27.12.15

Nachweihnachtliche Ansichten

Baumtanz vor der Haustür




























22. Dezember 2015

Nach dem Albtraum

Wir haben alle unsere Schwächen
Und tiefen und geheimsten Ängste
Abgründe und Schattenseiten
Sollten nicht den Richtstab brechen
Richten ist das ungelenkste
Sie verstehen, korrigieren
Kann nicht ungeschehen machen
Lieber helfen, heut und morgen
Nicht dieselben ungeheuren Feuer
Stets aufs Neue zu entfachen

23. Dezember 2015

Das große Verreisen

Braunrote Blätter
Auf grauen Steinen
Zwischen den Geleisen
Machen mich weinen
Blaufrühlingswetter
Statt Wintervereisen
Goldsonnescheinen
Mitten im Winter
Wann endlich beginnt er
Und das große Verreisen


 











25. Dezember 2015

Nachweihnachtliche Ansichten

Wie ich mich fühle in morgennebeliger Kühle

Entfernt
Entsternt
Entgernt

Nicht entkernt
Nicht ausgelernt


Stadterwachen
In den Pausen meiner Pflegetour geschrieben

Die Stadt wälzt sich im Weihnachtsmorgen
Als hätt sie keine anderen Sorgen
Verschwunden längst die letzten Gäste
Biegen sich müd des Christbaums Äste
Über die allerletzten Reste
Des weihnachtlichen Überflusses
Und unverdauten Überdrusses

So schleimt und reimt sich dieser Morgen
Als gäb es keine anderen Sorgen
Zwischen Geschirrturm, ungewaschen
Und lustlos ausgedämpften Kippen
Blöd leer verwaisten Schampusflaschen
Und langgeweilten Botoxlippen

Bleib mir vom Leib, Kritikgefasel
Es muss nicht alles sinnbeseelt sein
Der Weihnachtsmorgen schaut gequält drein
Von Bethlehem über Rom nach Basel
(der simple Reim muss stets gewählt sein)

Natürlich sind die Religionen
Symptome nur von Depressionen
Von Wahn und Halluzi-Nationen
Die statt einander beizuwohnen
Sich gegenseitig wild „bedrohnen“
Weil Kriege sich geschäftlich lohnen

Milliarden werden da global
Entwendet diesem Jammertal
Das sich zum weihnachtlichen Mahl
Gebannt um einen Säugling schart
Der überall sonst aufgebahrt
Weil angespült vom Mittelmeer
An einem Strand im Niemandsland
Oder erlegt vom Sturmgewehr
Aus Österreich oder sonstwoher
In Syrien, in einem Stall
Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all
Das Fest des Friedens anzuschaun
Als Weinachtsschmuck am Stacheldrahtzaun

Helene Fischer singt dazu
Von stiller Nacht in himmlischer Ruh
Und, hirschgeweiht, vom „liaben Reh
Trällert dazu der Gabalier…

Die Stadt wälzt sich im Weihnachtsmorgen
Als hätt sie keine anderen Sorgen…

 


















Angstschmetterling flieg

Irrlichtern durch die Zeit
Müder Schmetterling
Auf der Suche nach einem Ruheplatz
Dessen Unentschlossenheit
Erst schwindet
Wenn er ihn findet
Er hofft inständig
Ihn nicht zu finden
Weiter zu fliegen
Taumelnd, torkelnd
Träumend


Ent-fernen

Ich entferne mich
aus den Städten
Ich entferne mich
aus der Zeit
ich ent-ferne mich
im Näherkommen



















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