Berauschend duftet
Regennachmittagsblume
Nach Junihaut
Rast
und Ruh 2
Himmel blau, Bäume grün
Und in der Wiese die Gänseblümchen
blüh`n
Sand unter den Fingern, Sonne auf der
Haut
Insektengesurre, Vögel pfeifen
Unterm Dach hat sich einer ein Nest
gebaut
Langsam verwehende Wolkenstreifen
Alles verwittert, stirbt, lebt,
unverbittert
In dieses Bild eingesponnen - Du
Das unbesonnen die Ewigkeit webt
Zu Rast und Ruh
Votivpark
- Gezipark
Dieselbe Sonne überall auf der Erde
Derselbe Zorn überall auf der Erde
Auf dieser kleinen Erde
Diese Rosine, die uns alle ernähren
kann
Wenn wir sie nur teilen
Im Teig unserer Liebe ist sie die Würze
Und all ihre Süße ist eingeschrumpelt
in ihr
Üppige Weintrauben, Früchte in allen
Farben und Düften
Wir brauchen sie nur mit unseren Tränen
zu benetzen
Und die Rosine wächst zu einem
Rosinenbaum
Unter der Milchstraße und nährt uns
alle
Die Erde unter mir, in diesem Votivpark
In Wien, ist warm von der Sonne und
bebt
Von unseren schlagenden Herzen
Nach dem Rhythmus der
Solidaritätslieder
Sie ist dieselbe Erde, wie die im
Gezi-Park
Am Taksimplatz in Istanbul
Sie birgt unsere Wurzeln und bringt uns
Nicht dazu unsere Flügel zu entfalten
Und zu träumen von einer wunderbaren
Befreiten Erde, voll Wasser und Brot
und Rosinenkuchen
Und brennenden Küssen und lachenden,
satten Kindern
Nazim Hikmet, Pablo Neruda, Mikis
Theodorakis
Viktor Jara und soviele andere
Revolutionäre
Und Dichter und Sänger der Revolution,
sitzen und liegen
Neben uns im Gras dieser Welt und
singen mit uns
Und mit allen Verschwundenen, die
diese Erde
Mit ihren Träumen und Hoffnungen
düngten.
Die Mörder der Freiheit können uns
nicht verbittern
Ihre geschmacklose, kurzatmige Gier
wird verblasen
Ins All des Vergessens – Sternenmüll
Wir, das lebendige Volk der aufrechten
Menschen
Sind das Salz dieser Erde
Ach, wenn nur der Vogel Freiheit
daherkäme
Und sie aufpickte, die blaue Perle
unserer Rosinenerde
Und sie mitnähme in die Weite unserer
Sehnsucht
Nach liebender Freiheit
Tag,
von Großmutter geweiht
Großmutter ist mir erschienen
Nach einem Besuch bei einer alten Dame
In einem alten Gemeindebau im 19.
Bezirk
Der Geruch der kleinen Wohnung
Der schöne Balkonblick auf die Bäume
Die Kletterrose im Stiegenhausfenster
Plötzlich warst du da, Großmutter
Mit deinen Einmeterfünfzig
Und deinem schnellen, trippelnden Gang
Deine Liebe lebt immer noch in mir
Eure Liebe und deine Vitalität
Du sahst mir prüfend in die Augen
Blitzende Augen hattest du, schelmische
Augen
An diesem strahlenden Junimorgen
War ich plötzlich wieder der kleine
Bub im Garten
Und die Zeit, so es sie gibt, war
stehen geblieben
Mit all ihren Düften und Lüften,
Gräsern und Blättern
Und wolkenlosem Himmel
Plötzlich war mein Herz leicht und
weit
Und lachend und wieder jung
Danke, Großmutter, für das Malzbonbon
Und das Wort „Hundsfuada“
Das auf irgend eine seltsame Weise
In meinen Ohren tönte
Das sagtest du manchmal, liebevoll
strafend
Zu deinem krummbeinigen Dackelschäfer
Der dich die letzten Jahre begleitete
Wenn der sich irgendwie „daneben“
benommen hatte
„Hundsfuada“
Ich habe dich umarmt, dir die Wangen
geküsst
Und Tränen sind in meinen Augen
aufgestiegen
Aber nicht zu Boden gefallen
Danke, Großmutter, dass du mir diesen
Tag
So unerwartet geweiht hast
4500 Selbstmorde seit Beginn der Krise
in Griechenland
Bei
Irene
vor
dem Besuch der alten Dame
Wilder Wein im
Sonnenschein
Blaue Schatten in den
Zwischenräumen
Grüne Wand lädt ein zum
Träumen
Katzen und Ruhe
Eine alte Liebe
Zeit läuft durch Siebe
Ganz ohne Schuhe
Im Sommer wirkt alles
viel aufgeräumter
Bunter, wacher und
zugleich verträumter
Das kommt vom Licht
Das zu uns in allen
Farben spricht
Im Dur der Kontur
Viel klarer zeigt die
Welt ihr Gesicht
Im Sommer nur
Besuch
beim alten Dürrenmatt
Nicht tot bist du
Die Welt ist tot
Du lebst
Die alte Dame besucht die
Welt
Und die Welt mordet
Mordet, bis kein Blut
mehr herausspritzt
Aus der Menschheit Ill
Der kranken Menschheit
Die ihre Seele verraten
hat...
