produkt und neuesten technischen „must-have“, das graue Einsamkeitsgefühl der Entfremdung in immer virtuelleren, künstlichen Scheinwelten als bunte Vernetztheit, den sozialen und politischen Tod als Individuum und BürgerIn, als schicken Mega-Event und spannendes Life-style-Abenteuer. Einerseits Hungerblähbauch in zwei Dritteln der Welt, andererseits „well- and fitness-fun, for ever svelt and joung. Was für ein grotesker, satter Zynismus. Schlecht fürs Strandgut!

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