Edition Sonnberg
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1210 Wien
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Hier veröffentlicht der Autor Willi Stelzhammer sein (b)logbuch
21.11.20
11.11.20
7. November 2020
DIE WELT NACH TRUMP
Von Pandemie und Terrorismus
Beides,
Pandemie und Terrorismus, sind menschengemachter Ausdruck derselben
gesellschaftlichen Pathologien und eigentlich nur in Zusammenhängen der
ihnen zugrunde liegenden Gesamtkontexte begreif- und bearbeitbar. Beides
der neoliberalen Globalisierung, Deregulierung, Ungerechtigkeit und
Ungleichheit geschuldet.
Am Tag des schrecklichen, wie wir jetzt
wissen, vermeidbaren Anschlags in Wien, wurden von Taliban-Terroristen
in Kabul 22 StudentInnen ermordet und es vergeht kein Tag auf dieser
Welt, an dem die verschiedensten Formen von systematischer Gewalt, Krieg
und eben auch Terror, auf Grund einer aus dem Ruder laufenden
Weltordnung, nicht einen enormen Blutzoll fordern; meist weitab unserer
unmittelbaren Wahrnehmung und alsbald verdrängt. Jeder bloß politisch-
administrative oder individualanalytische Erklärungsversuch, ebenso jede
blinde, hasserfüllte Verschärfung und Aufrüstung muss ungenügend
bleiben und greift zu kurz.
Die Wurzeln für diese Pathologien
reichen weit zurück in die Geschichte, vor allem die grausame
Kolonialgeschichte, den furchtbaren Weltkriegen des vergangenen
Jahrhunderts, den Holocaust und den damit einhergehenden, archaischen
Gruppendynamiken des Antagonismus von Mehrheitsgesellschaften und
ausgegrenzten, sprich verfolgten und zum Sündenbock gestempelten
Minderheiten und den damit verbundenen aggressiven, beidseitigen
Verhaltensmustern.
Mit locker aus der Hüfte getwitterten
Rücktrittsforderungen an die akut politischen Verantwortlichen ist es da
bei weitem nicht getan. Verantwortlich sind wir alle, die dieses
falsche, an allen Ecken und Enden krachende System mittragen. Es
braucht multifaktorielle, supranationale Lösungsansätze zu grundlegenden
Veränderungen der gesamtgesellschaftlichen Umstände, die langfristig
tiefgreifende Entspannung durch Dialog, Kooperation und gemeinsames
Umsetzen von problemlösenden Reformen, in allen Bereichen des weltweiten
Zusammenlebens ermöglichen und egomanischen Konkurrenzkampf, Gewalt
triggernde, rasistische Ausgrenzung, skrupellose Ausbeutung und
soziopathische Empathielosigkeit durch liebevolle Weltoffenheit und
gemeinsame Lebensfreude ersetzen:
Globale Anerkennung und Ausbau
der Menschenrechte, insbesonders des Asylrechts, Aufwertung und
Effektivierung der internationalen Organisationen, wie UNO und WHO,
Erziehung zu Frieden und lebendiger Demokratie bei Anerkennung
kultureller Vielfalt (ohne faule Kompromisse mit menschenverachtenden
Religionen und Ideologien), nachhaltiges, Ressourcen schonendes, vor
allem mehr regional verankertes Wirtschaften, das auf Gerechtigkeit,
fairen Austausch und solidarisches Teilen ausgerichtet ist,
umwelterhaltende Energiewende, sofortigen Stopp der Waffenproduktionen
mit dem Ziel der Austrocknung aller aktuellen Konflikt- und Kriegsherde,
Authentizität und Glaubwürdigkeit in allen Formen medialer
Kommunikation.
Dies nur einige m.E. notwendiger Maßnahmen, in
deren Sinne jede aktuelle, national getroffene Krisenmaßnahme durchdacht
und möglichst nicht nur von politischen Partei- und
Regierungs-FachidiotInnen, sondern allen Menschen, dem planetaren
Souverän, besprochen, mitgetragen und realisiert werden sollte, um das
kostbarste Gut - Menschenleben - wirkungsvoll zu schützen und zu
bewahren!
