Gestalt(en)
gegen Gewalt(en)
Ja, es geht. Welt und Leben nachhaltig umgestalten
Gebannt und ängstlich blicken wir auf eine mögliche
schwarz-blaue Regierungsbildung und alle asozialen Scheußlichkeiten, die wir
damit assoziieren. Eigene innere Ängste mischen sich dazu, werden auf das
Feindbild projiziert und externalisiert und die Angst wird dadurch nochmal
gesteigert. Wie wir wissen sind Angst und damit verbunden Resignation oder Wut,
denkbar schlechte Nachdenkhilfen.
Mit der von vielen Medien und PolitikerInnen so genannten
„Flüchtlingskrise“, die sich m.E. aus tiefen individuellen, nationalstaatlichen
und EU- Krisen und Defiziten zusammen-setzt, haben angstmachende, bislang meist
verdrängte, existenzielle, globale Probleme, wie Krieg und seine Folgen,
Ausbeutung, Unterdrückung und Verfolgung, unvorstellbare Unmenschlichkeiten und
verstörende Grausamkeiten, Terror, Ohnmacht und Unsicherheit, mächtig und
unüberhörbar an unsere Tür geklopft und wurden in der Folge, medial verstärkt
und oft verfälscht, in unser Bewusstsein gerückt.
Im scheinbar unverletzlichen Kokon unserer bequemen
Nachkriegsdemokratien, in dem sich viele
unverletzlich wähnten und dem Tagtraum von individueller Freiheit und
unbegrenzten Konsums nachhängen konnten, wurde plötzlich die Prekarität unserer
westlichen Wohlfühldemokratien spübar. Auch der Umstand, dass diese Demokratie,
nicht nur in europäischen Randlagen, in denen Krise und Arbeitslosigkeit, wie
in Griechenland, bereits unerträgliche Ausmaße angenommen haben, von einer ganz
und gar nicht demokratischen Wirtschaft abhängig und bestimmbar ist. Plötzlich
wurde das Aufblitzen kapitalistischer
Raubtierzähne auch unter hiesigen Toleranzmasken besser wahrnehmbar.
Achtung
frisch gestrichen
Das, vor allem in Österreich, aus historischen Gründen,
ohnehin spärlich ausgebildete staatsbürgerliche Selbstvertrauen und
Selbstbewusstsein, das heißt unsere politische Meinung und daraus resultierend
unsere Stimmungs- und Gemütslage, ist in ganz besonderem Maße ausgerichtet, ja
geradezu abhängig, von publizierter Information (vorherrschend
Krone-Märchenpost u. diverses Gratisgeschleime), die aus einem eingeengten
Kreis partei- und wirtschaftsgebundener Medien stammt und obendrein mehr und
mehr von sogenannten „social media“ die im günstigsten Falle politische
Desorientierung und Verunsicherung verstärken und verbreiten und im
schlechtesten, von äußerst dubiosen Quellen zur bewussten Lancierung von Falschinformationen
genützt werden; was wir nicht zuletzt an deren fatalen Auswirkungen bei der
letzten Nationalratswahl in Österreich merken mussten.
„Social Campaigning“ kann heutzutage, in Umwandlung von
Unschulds- in Unholdsvermutung (fast) alles: Gewisse Themen hypen, andere ausblenden,
Karrieren befördern, (politische) Existenzen vernichten. Etwas, das in
unübersichtlichen, komplexen Krisenzeiten, bei durch normal Sterbliche undurchschaubaren
Interessensgemengelagen, durchaus fatale Folgen haben kann wie nicht zuletzt
die Wahl Donald Trumps bewies. Bildlich ausgedrückt ist die Gesamtheit der
Medieninformation, die Wahrhaftigkeit und Objektivität vorgaukelt, gewissermaßen
zum mentalen und psychischen „Elefantentreiber“ geworden.
Der Elefant, wir, die Bevölkerungen, werden von der
„öffentlichen“, also veröffentlichten und von uns weitgehend als wahr angenommenen
Wirklichkeit, von der unsere eigenen Wahrnehmungsmöglichkeiten, durch (arbeits)zeitliche
Einengungen und Lebenssouveränitätsverluste aller Art, immer entfernter sind,
ja geradezu verunmöglicht werden, mehr oder weniger geschickt in eine bestimmte
Richtung gelenkt. Noch überspitzter formuliert, ist es mit der geeigneten, gut
„geschmierten“ Propagandamaschinerie nicht nur möglich uns durch gelenkte,
geleakte und gefakte Wahlkämpfe und den daraus resultierenden Ergebnissen, ein
x für ein u und ein schwarz für türkis vorzumachen, sondern dem Elefanten die
Angst vor Mäusen (oder anderen Sündenböcken) einzuimpfen, damit er die
tatsächliche, gut getarnte Gefahr des bis an die Zähne bewaffneten
Großwildjägers „freiwildender, globaler Kapitalismus“, nur ja nicht wahrnehme.
