Lassen wir das Öl in den
Zweigen…
Leidenschaftliches Engagement für Meinungsfreiheit, Menschenrechte
und Weltfrieden ist durchaus vereinbar mit klarer, vernünftiger Analyse, unbestechlichen,
kritischen Blick hinter die Kulissen der agierenden Kräfte und der dazu
veröffentlichten Meinung. Aber zu glauben der eigene Blick sei der einzig
richtige und das eigene Urteil das einzig wahre, wäre eine fatale, tendenziell
totalitäre Einengung der, für einen produktiven, lösungsorientierten Dialog
nötigen Meinungsvielfalt und eine bornierte, gefährliche Anmaßung.
Unaufgeregte, meinetwegen auch aufgeregte, öffentliche Diskussion auf dem Boden
toleranten, lebendigen Demokratieverständnisses,
heischt nicht nach besserwisserischen, oft eitlen und einseitigen Erklärungsmonopol,
sondern verlangt ehrlich bemühte Suche nach produktiven Verstehen des
wesentlichen Fakten- und Realitätsbildenden Movens und Agens aller am Problem
beteiligten Kräfte und Dynamiken.
Voraussetzung dafür ist eine grundsätzlich kriegspräventive
Haltung der unmittelbar von den Ereignissen Betroffenen der regionalen Konflikte
und vor allem auch der im Hintergrund wirkenden, geopolitisch, wirtschaftlichen
und strategischen Interessen verpflichteten Großmächte. Ist dies nicht der Fall,
wirken, vor allem die verbalradikalen, Konflikt zuspitzenden medialen Politkommentare
selbsternannter Meinungs- und Medienspezialisten eher als oberflächliche
Brandbeschleuniger, denn als deeskalierender, Verständnis und
Erkenntnisfördernder und also für die Konfliktbewältigung nützlicher Beitrag zu
einer friedlichen Lösungsfindung.
Nichts und Niemand ist perfekt und das gegenwärtige, angstbesetzte
und diversen professionellen Manipulationen ausgesetzte "Meinungstohuwabohu" der
globalisierten Mediennetzwerke, diese gigantische Twitter- und Facebookwolke aus
nützlicher Information und Desinformation, aber oft auch völlig wirrer Emotionsentladungen
aus den tiefsten Seelenschubladen verunsicherter, oft hysterischer
Wutbürger-Zivilgesellschaften, wäre durchaus aushaltbar und kaum erwähnenswert, würde das
mit realer politischer Wirkmacht ausgestattete, gegenwärtige politische Personal der nationalen, europäischen
und internationalen Machtebenen mit angemessener Bedachtsamkeit, nötigen historischen
Wissen (alle erörtern gerade die fatalen, vermeidbaren Auslösungsmechanismen des
verheerenden großen Krieges 14-18, während sie uns unmerklich eilig im
Treibsand eines neuen heraufziehenden globalen Krieges zu versenken drohen)
einigermaßen souverän und mit Weitblick agieren. Das Gegenteil ist leider der
Fall.
Große, erfahrene, politische Persönlichkeiten wie etwa Bruno Kreisky,
Willy Brandt, Francois Mitterand, Olof Palme … potenzielle Vermittler mit
politischen Weitblick und dem nötigen Fingerspitzengefühl für internationales
Krisenmanagement ausgestattet, die aus eigener, persönlicher Erfahrung wissen
wie fatal und zerstörerisch Kriege sind, fehlen heute bedauerlicher Weise. Andere,
noch Lebende, wie Egon Bahr werden kaum gehört. Khol und Gorbatschow, denen das
Kunststück der weitgehend friedlichen deutschen Einigung gelang, spielen, vor
allem krankheits- und altersbedingt, keine entscheidende Rolle mehr und es ist
bezeichnend, dass man nach gerade zu froh sein kann, wenn zu mindestens
durchaus umstrittene „elder statesmen“ wie Helmut Schmidt oder Kissinger (einst
unrühmliches Mastermind des Pinochet-Putsches in Chile) angesichts der aktuellen,
drohenden Kriegsgefahr um die Ukraine und die Krim, zu Besonnenheit und
Deeskalation aufrufen. Derzeit unser aller Schicksal und das der Welt in den
Händen von Obama, Barroso, Merkel, Hollande, Cameron, Faymann… und Putin zu
wissen, kann schon schlaflose Nächte bereiten.
Was tun? Alles ist möglich. Die Kriegsgefahr soll uns
freilich nicht lähmen, in unserem täglichen Engagement für Menschenrechte,
Meinungsfreiheit, Demokratie und Frieden für alle, wirklich alle. Gegen
Ressentiments, Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Totalitarismus jedweder Art, egal ob in der neuen Ukrainischen Regierung, in Putins Russland oder anderswo, vielleicht sogar in uns selber. Sie soll
uns auch nicht konfliktscheu machen oder gar zur Resignation und Depression verleiten.
Ganz im Gegenteil. Fantasie und Schöpferfreude, wo immer wir sind, ist angesagt
und vor allem Empörung und Widerstand gegen Kriegshetze und kriegerische
Eskalationen, egal wo.. Die Alternative zur herrschenden Haltungs- und
Gesinnungslosigkeit ist der globale, zivile Aufstand des Lebenswillens und der
Vernunft, der weltweite Druck auf die politisch und wirtschaftlichen
Verantwortlichen ihre Interessens- und Machtkonflikte um geopolitische und
wirtschaftliche Einflusssphären, um Erdöl, Gas und Bodenschätze, ihren „Fossilienkampf“ ums persönliche
Überleben ihrer autoritären Machtgelüste und Strukturen, nicht wie jeher auf dem Rücken der
Völker auszutragen, sondern auf deren Willen und Wünsche zu hören und alles zu unternehmen,
um kalte und heiße Kriege zu vermeiden oder zu beenden. Alle im Moment auf der
Erde geführten Kriege (Syrien, Lybien, Afghanistan, Irak etc. und alle larvierten Stellvertreterkriege in Asien,
Afrika und Lateinamerika.) Auch den
permanent herrschenden globalen Wirtschaftskrieg gegen den armen, energie- und
rohstoffreichen Süden und den Abwehrkrieg gegen Asylsuchende und die von unseren
Wirtschaften verarmten Menschen, sowie den Krieg gegen unsere Grund- und
Bürgerrechte (NSA, etc.). Aber vor allem die wahnsinnige Illusion ist ein für
alle mal aufzugeben, dass globale Kriege bei den vielseitig vorhandenen,
atomaren Zerstörungskräften, von irgend jemanden zu gewinnen wären.
Die Welt steht vor notwendigen, tiefgehenden Veränderungen, Reformen
und Revolutionen. An uns allen liegt es diese so „samten“ und friedlich als möglich zu
gestalten und die Autokraten und Oligarchen ins „Streichelzoomuseum der
ausgestorbenen Herrschaftsarten“ zu verbannen, sanft und friedlich, versteht
sich.
Was auch immer geschehen mag, wie groß und scheinbar unlösbar
die zukünftigen Konflikte um die anstehende Schaffung einer neuen, lebbaren,
sozial gerechten, demokratischen, nachhaltigen ökologischen und friedlichen Wirtschafts- Gesellschafts- und Weltordnung
auch sein mögen: Ersetzen wir Krieg durch Frieden, Erdöl durch Sonne und lassen wir das andere, genießbare Öl in den Zweigen friedlicher
Olivenhaine, oder verwenden wir es in der Küche, gießen wir es nicht ins Feuer.
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