10.7.20
5.7.20
Welt(w)ende?!
Lebenszeichen im 68. Jahr
In Ruh`
Gedicht an mein inneres Kind
8.5.20
„Beule gangen“
Ende 1944 sind wir von der Panzerausbildung im Burgenland desertiert.
Interview mit meinem Onkel Franz Paukert (1930- 2002), vom Frühjahr 1983
Franz: Wir hatten die vormilitärische Ausbildung, so hat das geheißen und von dort wären wir zum Volkssturm mobilisiert worden. Um das zu verhindern, sind wir, eine Gruppe von Freunden, dann hergegangen und haben uns immer freiwillig zu Ausbildungen gemeldet.
Zuerst bei den Fliegern. Da haben wir einen Fliegerkurs gemacht als Segelflieger, so haben wir begonnen. Und als wir gesehen haben wir machen Fortschritte, habe ich mich zum Rapport gemeldet. Dort habe ich gesagt, mich freut das nicht mehr bei den Fliegern, das sagt mir nicht zu. Ich ginge lieber zu den Panzern. Und die haben mich gefragt wieso auf einmal? Ich habe gesagt: mir ist es lieber auf dem Boden zu kämpfen, in der Luft taugt mir das nicht. Dann haben wir einen Bescheid bekommen, dass wir zur Panzerausbildung abkommandiert werden. Dann sind wir nach Klein-Neusiedl gebracht worden. Dort war der Panzerunterricht. Dort haben wir mit der Schule begonnen, aber das Ganze ist sehr unsympathisch gewesen. Na, dann haben wir wieder dasselbe gemacht. Ich habe mich zum Rapport gemeldet und dort habe ich gesagt: die Panzer taugen mir auch nicht, ich glaube die Infanterie ist für mich besser. Und von der Infanterieausbildung sind wir dann „beule gangen“ (desertiert).
(Meine Mutter Elli, seine Schwester): Zwei Monate wart ihr dann versteckt in den Kleingärten. Du bist einmal gekommen, hast den Militärmantel angehabt und das Zivilkappel auf dem Kopf…
Franz: Ich weiß nicht mehr genau. Ich hätte gesagt, das war gegen den Winter zu. Im Jahr 44. Ja, da sind wir dann in der Nacht „beule gangen“ (desertiert) und da sind wir zum Bahnhof in Rust gekommen, in der Nacht haben wir uns hingeschlichen und da sind wir erschrocken. Da war eine ganze Partie (Gruppe), das war eine Kompanie und ein paar Offiziere waren dabei Und die waren richtig auf Zack, Habt acht und was weiß ich, alles mögliche. Und da haben wir es probiert.
Weißt du was, sag ich zum Peter, zu fünft waren wir, weißt du was, wenn der Zug einfährt und die fangen an sich aufzulösen, mischen wir uns unter sie, denn die Uniformen von uns waren die gleichen wie ihre, nur Kapperl habe ich keins gehabt, das habe ich vergessen. Und tatsächlich, der Zug ist eingefahren und die Kompanie hat das Kommando bekommen den Zug zu besteigen, und wir waren schon dabei und sind mit ihnen zugestiegen. Sagt einer von denen zu uns:
He, was macht denn ihr zwei da?
Sage ich: Was sollen wir machen, wir fahren nach Hause.
Seid`s „beule gangen“?
Na freilich, was hast du denn geglaubt, sage ich, wo fahrt`s denn ihr hin? (lacht)
Sagt er: Wir gehen auch alle „beule“ (Onkel Franz lacht laut)
Haben die das so organisiert gehabt, als ganze Kompanie, richtig offiziell, sind alle ausgerückt und sind desertiert. Und dann waren wir in Wien und ich habe dann die Erika (Schwester) kontaktiert, denn unsere Mutter durfte nicht wissen, dass wir desertiert waren. Und den Winter über waren wir in den Kleingärten versteckt und haben kleine Sabotageaktionen durchgeführt, bis zum Kriegsende halt.