Elefant und
Großwildjäger sterben
Vor allem soll möglichst niemand mitbekommen, dass unser
Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das auf weitestgehend ungehemmte und
unbegrenzte Ausbeutung der Menschheit bis zur Selbstvernichtung getrimmt ist,
selbst an sein Ende und ans Aussterben gekommen ist und zunehmend von Panik und
Orientierungslosigkeit beherrscht ist. Das Zeitalter des Kapitalismus neigt
sich in einer globalen, vielschichtigen Krise seinem Ende zu. Mit den Elefanten
werden die Großwildjäger und alles andere auch aussterben. Das Fiat- (Glaubens)
Prinzip der Finanzwirtschaft ebenso, wie die auf Selbstzerstörung ausgerichtete
Weltwirtschaft, die schon jetzt nicht mehr in der Lage ist, selbst wenn sie es
wollte, alle weltweit vorhandenen Arbeitskräfte auszubeuten. Sie verwandelt sie
in „unwerte, also unverwertbare Menschen, in Überflüssige. Und die werden mehr
und mehr. Um diesem systemischen Dillemma zu entgehen, braucht es einen
umfassenden, globalen Systemwechsel vom Konkurrenz – zum Kooperationsprinzip,
von der Zerstörung und der Wachstumsreligion zu einem kreativen,
ressourcenschonenden, friedlichen Wirtschaften und Zusammenleben.
Blau-schwarz, das noch nicht einmal wirklich regiert, will, wie
soviele von Angst und Panik beherrschten Ewiggestrigen aus Politik, Medien und
Wirtschaft (und die finden sich in sämtlichen nationalstaatlichen
Repräsentanzen des globalkapitalistischen „Nichtmehrweiter wissens“ und
„Wildumsichschlagenswollens“, mit aller Kraft und Gewalt das Rad der Weltgeschichte
zurückdrehen. Sie werden dies ebensowenig vermögen wie alle ihnen vorangegangenen,
reaktionären Machtsysteme als ihre Ablaufzeit gekommen war. Die
Geschichtsbücher sind voll von ihnen (die Massengräber leider auch). Vom
Zerfall des römischen Reiches zur französische Feudalzeit, von den Habsburgern
und dem russischen Zaren bis zu Stalin und Hitler und dessen „tausendjährigem
Reich“.
Es geht, wie eigentlich immer schon, um die globale
Grundfrage wie wir leben und überhaupt überleben wollen auf unserem kleinen,
wunderbaren, aber verwundbaren, begrenzten und endlichen Planeten.
Gleiche Freiheits- und Menschenrechte für alle Menschen, freie,
zugängliche, demokratische Bildungsmöglichkeiten,
kooperatives Wirtschaften, Gemeinwohl in Solidargesellschaften, Teilhabe an der
Politik in all ihren Bereichen, auch der Wirtschaft, Politik unter Teilhabe von
allen, Herstellung von Gleichgewicht zwischen lokalen, regionalen, städtischen,
staatlichen, kontinentalen und globalen Politik- und Verwaltungseinheiten,
Kultur des Sparens, des nachhaltigen Haushaltens, des friedlichen Mitteilens
und Teilens…
Das sind die wirklichen Probleme und Herausforderungen,
denen wir uns alle, lager- und klassenübergreifend stellen müssen, wenn die
Menschheit überleben soll und will. Dafür gilt es geeignete Lösungen zu finden.
Problemlösungsorientierung
statt Sündenbockpolitik
·
Erhalt des Friedens im Inneren wie im Äußeren,
durch eine menschengerechte Politik und weitgehender sozialer Gerechtigkeit.
·
Ernährungssicherheit für alle Menschen,
Sicherung der Wasserreserven durch die öffentliche Hand, Durchsetzung aller dafür
erforderlichen Klimaschutz-maßnahmen.
·
Nutzung brachliegender, noch zu entdeckender wirtschaftlicher
Ressourcen, durch neue landwirtschaftliche Techniken, ökologisch-verträgliche Technologien,
in der handwerklichen und industriellen Veredelung und Bedarfs- und
Verbraucherorientierten Produktion.
·
Demokratisierung der Bildung , Wissenschaft und
Forschung in globaler Zusammenarbeit
·
Demokratisierung der ökologischen Produktion und
Nutzung von Energie
·
Nutzung der Automatisierung und Digitalisierung
für ein menschlich zuträgliches Leben und Arbeiten in freigesetzter
Kreativitäts- und Produktivkraft
·
Aufbau von kulturell gemischten Kooperativen in
Stadt und Land. Ökologisch vertretbare Stadtentwicklung, Ausbau von neuen Haus-
und Siedlungsformen (z.B. Eigengärten für die Selbstversorgung, weitgehende
Energieautarkie, …
·
Unbedingte Reisefreiheit und sukzessiver Abbau
aller Grenzen durch sanfte und sinnvolle Mobilität, also nicht nur freier Waren-,
sondern Menschen- und Ideenverkehr und Kulturaustausch im Rahmen der
universellen Menschenrechte.
Alle, die diese und viele andere lebenswichtigen
Lösungsansätze und Projekte negieren, und mit aller Gewalt zurückdrängen und
verhindern wollen, sind auf dem (politisch und wirtschaftlich letalen Betonweg.
