Peter Rabl schreibt in seinem Blog http://derrabl.at/, dass sein Vater als Polizist und Bezirkskommandant der Sturmscharen 1934 in der Brucker Gendarmeriekaserne, vielleicht den Schutzbündler Sepp Linhart erschossen hat und hält in seinem bewegten Beitrag ein Plädoyer für die Versöhnung.
Mein Großvater war Arbeiter und Schutzbündler in Simmering,
hat ebenfalls 1934 gekämpft und aktiv Widerstand gegen die austrofaschistische
Diktatur und später gegen den Nationalsozialismus geleistet. Er starb 1968, wie
ich meine, unversöhnt, denn während die Mehrheit der aktiven Nazis, kaum
belangt, wieder in diverse Führungspositionen des Staates, der Wirtschaft und
der Politik Einzug hielten, wurden ihre Opfer, vor allem die, die aktiv
Widerstand geleistet hatten, im besten Falle aus der Geschichte ausgeblendet,
oder, im Falle der slowenischsprachigen Kärntner Partisanen, diffamiert und
bedroht. Deserteure galten lange als Verräter.
Ja, ich bin auch für Versöhnung. Niemand aus unserer
Generation, der von Kriegen und Verfolgung nur vom Hörensagen oder durch sein
Engagement für Asylsuchende weiß, der Menschen wie Mandela verehrt und würdigt,
gesellschaftliche Zusammenhänge durchschaut und politisch (ich meine nicht
parteipolitisch) und weltoffen denkt, sollte sich der Möglichkeit Versöhnung zu
fühlen und zu leben, oder zumindest anzustreben, grundsätzlich verschließen.
Ja, ich bin auch für Gewaltlosigkeit als Zielvorstellung
eines langen Menschheitsweges, nach einer, für uns alle überschaubaren,
Menschheitsgeschichte, die von brutalster Gewalt geprägt war und ist und die aus
einer Gegenwart, die für so viele Menschen dieser Erde das Leben in irdischer
Hölle bedeutet, besteht.
Ja, ich bin für Versöhnung und Gewaltlosigkeit und
ehrlichen, authentischen Dialog auch zwischen gegnerischen und
unterschiedlichen Meinungen, Positionen, Interessensgruppen.
Die Kunst den Interessensausgleich zwischen Menschen
versöhnlich, gewaltlos, dialogisch zu führen, praktikable und für alle
Beteiligte menschliche und akzeptable Lösungen zu finden, Kooperation vor
Konfrontation zu stellen, also Friede vor Krieg, nennt man Politik, die nicht nur
einigen SpezialistInnen vorbehalten sein sollte, sondern die alle angeht und
die letztlich alle zu verantworten
haben.
Ja, ich bin für Versöhnung, Gewaltlosigkeit und eine
Politik, die in diesem Sinne agiert und das Ziel hat menschenwürdige
Verhältnisse für alle Menschen der Erde zu schaffen.
Bloß, diese Politik und vor allem die PolitikerInnen, die in
ihrem Sinne agieren, gibt es in Europa und in Österreich kaum, bezw. nicht.(mehr).
Es gibt nur ihre Lippenbekenntnisse für Versöhnung und
Gewaltlosigkeit. Und, angesichts der weltweiten Systemkrise, zunehmend eine politische Realität des genauen Gegenteils.
Das können auch gemeinsame Kranzniederlegungen, die von der "Hofpresse" ausgiebig beklatscht werden, nicht übertünchen.
Ja, ich bin für Versöhnung und Gewaltlosigkeit, aber auch
für die Legitimität des Widerstandes, Frieden, Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln gegen Ausgrenzung, Menschenverachtung, Rassismus, Terror und
Gewalt, Unmenschlichkeit, von wem auch immer sie kommen mag, unversöhnlich und
nötigenfalls auch mit Gegengewalt zu verteidigen.
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