19.11.17

Gestalt(en) gegen Gewalt(en)



Gestalt(en) gegen Gewalt(en)
Ja, es geht. Welt und Leben nachhaltig umgestalten

Gebannt und ängstlich blicken wir auf eine mögliche schwarz-blaue Regierungsbildung und alle asozialen Scheußlichkeiten, die wir damit assoziieren. Eigene innere Ängste mischen sich dazu, werden auf das Feindbild projiziert und externalisiert und die Angst wird dadurch nochmal gesteigert. Wie wir wissen sind Angst und damit verbunden Resignation oder Wut, denkbar schlechte Nachdenkhilfen.

Mit der von vielen Medien und PolitikerInnen so genannten „Flüchtlingskrise“, die sich m.E. aus tiefen individuellen, nationalstaatlichen und EU- Krisen und Defiziten zusammen-setzt, haben angstmachende, bislang meist verdrängte, existenzielle, globale Probleme, wie Krieg und seine Folgen, Ausbeutung, Unterdrückung und Verfolgung, unvorstellbare Unmenschlichkeiten und verstörende Grausamkeiten, Terror, Ohnmacht und Unsicherheit, mächtig und unüberhörbar an unsere Tür geklopft und wurden in der Folge, medial verstärkt und oft verfälscht, in unser Bewusstsein gerückt.

Im scheinbar unverletzlichen Kokon unserer bequemen Nachkriegsdemokratien,  in dem sich viele unverletzlich wähnten und dem Tagtraum von individueller Freiheit und unbegrenzten Konsums nachhängen konnten, wurde plötzlich die Prekarität unserer westlichen Wohlfühldemokratien spübar. Auch der Umstand, dass diese Demokratie, nicht nur in europäischen Randlagen, in denen Krise und Arbeitslosigkeit, wie in Griechenland, bereits unerträgliche Ausmaße angenommen haben, von einer ganz und gar nicht demokratischen Wirtschaft abhängig und bestimmbar ist. Plötzlich wurde das Aufblitzen  kapitalistischer Raubtierzähne auch unter hiesigen Toleranzmasken besser wahrnehmbar.

Achtung frisch gestrichen

Das, vor allem in Österreich, aus historischen Gründen, ohnehin spärlich ausgebildete staatsbürgerliche Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, das heißt unsere politische Meinung und daraus resultierend unsere Stimmungs- und Gemütslage, ist in ganz besonderem Maße ausgerichtet, ja geradezu abhängig, von publizierter Information (vorherrschend Krone-Märchenpost u. diverses Gratisgeschleime), die aus einem eingeengten Kreis partei- und wirtschaftsgebundener Medien stammt und obendrein mehr und mehr von sogenannten „social media“ die im günstigsten Falle politische Desorientierung und Verunsicherung verstärken und verbreiten und im schlechtesten, von äußerst dubiosen Quellen zur bewussten Lancierung von Falschinformationen genützt werden; was wir nicht zuletzt an deren fatalen Auswirkungen bei der letzten Nationalratswahl in Österreich merken mussten.

„Social Campaigning“ kann heutzutage, in Umwandlung von Unschulds- in Unholdsvermutung (fast) alles: Gewisse Themen hypen, andere ausblenden, Karrieren befördern, (politische) Existenzen vernichten. Etwas, das in unübersichtlichen, komplexen Krisenzeiten, bei durch normal Sterbliche undurchschaubaren Interessensgemengelagen, durchaus fatale Folgen haben kann wie nicht zuletzt die Wahl Donald Trumps bewies. Bildlich ausgedrückt ist die Gesamtheit der Medieninformation, die Wahrhaftigkeit und Objektivität vorgaukelt, gewissermaßen zum mentalen und psychischen „Elefantentreiber“ geworden.

Der Elefant, wir, die Bevölkerungen, werden von der „öffentlichen“, also veröffentlichten und von uns weitgehend als wahr angenommenen Wirklichkeit, von der unsere eigenen Wahrnehmungsmöglichkeiten, durch (arbeits)zeitliche Einengungen und Lebenssouveränitätsverluste aller Art, immer entfernter sind, ja geradezu verunmöglicht werden, mehr oder weniger geschickt in eine bestimmte Richtung gelenkt. Noch überspitzter formuliert, ist es mit der geeigneten, gut „geschmierten“ Propagandamaschinerie nicht nur möglich uns durch gelenkte, geleakte und gefakte Wahlkämpfe und den daraus resultierenden Ergebnissen, ein x für ein u und ein schwarz für türkis vorzumachen, sondern dem Elefanten die Angst vor Mäusen (oder anderen Sündenböcken) einzuimpfen, damit er die tatsächliche, gut getarnte Gefahr des bis an die Zähne bewaffneten Großwildjägers „freiwildender, globaler Kapitalismus“, nur ja nicht wahrnehme.

