24.4.14

Seinen Tanz tanzen...

Alleine zu Hause
Versuch der Beschreibung eines vorübergehenden Ohnmachts- und Nichtigkeitsgefühls

Ich wünsche euch allen alles Glück und dass ihr das bekommt was ihr euch wünscht. Ich finde keine Worte für die Leere und Ohnmacht, die ich gerade empfinde und selbst mein „Handwerkszeug“, die Heilkraft der Liebe reicht nicht aus, die geballte Energie der aufbauenden Worte und Intentionen, um das permanente Unheil, den Schmerz und die Verzweiflung wett zu machen, die mich, uns, bei genauem Hinsehen, Hinfühlen und Gewahrsein, allüberall umgeben.

Ach, goldener Glanz der poetischen Verschönerung durch das utopische, innere Auge, das, wie ich fühle, allmählich ermüdet und immer mehr einfach nach süßer, oder auch bitterer Ruhe verlangt, die es nicht genügend bekommt, denn alle erdenklichen Lieben dieser Welt können nichts wesentliches am falschen Ganzen verändern, wenn sie sich nicht bündeln und ihr Veränderungs- und Genesungspotenzial gemeinsam entfalten.

Und wieder versuche ich verzweifelt dem Gefühl der Ohnmacht und des allgegenwärtigen Todes zu entkommen, mir gut zuzureden, meine verbliebenen Kräfte zu sammeln in einem „es ist ja nicht wirklich so schlimm!“ und „es geht schon irgendwie weiter, es gibt Hoffnung, es wird eine Lösung geben für die dramatischen Existenzprobleme der Menschheit und des Planeten“. Was für ein starker, mächtiger Schutzreflex, Offenbar Urquell allen Glaubens und letztlich auch Lebens und Liebens, denke ich, denn sonst wäre die Menschheit bei allen schrecklichen, grausamen Naturkatastrophen, Kriegen, Ungerechtigkeiten, Verbrechen, bei aller unerträglicher Scheinheiligkeit, Duldsamkeit und Dummheit, schon lange ausgestorben.

Was für ein lächerlich, hilfloser Trost. Ich werde aufhören mich gegen den Strudel der Verzweiflung so krampfhaft zu wehren, werde mich ihm hingeben, gebe mich ihm jetzt gerade schreibend hin und tröste mich so, wissend um die Zerbrechlichkeit und Fadenscheinigkeit dieses Trostes.

Und dennoch, er wirkt, ich werde ruhiger, ich denke an alle meine Lieben, ich denke an meine Schwächen, Ungenügendheiten, Fehler und versuche mir darüber nicht all zu „böse“ zu sein und ein mildes Gefühl wie eine seltsame Musik erfüllt und wärmt plötzlich meinen ganzen Körper, durchrieselt mich von Kopf bis Fuß; und nein, es sind nicht die schmachtend schönen, lateinamerikanischen Liebeslieder, auch nicht die griechischen, traurigmutigen Zeibekiko Klänge, es ist eine andere Musik, meine eigene Musik,  im Takt der Tasten, die ich anschlage, um meine Gedanken und Gefühle hineinzuhämmern in den Computer, der mich, in meinem momentanen Einsamkeitsgefühl irgendwie doch mit aller Welt verbindet. Es ist ein seltsamer Tastentanz zwischen Resignation und Entschlossenheit, ich nehme mich irgendwie selbst in die Arme und fühle mich allmählich wieder bevölkert von Lebendigem.

Was wollte ich sagen? Gerade noch fühlte ich mich einsam, verzweifelt, hoffnungslos, leer, verschlungen von Wogen des Bösen, des Schmerzes, der Leiden, der Kälte, der Verzweiflung, der Verlassenheit, des Todes, und nun, einige Zeilen weiter, auf wunderbare Weise, fühle ich mich wieder am Leben, wie ein begossener Pudel, ausgespuckt an einem sonnigen Strand und ich horche in mich hinein und dort schreien Neugeborene und junge, glückliche Liebende und reißen mich mit, in ihrem lachenden Wohlfühlschrei des Aprils, der bekanntlich „macht was er will.“

Alles ist immer möglich. Der Ozean der Polaritäten, der eben noch in haushohen Wogen über mich zusammenschlug, hat sich in glitzernde, seidige, stillglatte See verwandelt und ich, kleines Kind. krabble am Ufer, suche nach Muscheln und werfe bunte Steinchen in ihr sanftes, zart schnappendes Maul, habe mich also selbst beruhigt und warte auf baldigen Besuch oder mein endlich wieder Hinaustreten ins Licht der Anderen, um gemeinsam das schöpferische Lebensspiel weiter zu spielen, seinen Tanz zu tanzen.

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