27.7.12

60 und so weiter



  1. Juli 2012
Anflug von Liebe
(Nachbeben der Gestalt-Experiment-Summerschool mit Thomas Fajs)

Irgendwas regt sich in mir
wie ein Saatkorn, das aufbricht, ein Keim
Gerade war da noch graue Wüste
und jetzt – Spannung und Feuchtigkeit
in den Augen und ein wohliges Gefühl
im Bauch und Unterdruck im Herzen, ein Tief
wie vor einem Sandsturm
Aber noch – Stille – zuviele Worte
Tonnen von hilflosem Papier
das keine Knospe hervorbringt
Aber doch – irgend etwas regt sich
in einem mikroskopischen Riss meiner Mauern
Still! Höre das Gras wachsen!
Zerrede nichts, kaue das Nichts
und das Alles – lass  laufen was kommt.
Nichts ist da?
Und doch, ich spüre im Saatkorn
das aufbricht, einen Anflug von Liebe.


Für Frau A

Wolken sind in mir, Wolken von Tränen
Ganze Sturzbäche, ganze Fluten
von Trauer und Wut, von Schmerz
und Schmutz. Aufgestaut sind sie
und brechen mir aus den Augen
tief aus dem Herzen und den Gedärmen
braust dieses Wutschwarz und füllt das
ganze AKH bis unters Dach mit seinem Schrei
Ich kotze sie aus die Überschwemmung in mir
ich bin wie ein lachender, nagender Biber
der die Schutzdämme annagt und unterminiert
die sterile Fläche des ordentlichen Alltags,
der scheinbaren Idylle, der unnahbaren
Gleichgültigkeit.
Ich weine mich frei und mache die Fenster
und Türen weit auf für den trockenen Sommer
und frischen Wind -
bald ist mein Haus wieder bewohnbar.


  1. Juli 2012

Versuchsanordnung

Gefangen hinter unsichtbaren Gittern
die weißen Kittel schützen nicht vor Gefühlen
Verrückte Welt – ein Ramschtisch zum Durchwühlen
und waren Kinder doch, die Ärzte, die ver-pillen-bittern

Gesunde Welt – ein Käfig voller Narren
Alles ist planquadriert, in Kasteln eingeschachtelt
Wer nicht hineinpasst ist verdächtig, schuldig
und wird von grantigen Schwestern „überwachtelt“!

Er sollte ruhig und dankbar still verharren
Gesund ist wer pariert und sich nett selbst kastriert
Das Leben ist eine Versuchsanordnung
wie es gelingt sich selber zu verscharren

Ärzte und Pflegepersonal verurteilt, lebenslänglich
die Patienten haben eine kleine Chance zu fliehen
Für Heilung ist Anpassung unumgänglich
denken die Wärter und lassen eifersüchtig
die Kranken nach dem Turnus in die Freiheit ziehen


Weiße Krähen

Weiße Krähen
schwarzer Schnee
schaust du weg
tu ich mir weh
schaust du her
bin ich nicht da
Sag ich Kri-
se, sagst du Kra-
ss und es wird
dein Auge nass

Was tut besser
Nadel, Messer
stechen, schneiden
keins von beiden
Über deine Seele springe
lasse Pein und Scham und Klinge
schreie, tobe, schlage, singe
alles tue, doch vermeide
an der Aggression zu leiden
schick sie auf die Trauerweide
tanze nicht auf Messers Schneide
weiße Krähe brich dein Schweigen
kannst ruhig deine Schwärze zeigen
Weiße Krähen
schwarzer Schnee
ich kann deine Seele sehen
rein und schön ist,
was ich seh
und tut weh
und nicht mehr weh

  1. Juli 2012

Tiefes Gefühl

Süßer Schmerz des Lebens
wenn ich bei mir bin
wenn ich Schauer spüre
dass mein Herz sich rühre
und alle Sinne sind nur mehr ein Sinn