Elefant und Großwildjäger sterben

Vor allem soll möglichst niemand mitbekommen, dass unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das auf weitestgehend ungehemmte und unbegrenzte Ausbeutung der Menschheit bis zur Selbstvernichtung getrimmt ist, selbst an sein Ende und ans Aussterben gekommen ist und zunehmend von Panik und Orientierungslosigkeit beherrscht ist. Das Zeitalter des Kapitalismus neigt sich in einer globalen, vielschichtigen Krise seinem Ende zu. Mit den Elefanten werden die Großwildjäger und alles andere auch aussterben. Das Fiat- (Glaubens) Prinzip der Finanzwirtschaft ebenso, wie die auf Selbstzerstörung ausgerichtete Weltwirtschaft, die schon jetzt nicht mehr in der Lage ist, selbst wenn sie es wollte, alle weltweit vorhandenen Arbeitskräfte auszubeuten. Sie verwandelt sie in „unwerte, also unverwertbare Menschen, in Überflüssige. Und die werden mehr und mehr. Um diesem systemischen Dillemma zu entgehen, braucht es einen umfassenden, globalen Systemwechsel vom Konkurrenz – zum Kooperationsprinzip, von der Zerstörung und der Wachstumsreligion zu einem kreativen, ressourcenschonenden, friedlichen Wirtschaften und Zusammenleben.

Blau-schwarz, das noch nicht einmal wirklich regiert, will, wie soviele von Angst und Panik beherrschten Ewiggestrigen aus Politik, Medien und Wirtschaft (und die finden sich in sämtlichen nationalstaatlichen Repräsentanzen des globalkapitalistischen „Nichtmehrweiter wissens“ und „Wildumsichschlagenswollens“, mit aller Kraft und Gewalt das Rad der Weltgeschichte zurückdrehen. Sie werden dies ebensowenig vermögen wie alle ihnen vorangegangenen, reaktionären Machtsysteme als ihre Ablaufzeit gekommen war. Die Geschichtsbücher sind voll von ihnen (die Massengräber leider auch). Vom Zerfall des römischen Reiches zur französische Feudalzeit, von den Habsburgern und dem russischen Zaren bis zu Stalin und Hitler und dessen „tausendjährigem Reich“.
Es geht, wie eigentlich immer schon, um die globale Grundfrage wie wir leben und überhaupt überleben wollen auf unserem kleinen, wunderbaren, aber verwundbaren, begrenzten und endlichen Planeten.

Gleiche Freiheits- und Menschenrechte für alle Menschen, freie, zugängliche,  demokratische Bildungsmöglichkeiten, kooperatives Wirtschaften, Gemeinwohl in Solidargesellschaften, Teilhabe an der Politik in all ihren Bereichen, auch der Wirtschaft, Politik unter Teilhabe von allen, Herstellung von Gleichgewicht zwischen lokalen, regionalen, städtischen, staatlichen, kontinentalen und globalen Politik- und Verwaltungseinheiten, Kultur des Sparens, des nachhaltigen Haushaltens, des friedlichen Mitteilens und Teilens…
Das sind die wirklichen Probleme und Herausforderungen, denen wir uns alle, lager- und klassenübergreifend stellen müssen, wenn die Menschheit überleben soll und will. Dafür gilt es geeignete Lösungen zu finden.

Problemlösungsorientierung statt Sündenbockpolitik

·        Erhalt des Friedens im Inneren wie im Äußeren, durch eine menschengerechte Politik und weitgehender sozialer Gerechtigkeit.
·        Ernährungssicherheit für alle Menschen, Sicherung der Wasserreserven durch die öffentliche Hand, Durchsetzung aller dafür erforderlichen Klimaschutz-maßnahmen.
·        Nutzung brachliegender, noch zu entdeckender wirtschaftlicher Ressourcen, durch neue landwirtschaftliche Techniken, ökologisch-verträgliche Technologien, in der handwerklichen und industriellen Veredelung und Bedarfs- und Verbraucherorientierten Produktion.
·        Demokratisierung der Bildung , Wissenschaft und Forschung in globaler Zusammenarbeit
·        Demokratisierung der ökologischen Produktion und Nutzung von Energie
·        Nutzung der Automatisierung und Digitalisierung für ein menschlich zuträgliches Leben und Arbeiten in freigesetzter Kreativitäts- und Produktivkraft
·        Aufbau von kulturell gemischten Kooperativen in Stadt und Land. Ökologisch vertretbare Stadtentwicklung, Ausbau von neuen Haus- und Siedlungsformen (z.B. Eigengärten für die Selbstversorgung, weitgehende Energieautarkie, …
·        Unbedingte Reisefreiheit und sukzessiver Abbau aller Grenzen durch sanfte und sinnvolle Mobilität, also nicht nur freier Waren-, sondern Menschen- und Ideenverkehr und Kulturaustausch im Rahmen der universellen Menschenrechte.