LemmingsführerInnen jedweder Parteifarbe, die uns, rückwärtsgewandt um
vorfabrizierte Sündenböcke - die Ausgegrenztesten und ohnehin Schwächsten und Ärmsten
- tanzen lassen wollen als wären das Lösungen und uns vorgaukeln, dass deren
finanzielles und reales Ausbluten, irgendetwas an unseren Problemen, Ängsten
und realen Lebenswirklichkeiten ändern könnten, lügen uns ins Gesicht und sich
selbst in die Tasche. Sie wollen sich nur selbst und damit die Superreichen
Profiteure der Wirtschaftskrisen kurzfristig vor Machtverlust schützen indem
sie wirksame Reformen des maroden Systems verhindern. Vor ihrer Angst schützt
sie das keineswegs, denn sie befinden sich, wenn sie sich nicht rechtzeitig
besinnen, auf dem Weg in den Abgrund auf dem wir ihnen keinesfalls folgen
sollten und werden. Wir werden ihnen bald überhaupt nicht mehr folgen und ihnen
zumindestens die innere Gefolgschaft aufkündigen.
Siegen
können nur alle oder niemand. Das ist der Punkt!
Ein anderer Weg und eine andere Welt sind möglich und werden kommen, wenn wir uns von
unseren eingeimpften, vorauseilenden Ängsten befreien, uns selbst und anderen
Mut machen, uns auf den Weg machen, etwas positives tun.
Das befürchten sie ja so sehr, die die ihre ihnen
vermeintlich verbrieften Rechte und Privilegien davonschwimmen sehen, deshalb
werden sie ja zusehends unverblümt frecher, unbesonner, verzweifelter,
mordlustiger, kurz-atmiger. Aus Angst demnächst geschichtlich abgelöst zu
werden, werfen sie jede Moral über Bord, wollen raffgierig und kurzfristig
retten was zu retten ist. Hinter uns die Sintflut. Und bemerken nicht, dass sie
ja noch umkehren, sich besinnen könnten, dass eine wirklich demokratische,
friedliche Veränderung auch ihnen mehr Sicherheit, weniger Risiko und ein
qualitätvolleres, tatsächlich wert-volles Leben bringen könnte. Stattdessen
stürzen sie sich in unmenschliche und sinnlose Austeritätspolitiken, in
gewaltvoll autoritäres Teilen und Herrschen, in Koalitionen und Förderung von
rassistsischen, ja faschistischen politischen Partnern, von denen sie die
Niederwerfung der Opposition erwarten, Dobermänner an ihrer Kette, vor denen
sie selbst Angst haben. Deshalb errichten sie virtuelle Marterpfähle für ihre
massenpsychosefördernde Sündenbockpolitik und nehmen neuerliche historische
Entgleisungen ungeheuren, unvorhersehbaren Ausmaßes in Kauf, die Phrase des
„Nie wieder Holocaust“ auf den verlogenen Lächellippen.
Das alles kann freilich kurzfristig ansatzweise gelingen,
kann aber auch gehörig ins blaue oder türkise Auge gehen. Die Geister, die da
an der Wahlurne so unbedacht geweckt wurden, lassen sich durch gelassene,
geschichts- und selbstbewusste Menschen auch durchaus wieder vertreiben.
Demokratisch auf der Straße und bei jeder sich bietenden Gelegenheit, zum
Beispiel bei der nächsten Wahl. Es muss nicht immer in Katastrophen münden. Die
Zeitzurückdreher, der schlimmste davon ein Österreicher namens Schickelgruber
riefen ein tausendjähriges Reich aus, das ein dutzend Jahre dauerte. Lange
genug für Millionen von Opfern.
Jetzt, zu Beginn des neuen Jahrtausends geht es um nichts
weniger als um die nachhaltige Demokratisierung des gesamten Planetens, um die
Erneuerung der hart erstrittenen europäischen, demokratischen Grundwerte, um
eine universelle Identität des Menschseins, in der lokale, regionale,
nationale, kontinentale Identitäten beheimatet sind, um planetare, friedliche
Kooperation und die Ermächtigung der globalen Zivilgesellschaft als vielfältige
PartnerIn der politischen Repräsentanz.
Wer soll das alles bewerkstelligen? Wir stecken bis zum Hals
in unseren täglichen Problemen, haben vereinzelt wenig Macht. Wir sollten uns
dazu ermächtigen die eigentlichen Probleme zu erkennen und beherzt anzupacken.
Wir können das. Wir, alle gemeinsam. Jede, jeder in seinem Lebensbereich, indem
er/sie besser, gewahrsamer und (selbst)bewusster tut, was er/sie gerade tut,
reflektiert seinen/ihren Horizont erweitert, sich auch etwas traut, diskutiert
und artikuliert, notfalls demonstriert und sich nicht ins Bockshorn der
vermeidbaren Ängste und der Boulevardmedienwelterklärung jagen lässt. Kriege
sind nicht mehr zu gewinnen. Das sollte uns spätestens seit Hiroshima klar
sein. Todos venceremos! Y solamente todos!
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