Eine orangerote Hibiskusblüte
Unter dem Straßenbahnsitz
Auf schwarzgrauem Boden
Der Herbst ist nur als Sommer
verkleidet
Und hält noch das Dunkel der Stadt
hintan
Die blassgelben Himmel des Abends
Ihr Widerschein weicht langsam
Aus den Häuserfassaden
Die das elektrische Licht zu
erobern beginnt
Die Menschen kehren heim von der
Arbeit
Die Müdigkeit hängt wie ein Netz
über ihnen
Orangerot leuchtet die geköpfte Blüte
Und einsam, am Boden.
Erschöpfung im Herbst
Müder, alter Mann in
Arbeitskleidung
Mörtelbespritzt
Neuer Sichelmond im Abendhimmel
Über den Geleisen der Stadtbahn
Durchflogen von einem
Linienflugzeug
Blick auf den zerfurchten Nacken
Des müden Alten, der
aus einem südlichen Land kommt
Blick auf das insektengroße,
blassgraue
Linienflugzeug, da oben
Gedanke an die Kurden in Kobane
Erschöpfung im Herbst
Die Menschen unserer nördlichen Hemisphäre
Gehen einem langen Winter entgegen
Die Flüchtlinge, in ihren Zelten
auch
Und viele dem Tod
Kann sich die Quelle des Mitleidens
Erschöpfen
Erschöpft sich je die Quelle der
Liebe
Kann sich je die Quelle der
Menschlichkeit
Erschöpfen?
Wer kann sie köpfen?
Und die Quelle des Hasses
Wer speist sie unentwegt?
Nach dem blauen August
Weicht der grüne September
Dem gelbweißen Oktober
Heute, kurze Euphorie des
sterbenden Sommers
Die Gewässer werden grünblaudunkel
Der Himmel wird verwaschen grau
Und der Wind zerstiebt die roten
Blätter
Und alle Farben mit seinem Besen
Ins furchtbare Schwarz
Ins unergründliche Weiß
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen