Versuch der Beschreibung
eines vorübergehenden Ohnmachts- und Nichtigkeitsgefühls
Ich wünsche
euch allen alles Glück und dass ihr das bekommt was ihr euch wünscht. Ich finde
keine Worte für die Leere und Ohnmacht, die ich gerade empfinde und selbst mein
„Handwerkszeug“, die Heilkraft der Liebe reicht nicht aus, die geballte Energie
der aufbauenden Worte und Intentionen, um das permanente Unheil, den Schmerz
und die Verzweiflung wett zu machen, die mich, uns, bei genauem Hinsehen,
Hinfühlen und Gewahrsein, allüberall umgeben.
Ach, goldener
Glanz der poetischen Verschönerung durch das utopische, innere Auge, das, wie
ich fühle, allmählich ermüdet und immer mehr einfach nach süßer, oder auch bitterer Ruhe
verlangt, die es nicht genügend bekommt, denn alle erdenklichen Lieben dieser
Welt können nichts wesentliches am falschen Ganzen verändern, wenn sie sich nicht
bündeln und ihr Veränderungs- und Genesungspotenzial gemeinsam entfalten.
Und wieder
versuche ich verzweifelt dem Gefühl der Ohnmacht und des allgegenwärtigen Todes
zu entkommen, mir gut zuzureden, meine verbliebenen Kräfte zu sammeln in einem
„es ist ja nicht wirklich so schlimm!“ und „es geht schon irgendwie weiter, es
gibt Hoffnung, es wird eine Lösung geben für die dramatischen Existenzprobleme
der Menschheit und des Planeten“. Was für ein starker, mächtiger Schutzreflex, Offenbar
Urquell allen Glaubens und letztlich auch Lebens und Liebens, denke ich, denn sonst wäre
die Menschheit bei allen schrecklichen, grausamen Naturkatastrophen, Kriegen,
Ungerechtigkeiten, Verbrechen, bei aller unerträglicher Scheinheiligkeit,
Duldsamkeit und Dummheit, schon lange ausgestorben.
Was für ein
lächerlich, hilfloser Trost. Ich werde aufhören mich gegen den Strudel der
Verzweiflung so krampfhaft zu wehren, werde mich ihm hingeben, gebe mich ihm
jetzt gerade schreibend hin und tröste mich so, wissend um die Zerbrechlichkeit
und Fadenscheinigkeit dieses Trostes.
Und dennoch,
er wirkt, ich werde ruhiger, ich denke an alle meine Lieben, ich denke an meine
Schwächen, Ungenügendheiten, Fehler und versuche mir darüber nicht all zu „böse“
zu sein und ein mildes Gefühl wie eine seltsame Musik erfüllt und wärmt
plötzlich meinen ganzen Körper, durchrieselt mich von Kopf bis Fuß; und nein,
es sind nicht die schmachtend schönen, lateinamerikanischen
Liebeslieder, auch nicht die griechischen, traurigmutigen Zeibekiko Klänge, es
ist eine andere Musik, meine eigene Musik, im Takt der Tasten, die ich anschlage, um
meine Gedanken und Gefühle hineinzuhämmern in den Computer, der mich, in meinem
momentanen Einsamkeitsgefühl irgendwie doch mit aller Welt verbindet. Es ist
ein seltsamer Tastentanz zwischen Resignation und Entschlossenheit, ich nehme
mich irgendwie selbst in die Arme und fühle mich allmählich wieder bevölkert von
Lebendigem.
Was wollte ich
sagen? Gerade noch fühlte ich mich einsam, verzweifelt, hoffnungslos, leer,
verschlungen von Wogen des Bösen, des Schmerzes, der Leiden, der Kälte, der
Verzweiflung, der Verlassenheit, des Todes, und nun, einige Zeilen weiter, auf
wunderbare Weise, fühle ich mich wieder am Leben, wie ein begossener Pudel,
ausgespuckt an einem sonnigen Strand und ich horche in mich hinein und dort
schreien Neugeborene und junge, glückliche Liebende und reißen mich mit, in
ihrem lachenden Wohlfühlschrei des Aprils, der bekanntlich „macht was er
will.“
Alles ist
immer möglich. Der Ozean der Polaritäten, der eben noch in haushohen Wogen über
mich zusammenschlug, hat sich in glitzernde, seidige, stillglatte See
verwandelt und ich, kleines Kind. krabble am Ufer, suche nach Muscheln und
werfe bunte Steinchen in ihr sanftes, zart schnappendes Maul, habe mich also selbst
beruhigt und warte auf baldigen Besuch oder mein endlich wieder Hinaustreten ins Licht der
Anderen, um gemeinsam das schöpferische Lebensspiel weiter zu spielen, seinen Tanz zu tanzen.
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