Drei
Haikus im Winterfrühling
- Jänner 2013
Unentschlossen,
stets
verhaucht
zwischen den Zeilen
der
Liebe Atem
Vom
Dach der Seele
Räume
den Schnee von Gestern
Der
Frühling kommt bald.
Goldfassade
glänzt
Stadtmenschen
lächeln im Staub
Wintersonnengold
- Jänner 2013
Eigenartige
Wetterlage
Da hat der Sommer
Schon ein Stückchen Himmel
Mit seinem sorgenlosen Blau bemalt
Der letzte Jännertag, ein lauer
Sturm treibt Wolken
Durch den Himmel und blutgetränkte
Wattewolken vor sich her
Und plötzlich hat der Süden sich
in diesem Tag sein Nest gebaut
Der liegt mit einem Mal mitten am
Mittelmeer
Und Döbling fährt aus seiner
Haut
Das mag ich sehr
Das Rot der Hagebutten blinzelt
aus dem Grün
Palmkätzchen nicken sachte von
den Zweigen
Und nicht zu übersehen ist das
Bemühen
Von Allem sich in neuem Licht zu
zeigen
Was eben noch gestorben war
beginnt zu blühen
Und Frühlingslachen klingt im
Winterschweigen
Und wie zum Gruß und zur
Bestätigung
Erscheint fast auf dem Fuß ein
Dachs, nimmt Witterung
Und quert bedächtig morgenstill
die Straße, die der Fuchs sonst quert
Seltsamer Tag, seltsame Straße, auf der statt Autos oder Füchsen heute ein Dachs verkehrt
- Februar 2013
„Schlager“
Möwen
an der Donau
Und
etwas Sonne im Februar
Machen
den Tag weniger grau
Als
er vorher war
Kähne
schleppen Kohlen
Mühen
sich gegen den Fluss
Ich
möchte mir von Dir holen
Lächeln
und einen Kuss
Rostig
am Ufer die Bäume
Träumen
ein Frühlingslied
Hoffe
dass ich nicht versäume
Wohin
es mich so stark zieht
Zieht
mich an allen Gliedern
In
alle Richtungen fort
Würde
so gerne erwidern
Gerne
wäre ich dort
Weiß
nicht wo dort ist
Wie
komme ich dort hin
Suche
in einer Wortlist
Einen
verborgenen Sinn
Möwen
an der Donau
Und
etwas Sonne im Februar
Machen
den Tag weniger grau
Als
er vorher war
- März 2013
Raben
am Morgen
In
graukalter Dämmerung
Mein
Herz fliegt mit euch
Meine
ganz eigene Melodie
In
dieser weiten, wogenden Welt der Worte
Ist
da ein Platz für mich, für einen meiner Sorte
Ist
da ein Stern am Himmel oder eine Wolke
Der
für mich da ist, ganz für mich allein
Und
dieser Neumond da, der wie ein Mund lacht
In
der Nacht, so weiß wie Molke, könnte dieser Mond
Wirklich
für mich erstanden sein?
Ist
diese Nacht aus schwarzem, blauen Leinen
Mein
Baldachin über dem Liebesbett
Oder
ein Taschentuch damit ich besser weinen kann
Wenn
meine letzte Stund am End geschlagen hätt?
Ich
fühle mich schweben, mitten hier im Leben
In
Kälte und im Neonlicht der Stadt
Kein
Knochen tut mir weh, ich fülle nicht Grab noch Gräben
Und
glaube noch zu fliegen wenn ich gehe...
Mein
Herz schlägt wild und mild und singt, hörst du es singen
Ich
führe was im Schild, ich weiß nicht was, noch wie
Doch
muss ich sie zu Ende bringen, meine seltsame
Naive, tiefe, ganz eigene Melodie.
- Februar 2013
Bescheidener
Wunsch
Nach
dem Antifa Konzert „Comedia Mundi Social Club“
Wenn nur der Februar schon zu Ende
wäre. Die Kälte und die bleierne Schwere der lichtarmen Tage. Der
graue Himmel. Wenn nur diese unsichere Leere wieder gefüllt wäre
von Tierstimmen, vornehmlich von Vogelgezwitscher, von aus der Erde
hervorbrechenden Gräsern und Blumen, von diesem unbeschreiblichen
Duft wiederkehrenden Lebens, modrig, süß, belebend, und von den
kitzelnden Sonnenstrahlen, die alle Feuer des Lebens entzünden mit
ihren springenden, kribbelnden Funken.
Wie ich den März herbeisehne,
wenn auch in uns wieder die Zellen erwachen aus ihrem Winterschlaf,
das Blut wieder beschwingter fließt, die Sehnen, Bänder, Muskeln
sich wohliger dehnen, spannen, entspannen und die Lungen sich
freudiger füllen mit duftender Luft, das Herz schlägt mit
frischflockigen Flügeln und der Drang nach Weite und Meer wieder
zunimmt und die Sehnsucht nach unbedingter Liebe und unbändiger
Zärtlichkeit, nach Umarmungen, nach Paarung, wo sich Überschwang
einstellt und die Lust zu spielen, nackt zu laufen unter der Sonne im
Wind, barfuß auf den Steinen, entlang des Flusses. Wie ein Kind. Wo
wir wieder aus der Haut fahren wollen und mitfliegen mit den Wolken
zu unbekannten Horizonten.
Ach, ich wünschte so sehr, dass
es nicht mehr Februar wäre und dass die Toten leben. Ein
bescheidener und doch unbeschreiblich großer Wunsch, der mit
Sicherheit in Erfüllung geht.
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