13. September 2014
Tangofest im Centro
Ich möchte sitzen am Strand, in
einem unbenannten Land, ein Stück Holz in der Hand und machen Musik, am
Meeresgrund werkt meine Traumfabrik, im Himmel fliegen die Wolken, die Fische
werden gemolken, aus ihren Schuppen mache ich glitzernde Puppen, die singen salzige Zitronen, Falter auf den Schaumkronen und Seeelefanten tanzen mit Seeigeln und anderen
Verwandten, ich schreibe Noten und Anekdoten in den Sand, die fließen mir wie
von selbst aus der Hand, verdauern nur einen Kormoranflügelschlag lang bis in
den blutroten Sonnenuntergang, in den ich eintauche wie ein Strohhalm ins
Cocktailglas, ein Klavier aus Glas mit zumzerreissen-gespannten Zeitensaiten
spielt was von Liebe und bunten Vergangenheiten, nur so zum Spaß und um mich
zu begleiten, in meinen abendlichen Höhenflügen aus wahren Lügen: Hurra, Dada
war (fast) da.
Urgroßmutter
in der Dorfgasse
Urgroßmutter, schwarz
Sitzt auf dem Strohsack und schaut
Im Fenster den Zug
Auf ihrem Balkon
Saß ich mit der Kusine
Oft den Zügen nach
Beide sind sie tot
Kein Wellensittich singt mehr
Es gibt kein Bonbon
Nur der Ostbahndamm
Und der Himmel darüber
Und die Züge noch
Auf
dem Nachhauseweg
Unratgegürtet
Trägt der Prospektverteiler
Sein Frohgesicht aus
Ungezügelte
Gedanken gallopieren
In meinem Schädel
Eine Beere knackt
Unter meiner Sohle laut
Als platze die Welt
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