Süßer Schmerz der Trauer
wenn die Wunden blühen
für die, die verschwunden
nun sich nicht mehr mühen
nach des Lebens Dauer
und ich kann sie spüren
wie sie tief in mir
Seele und Herz berühren
und ich bin noch hier
bin noch gerne hier,
ihr da, in der Ferne


Yeni, du - bist jetzt für mich Peru

Ich fühle deine starke Seele
Den Jubelschrei aus deiner Kehle
Der alle Leiden übersingt
Ich fühle himmelhohe Weiten
Die dich auf Schritt und Tritt begleiten
Die wilde Kraft die dich durchdringt

Yeni, du - bist jetzt für mich Peru

Ich sehe das Kind zwischen den Steinen
Ich höre in deinem Lachen Weinen
Sehe Kälte in deinem warmen Blick
Was je sie schlimmes dir auch taten
Das Kind in dir ist heil geblieben
Trotz Pein und Schmerzen wohl geraten
Freudig zu leben und zu lieben
Trotz aller großen Widrigkeiten
Tanzend die Wege zu beschreiten
Und frei, Yeni, ist dein Geschick
Dabei will ich dich gerne begleiten
So weit ich das auch immer kann
Als Freund, als Vater, Bruder, Mann...

Yeni, du - bist jetzt für mich Peru

Du bist mutig, witzig und gescheit
Fleißig und beharrlich, voll Bescheidenheit
Aufrecht, geradeheraus, wie Berge sind
Klar und sinnlich, unergründlich tief
Kleines Kind, das mit der Katze auf dem Rücken
bloßfüssig durch Eis und Kälte lief
immer glaubend an die gute Möglicheit
Manchmal auch umwölkt von dunkelschwarzem Wolkenhaar
Voll Geheimnis, Irrlicht und Gefahr
Aber nur für kurze Zeit schreit dann der Jaguar Hoffnungslosigkeit
Mit dem Kondor und dem neuen Wind
kommt bald wieder Heiterkeit und Sonnenschein
Denn es weiß doch jedes kleine Kind
Berggipfel sind einsam, Yeni, aber nie allein

Yeni, du - bist jetzt für mich Peru

Ich fühle deine starke Seele
Den Jubelschrei aus deiner Kehle
Der alle Leiden übersingt
Ich fühle himmelhohe Weiten
Die dich auf Schritt und Tritt begleiten
Die wilde Kraft die dich durchdringt
und nun auch in mir weiterklingt

Zwischenbilanz

Bisher war ich vie zul „vorsechzig“.
In Zukunft wervde ich mit mir etwas „Nachsechziger“ sein

So ist das

Ich wollte nie ein Schicksal haben
Jetzt hab ich es: schicksallos zu sein
In mir fliegt der Schmetterling der Neugier
Zappelt der Zeppelin der Exploration
Ich bin ein vorsichtiger Abenteurer
Ich wohne in meinem Kopf
und meine Sinne denken!
Lange Zeit wollte ich etwas sein
jetzt bin ich ganz einfach kompliziert
und schäme mich nicht dafür wie ich bin
Ich lebe mit mir in Frieden, das heißt
ich treibe mich an und lasse mich treiben
und höre nur auf mein Herz
auch dann wenn es gerade nicht schlägt
so hinke ich fliegend meinem Ende zu
und habe es gar nicht eilig
Ich lasse die Welt in mich hinein
und mich hinaus in die Welt
Umarmung nenne ich das
Ich umarme die Ewgkeit
in der Gegenwart. So ist das!