Und wie du lebst
Dürrenmatt
Starkes
Gefühl
Lau-laute Wirklichkeit
Die aus den Steinen
schweigt und aus den Sternen singt
Wenn sie dem Nichts der
Nacht entsteigt
Und uns um Schlaf und
ruhiges Leben bringt
Starkes Gefühl
Alles läuft aus der
Bahn, nichts ist so wie es scheint
Und alle Sicherheit ist
Wahn und alles Wissen ist Verlogenheit
Wir haben uns ein Nest in
Angst gebaut
Und halten uns an allem
fest, was fest ausschaut
Und alles Kleine,
Schwache, Weiche halten wir uns fern
Wir tun alles, doch wir
tuns nicht gern
Starkes Gefühl
Wir funktionieren
einwandfrei und ohne Fragen
Wenn wir vermeintlich
leben und doch nur die Haut
Zu Markte tragen
Doch einmal kommt, so
abgekämpft wir seien
Mitten im August, ganz
unbewusst die Lust
Und lässt uns Freiheit
schreien
Und Liebe und Verstehen
und Verzeihen
Für
gewöhnlich fühle ich sie nicht...
Dunkelgrünwasser
Goldsmaragdgrünes
Schilfrohr
Des Abends Seele
Dunkelgrüne Wasserruhe,
goldsmaragdgrün leuchtendes Schilfrohr. Der Abend öffnet weit seine
Truhe, um uns seine Schätze zu zeigen und wie getriebenes Kupfer
schimmert das Gewässer.
Ich schwimme in diesem
Augenblick wie in einem Bläschen der Ewigkeit, wie ein Insekt in
einem Harztropfen. Im Gegensatz zu Bernstein zerplatzt mein
Abendaugenblicksbläschen sogleich und gibt mich wieder frei und der
Endlichkeit preis. Aber ich weiß und fühle ganz tief in mir drin,
dass ich soeben ein kleines Teilchen dieser Ewigkeit gewesen war und
jetzt immer noch bin. Ich schwimme immer noch drin.
In dieser Sekunde habe
ich alle Jahre verspürt, die zu leben mir bisher gegeben waren und
auch alle Lieben waren darin kondensiert und die noch ungelebte Liebe
sogar. Und die Wolken spielten und die Blätter grünten und die
Blumen blühten und die Fische sprangen und die Sonne verglühte und
das Abendhimmelmilchblau verblasste allmählich zu Nacht.
Das Leben ist ein Traum
aus dem ich manchmal für Bruchteile einer Sekunde erwache und
staunend feststelle, dass die Welt immer noch nicht zerfällt, immer
noch hält was sie verspricht. Ich fühle sie nur so selten, die
vergangenen und die kommenden Welten. Für gewöhnlich fühle ich sie
nicht.
Utopie
oder Tod
Wenn die Gegenwart immer
unerträglicher wird und damit verbunden, das Ohnmachtsgefühl, wenn
die Perspektiven und die Hoffnung auf Besserung schwinden und sich
die Zukunftsaussichten und die Lebenswirklichkeiten immer mehr
verengen, scheinen oft nur mehr diese beiden Alternativen zu bleiben.
Und dort wo, wie aktuell in Griechenland und anderen von der
Wirtschaftskrise verarmten und ausgegrenzten und massiv mit Schuld
und Schulden belasteten Ländern Politik und Zivilgesellschaft keine
oder zu wenige gangbaren Auswege in realistische Utopien
zu zeigen imstande sind, bleibt den durch psychische Störungen
ohnehin weniger resilienten Individuen oft nur mehr der Akt des mehr
oder weniger rebellischen Suizids, der in jedem Fall von kundigen
Hellhörigen als Akt des ultimativen Hilfeschreis, des Protests, des
Widerstandes, der Auflehnung und Empörung verstanden werden sollte.
Tod
Die
aktuelle globale kapitalistische Spar- Finanz- und
Wirtschaftspolitik, die auf Ausbeutung des Menschen und Raubbau an der Natur gründet, die
Lebensgrundlagen der gesamten Menschheit zerstört und durch
extremen Konkurrenzkampf, Krieg und kaum verschleierten Terror die
Menschen- und Freiheitsrechte immer mehr einschränkt und immer mehr
Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben ausschließt und sie zu
wertlosen, die Gemeinschaft und Wirtschaft belastenden Elementen und Faktoren degradiert, medial deshumanisiert und auf den
Sozialfriedhöfen der erodierten Wohlfahrtssozialstaatlichkeit
endlagert und entsorgt.
Realistische
Utopie
Ziel
der gesellschaftlichen, globalen Integration ist letztlich die
Inklusion, Ermunterung zur Selbstermächtigung, Vertrauen schaffen,
Hilfe zur Selbsthilfe, Mitmenschen wahr nehmen und selbst wahr genommen werden. Aufbau von Commons und
kooperativen, vernetzten Lebens- und Produktionsgemeinschaften, die Sinnvolles und Lebensnotwendiges produzieren, durch direkte
Wertschöpfung, regionale, austauschorientierte Vermarktung, unter
Ausschaltung des oft parasitären Zwischenhandels (Fairwirtschaften,
Fairhandeln), Schaffung von horizontalen, kooperativen, demokratischen,
zwischenmenschlichen Kontakten und Zusammenarbeiten zur Erfüllung
aller basalen Lebensbedürfnisse und Grundsicherheiten (Wohnen,
Bekleidung, Ernährung, gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe),
unter Einforderung des Grundrechtes auf interessante, schöpferische,
sinnvolle und gerecht entschädigte Arbeit, eine interessante und abwechslungsreiche Existenz, die anerkannt und gefördert wird.
Für
den 70er
50
Jahre sing ich jetzt
Hab
mir meine Schuhe
Und
die Seele abgewetzt
Will
nun meine Ruhe
Will
nun tun was mir gefällt
Lesen,
schreiben, staunen
Bin
vergnügt in meiner Welt
Herrscher
meiner Launen
Sage
was ich sagen will
Denke
was ich sage
Manchmal
will ich sogar still
Tragen
was ich trage
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