Dazugehören
Niemand soll einsam sein und unbeachtet
Ein jedes sollte liebevoll umfangen sein
Gedrückt, geherzt, gewärmt, von Leid entfrachtet
Ein jedes sollte stehen im Sonnenschein
Gesehen, gestützt, gefördert wo es geht
Freundlich behandelt und ermuntert, schützend
geborgen
Mit seiner Angst und Traurigkeit und seinen Sorgen
Die warme, weiche, dunkle Stimme eines Trostes
hören
Weitab von dem Gefühl den anderen Last zu sein
Und sie in ihrem Wohlbefinden nur zu stören
Und sich zu fühlen wie am Weg ein Stein, allein
Ein jedes sollte am Leben sich betören,
dazugehören.
25. August 2014
Tage, die ich liebe
Das sind die Tage die ich liebe
Wo alle Dinge da sind, einfach in der Sonne liegen
Ich mische mich unter die Tagediebe
Mit denen, unter blauem Himmel, ich
Eine ruhige Kugel schiebe
Und weiße Wolken fliegen, weiß ich wohin
Und auch verfliegen, langsam aus den Gliedern
Angst, Horror, Ausweglosigkeitsgefühle
Und gerne setze ich mich zwischen alle Stühle
Froh, dass ich bin
Das kalte Blut der Adern wandelt sich zu Wein
Unsinn zu Sinn und Trauerchöre
Werden Liebeslieder
Und langsam fühle ich, ich lebe wieder
Und alle meine Toten sagen: du darfst glücklich
sein.
Wir tragen unsere Kindheit immer mit
Wir tragen unsere Kindheit immer mit uns mit
Und wenn wir 90 sind, sie wird uns nicht verlassen
Auch unsere Jugend folgt uns, Schritt für Schritt
Noch in die hintersten, verlassensten Gassen
Und war sie gut, wird sie uns unterstützen
Und war sie schlecht, wiegt ihre Last uns schwer
Sie abzuschütteln wird uns nicht gelingen
Im besten Falle können wir sie nützen
Und manchmal über ihre Schatten springen
Wie über Pfützen oder übers Meer –
Sie springt uns hinterher
Im besten Falle können wir sie verstehen
Und aufnehmen in uns, die guten Seiten
Und solcherart erleichtert weitergehen
Ohne dass uns die schlechten auch begleiten
Im schlimmsten Falle sind wir schwer bepackt
Mit einem Rucksack, den wir kaum erahnen
Und segeln ziellos unter fremden Fahnen
Von fremder Hand gesteuert, splitternackt
Und fragen uns, in Gottes Namen
Wohin wir gehen und woher wir kommen
Und wissen nicht, so sehr wir uns auch fragen
Weshalb wir schwer an unserem Leben tragen
Reime sind
Keime einer
Neuen Welt
Die wir spüren
Worte sind Orte
Die uns zu ihr
Führen
Scheue Katze
Schwarze
Katze sitzt
Scheu
unterm blauen Stuhl
Ist
da und auch fort
Mein
Glück und mein Fluch
Mein Glück und mein Fluch
Ist es ein Dichter zu sein
Und nicht ein Bauer
Mein Leben, ein Buch
Ich trage die Worte ein:
Liebe und Trauer
31. August 2014
Suche nach Sinn und Trost
Wenn sich das Nichts und das Alles berühren
Gehe ich durch Türen, die nirgendwohin führen, direkt
ins Paradies
Dann bin ich Draußen und Drinnen, im Enden und im
Beginnen
Und kann in mir die volle Leere spüren
Und weiß plötzlich: Liebe ist der Tod
Und das Sein ist ein ständiges Verdauen
Und das Universum ist ein kleines Stückchen Brot
Und unser Schicksal ist das Selbstvertrauen
Und auch unser einziges, vorläufiges Rettungsboot
Wir können das Wesentliche nicht verändern
Es uns nur zu recht legen, richten, für einen
Augenblick
Wir können es noch so schön verpacken und bunt
bebändern
Scheitern ist unser aller Geschick
Wir können uns in der Sinnlosigkeit besinnen
Das längst Beendete neu beginnen
Es war doch nur immer schon da
Wir wissen die Freiheit ist eine Illusion, ebenso
wie das Glück
Und wir kommen nicht heil davon, doch wir träumen
davon
Und dieser Traum ist das Leben und die Liebe
Ist
sein wichtigstes Brückenstück
Und der Schlaf ist ihr Mohn
Auf der Suche nach Trost bleibe ich stehen
Während um mich das Chaos tost
Kann ich Ordnung sehen und fühle genau
Beides ist gleich, fließend und weich
Und wunderbar glitzernd und flüchtig
Wie Morgentau oder Mondlicht über dem Teich
Und ich fühle mich unendlich arm und reich zugleich
Eine dunkle Umarmung
Aus der Urmütterlichkeit allen Seins
Voll Hingabe und Erbarmen
So will ich umarmt werden
Und will ich umarmen
Und einst mit allem mich fühlen eins
Morgenerwachen
Draußen
schreit eine Krähe
Ich
denke an dich
4.
September 2014
Leise kommen die Änderungen
Leise
kommen die großen Änderungen, leise
Nicht
auf dem großen Bahngeleise
Auf
den vielen Nebenbahnen
Da
stirbt ein Freund, da geht eine Liebe in Brüche
Da
triffst du eine lange verloren geglaubte Liebe wieder
Da
sitzt du einsam in des Teufels Küche
Da
freust du dich an Nebensächlichkeiten
Und
fühlst unter der Dusche dich wie neugeboren
Und
große Pläne haben ihre Gültigkeit verloren
Und
vor dem Rosenstrauch der toten Mutter
Weißt
Du: Leben lässt sich selten planen
Und
heulst beim Vortrag trauriger Liebeslieder
Leise kommen die großen Änderungen,
leise
Nicht auf dem großen Bahngeleise
Auf den vielen Nebenbahnen
Norwegen,
Frankreich, Schweiz, Athen, Peru...
Die
große Reise endet manchmal auf einem Balkon
Dann
siehst du einen Himmel, einen Mond
Die Grillen zirpen leise, und du weißt, der Himmel
Ist
überall der gleiche, unter dem du wohnst
Ja,
den kenne ich schon, nur alle Sterne kenne ich nicht
Und
immer noch ist Lust da alle sie zu kennen
Und
muss ich öfter auch mich niedersetzen
Um
auszuruhen, so hab ich immer noch die Lust
Dem
Leben nachzurennen und alle meine Lieben werden ein Gesicht
Und
dieses halte ich fest und schaue ihm in die Augen
Und
küsse es auf den Mund, wenn es mich lässt
Und
möchte auch noch an den Brüsten saugen
Und
teilhaben am großen Liebesfest.
Leise kommen die großen Änderungen,
leise
Nicht auf dem großen Bahngeleise
Auf den vielen Nebenbahnen
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