Frei am Fluss

Die Wolken ziehen
der Fluss zieht mit
Das dünne Gold des Abends
leuchtet auf Dächern
und im grünen Fluss
der grün und braun
das Gold ertränkt
Ein schöner Tag war
uns geschenkt
jetzt zieht er hin,
im Abendglanz
wie alles was ist
ziehen muss
Die Träne, die das
Auge befeuchtet
der Vogelschrei
der warme Kuss
alles was ist, vergeht
vertanzt
und wenn die Nacht
kommt, findet sie
uns nicht mehr wie
wir Morgens waren
Züge und Schiffe
abgefahren
Gefallene Blätter
bleierne Wimpern
Die Mauersegler
fliegen tief
Ein Jammer wer den
Tag verschlief
auf dem Klavier der
Angst zu klimpern
Die Nacht kommt
und der Tag fällt tief
in schwarze Sterne
des Nichts.
Bald schwimmen wir im
nächtlichen Tod
und warten auf das Rettungsboot
Verkünderin des Morgenlichts

  1. Juli 2012

Tiefer Wunsch nach Veränderung

Ich will die Welt zurückhaben,
Stück für Stück
Atom für Atom wieder
zusammenfügen
den Fluss hinauf
schwimmen
bis zu meinem Ursprung
in die Wolken
zurückregnen.
Und ich verfalle schon
wieder in die selben
Muster – perfekt
sein zu wollen -
mich hintert der Tätigkelt
zu verstecken
Alles zu organisieren
alle glücklich
machen zu wollen
und selbst nur
unruhig zu werden
Wieso habe ich kein
natürliches und
ruhiges, gelassenes
Selbstvertrauen?
Ich bin wie ich bin
und es kommt was kommt.
Weil ich den Lauf der Welt
andern will, muss.
Weil ich den Auftrag habe
und je mehr ich dessen
gewahr bin und mich
von ihm befreie,
merke wie sehr
ich mir selber
wünsche die Welt
würde anders werden -
schön, freundlich
friedlich und lustig
und ich möchte etwas
dazu beitragen
nichts oberflächliches,
tief aus mir selbst
heraus, wie ich
das tue wenn ich pflege oder
jemanden in der Therapie
stunde habe
tief aus mir heraus
verändern
und mich selbst
verändern

  1. Juli 2012

Immer Premiere

Für das Leben gibt es keine Probe
Es ist immer Premiere.

Fazit

Unterm Strich
Ich
und dazu
Du
ergibt
Wir
sind
immer noch hier
Uff, das spüre
ich jetzt und werde
ruhiger, meine Panik
und Spannung verfliegt
und ich bin bei mir
und das ist gut so
und fühlt sich gut an.
  1. Juli 2012

Yeni, wenn du singst...

Wenn Du singst
bewegt sich die Welt
unmerklich
und die Verschwundenen
singen mit.
Das Spinnennetz
der Zeit,
das Gefängnis unserer
Träume schwingt
zwischen den
Bäumen der Angst
und zerreißt
und durch die kleinen Risse
entschlüpfen
die gefangenen
Träume wie
kleine Tiere
ins Freie
des Jetzt
Die Wunden
heilen, die
Tränen trocknen
im leisen Wind
deiner Stimme
wächst die
Blume der Sonne
und über den Rücken
meiner Seele
läuft ein Schauer
des Glücks
Wenn Du singst
liege ich an
der Brust
meiner Mutter
und die Erde,
ich spüre es,
unter meinen
Füßen
unterbricht
ihren grollenden
Lauf
und tanzt

Wenn Du
singst, Yeni
wird meine
Liebe wach.
  1. Juli 2012

In den violetten
Wassern der Donau
ertrinkt mein
nachtschwarzes Herz

Jemanden erwarten

Wie schön es ist auf
jemanden zu warten
dass es da jemanden
gibt, der zu dir
kommt wie aus
einem paradiesischen Garten
aus dem Nichts, einfach
da ist, aus Fleisch und Blut
und atmet und lacht
und ist plötzlich da
klein, schwarz, wie die Mitternacht
und ist plötzlich nah
Ach, wie tut das gut
und du hast das Gefühl,
dass dich jemand
liebt.

1 Kommentar:

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