Alle, die diese und viele andere lebenswichtigen Lösungsansätze und Projekte negieren, und mit aller Gewalt zurückdrängen und verhindern wollen, sind auf dem (politisch und wirtschaftlich letalen Betonweg. LemmingsführerInnen jedweder Parteifarbe, die uns, rückwärtsgewandt um vorfabrizierte Sündenböcke - die Ausgegrenztesten und ohnehin Schwächsten und Ärmsten - tanzen lassen wollen als wären das Lösungen und uns vorgaukeln, dass deren finanzielles und reales Ausbluten, irgendetwas an unseren Problemen, Ängsten und realen Lebenswirklichkeiten ändern könnten, lügen uns ins Gesicht und sich selbst in die Tasche. Sie wollen sich nur selbst und damit die Superreichen Profiteure der Wirtschaftskrisen kurzfristig vor Machtverlust schützen indem sie wirksame Reformen des maroden Systems verhindern. Vor ihrer Angst schützt sie das keineswegs, denn sie befinden sich, wenn sie sich nicht rechtzeitig besinnen, auf dem Weg in den Abgrund auf dem wir ihnen keinesfalls folgen sollten und werden. Wir werden ihnen bald überhaupt nicht mehr folgen und ihnen zumindestens die innere Gefolgschaft aufkündigen.

Siegen können nur alle oder niemand. Das ist der Punkt!

Ein anderer Weg und eine andere Welt sind  möglich und werden kommen, wenn wir uns von unseren eingeimpften, vorauseilenden Ängsten befreien, uns selbst und anderen Mut machen, uns auf den Weg machen, etwas positives tun.
Das befürchten sie ja so sehr, die die ihre ihnen vermeintlich verbrieften Rechte und Privilegien davonschwimmen sehen, deshalb werden sie ja zusehends unverblümt frecher, unbesonner, verzweifelter, mordlustiger, kurz-atmiger. Aus Angst demnächst geschichtlich abgelöst zu werden, werfen sie jede Moral über Bord, wollen raffgierig und kurzfristig retten was zu retten ist. Hinter uns die Sintflut. Und bemerken nicht, dass sie ja noch umkehren, sich besinnen könnten, dass eine wirklich demokratische, friedliche Veränderung auch ihnen mehr Sicherheit, weniger Risiko und ein qualitätvolleres, tatsächlich wert-volles Leben bringen könnte. Stattdessen stürzen sie sich in unmenschliche und sinnlose Austeritätspolitiken, in gewaltvoll autoritäres Teilen und Herrschen, in Koalitionen und Förderung von rassistsischen, ja faschistischen politischen Partnern, von denen sie die Niederwerfung der Opposition erwarten, Dobermänner an ihrer Kette, vor denen sie selbst Angst haben. Deshalb errichten sie virtuelle Marterpfähle für ihre massenpsychosefördernde Sündenbockpolitik und nehmen neuerliche historische Entgleisungen ungeheuren, unvorhersehbaren Ausmaßes in Kauf, die Phrase des „Nie wieder Holocaust“ auf den verlogenen Lächellippen.
Das alles kann freilich kurzfristig ansatzweise gelingen, kann aber auch gehörig ins blaue oder türkise Auge gehen. Die Geister, die da an der Wahlurne so unbedacht geweckt wurden, lassen sich durch gelassene, geschichts- und selbstbewusste Menschen auch durchaus wieder vertreiben. Demokratisch auf der Straße und bei jeder sich bietenden Gelegenheit, zum Beispiel bei der nächsten Wahl. Es muss nicht immer in Katastrophen münden. Die Zeitzurückdreher, der schlimmste davon ein Österreicher namens Schickelgruber riefen ein tausendjähriges Reich aus, das ein dutzend Jahre dauerte. Lange genug für Millionen von Opfern.

Jetzt, zu Beginn des neuen Jahrtausends geht es um nichts weniger als um die nachhaltige Demokratisierung des gesamten Planetens, um die Erneuerung der hart erstrittenen europäischen, demokratischen Grundwerte, um eine universelle Identität des Menschseins, in der lokale, regionale, nationale, kontinentale Identitäten beheimatet sind, um planetare, friedliche Kooperation und die Ermächtigung der globalen Zivilgesellschaft als vielfältige PartnerIn der politischen Repräsentanz.
Wer soll das alles bewerkstelligen? Wir stecken bis zum Hals in unseren täglichen Problemen, haben vereinzelt wenig Macht. Wir sollten uns dazu ermächtigen die eigentlichen Probleme zu erkennen und beherzt anzupacken. Wir können das. Wir, alle gemeinsam. Jede, jeder in seinem Lebensbereich, indem er/sie besser, gewahrsamer und (selbst)bewusster tut, was er/sie gerade tut, reflektiert seinen/ihren Horizont erweitert, sich auch etwas traut, diskutiert und artikuliert, notfalls demonstriert und sich nicht ins Bockshorn der vermeidbaren Ängste und der Boulevardmedienwelterklärung jagen lässt. Kriege sind nicht mehr zu gewinnen. Das sollte uns spätestens seit Hiroshima klar sein. Todos venceremos! Y solamente todos!

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