29. März 2021
Komm ich davon?
Hinaustreten auf den Balkon
mit Covid 2, und nach dem Vollmond sich den Kopf verrenken
und ihn dann endlich sehen und denken:
Komm ich davon?
30. März 2021
Wie alles lebt, wenn man es lässt
Und alles fließt und bebt und nichts steht fest
31. März 2021
Vanitas
Kalte Hände, heiße Stirn`
Frühlingslicht auf dem Balkon
Leicht benebelt ist das Hirn
Unterm Druck der Viruskron'
Ach, ihr lieben Viruslein
Was ist euer Streben?
Mietet euch ruhig bei mir ein
Doch verschont mein Leben
Bin ich auch kein` Fledermaus
Kann ich auch nicht fliegen
Fühlt euch bei mir wie zu Haus
Werd` euch nicht bekriegen
Knabbert ruhig an meinem Fett
Doch die Lunge schont
Es sei zueinander nett
Wer zusammen wohnt.
Hoffentlich geht alles gut
Wird die Welt gesunden
Von Raubbau, Gier und Übermut
Und allen anderen Wunden
1. April 2021
Allemal
Die besten Freunde sind entrückt in weite Ferne
Ein Glas kaltes Wasser, Mexalen, ein roter Apfel, zählen
Mühsam ist alles was du tust, nichts tust du gerne
Wie lange wird mich Ungewissheit wohl noch quälen?
Soll es so sein, mein Ende Zufall, eine Laune der Natur
Weil alles aus dem Gleichgewicht gerät und ich im Netz ein Teil
Werd` rausgeschleudert in Unwägbarkeit, verliere die Spur
Und schwirre ab ins irgendwo wie ein verlorener Pfeil
Oder geht es vorüber noch ein kleines Weilchen
Werde ich verschont, trotz der Zerrüttetheit der Weltgeschäfte
Verlorenes Umweltgleichgewicht wirbelt das kleinste Teilchen
Ins Nichts, oder findet es am Ende doch noch neue Kräfte?
Sei's drum, was heut verrückt ist, wird sich grade rücken
Die Aberrationen unserer Spezies sind zu beheben
Die Heilung dieses großen Ganzen kann gut glücken
Und stärker allemal als Tod, bleibt auf der Welt das Leben.
6. April 2021
rhymer leak
Morgens früh, immer beim ersten Pisch`n
Will den Tropf ich, wie einen Tropfen abwischen
Doch er krallt, - at his best -
Sich an der Klomuschel fest
Bloß, die Spülung wird ihn bald erwischen!
Taktlos seinen Taktstock zu schwingen
Wird „His Masters Voice“ nicht gelingen
Der Nussknack-Präsident
Ohne Kurz- Kukident
Wird durch Platzen zur Strecke sich bringen
Im Koalitionssprengfach ist er Meister
An der Macht klebt er fest ohne Kleister
Doch so bös er auch schaut
Schreit und tobt noch so laut
Hinab in den Orkus bald reist er!
Zusammen mit seinen Gesellen
Gerstl, Kukacka, die wenig hellen
Buberln, Blümel und Schmid
Reißt Kurz alle mit
Ins Türkis-Paradies zu den Ställen
Dort können sie sich selber ausmisten
Samt allen Spendensumpf- Listen
Resozialisiert
Werden sie aussortiert
In Politik-Geschichts-Mottenkisten
6. April 2021
Seitdem ich Covid 19 hatte
Seitdem ich Covid gehabt habe
Ist alles anders geworden
Man trug mich noch nicht zu Grabe
Und ich verlor noch nicht den Norden
Es ist wohl nur Zufall gewesen
Dass nicht noch schlimmeres geschah
Ich kann noch immer nicht die Zukunft lesen
Aber in der Gegenwart bin ich noch da.
Die Zeit, die mir bleibt, will ich nützen
Ich bin erwachsener und reifer denn je
Die ich liebe, versuche ich zu schützen
Solange bis ich irgendwann vergeh`.
10. April 2021
Mein letzter Quarantäne-Tag
Ich sehe Die Welt von drinnen her
Nun schon seit 14 Tagen
Ich lebe noch, das freut mich sehr
Ich kann mich nicht beklagen.
Habe über meinem Kopf ein Dach
Und muss nicht Hunger leiden
Bin müde, aber trotzdem wach
Kranksein macht uns bescheiden
Zufall ist jede Existenz
Das Leben nur geliehen
Da draußen jauchzt der junge Lenz
Tod wird von mir gemieden
Da hilft nicht Liebe oder Mut
Auch nicht Gerechtigkeit
Was auch geschieht, es steht mir gut
Bin stets zu gehen bereit
Doch, Hand aufs Herz, ich würde gern
Ein wenig noch verweilen
Auf unserem alten, schönen Stern
Mit Sterben mich nicht beeilen
So viel bleibt immer noch zu tun
Und noch viel mehr zu lassen
Die Zeit sich ewig auszuruhen
Kann sich ruhig Zeit noch lassen
Ich habe geliebt und liebe noch heut
Und habe Liebe empfangen
Zu leben hat mich nie gereut
Noch bin ich nicht gegangen
Und wenn ich gehe, dann winkt mir zu
Ihr, Lieben und Freunde, alle
Dann finde ich meine letzte Ruh
Und Freiheit, wenn ich falle
13. April 2021
Meine Mutter Elli wäre heute 89
Ich habe mein Leben halb im Traum gelebt
Aber die andere Hälfte hat für mehrere gereicht
Meine Kinder und Enkelkinder sind wunderbar
Ich bin geliebt worden und liebe immer noch
Meine Scheune ist voll von Licht und Gefühlen
Ich bin ein Eremit, von FreundInnen umgeben
Was auch geschieht, diese Welt ist die meine
Und ich teile sie gerne wie Trauben und Brot
Provenzalische Sommer, griechische Monde
Ziegelteiche, Himmel, rote Berge Perus
Smaragdgrünes Meer, festliche Nächte
Ich werde diese Welt als Reicher verlassen
Seid alle bedankt, meine Mitreisenden
Wir durften Glück und Freiheit erahnen
Der Stein des Sisyphos wird zu Staub zerfallen
Diamantenstaub, der Sterne befruchtet
Ein Tropfen Wasser, ein Tropfen Blut
Wunderwerk Herz, geatmeter Kuss
Etwas in mir singt kindliche Lieder
Unter der rauen Schale nur Freundlichkeit
Danke, Vater und Mutter, danke Familie
Danke glücklicher Zufall, jeden Tag
Ich lebe gerne, neugierig, forschend
Zweifelnd auch und ich liebe den Schlaf
Ich liebe das Träumen mit wachen Augen
Wo ich auch bin, bin ich in mir zu Hause
Im süßen Verstehen, der Zusammenhänge
Deren Teil ich bin im wiegenden Netz
Alles steuert auf das offene Tor zu zu Allem
Wo die Welle ausläuft und neue beginnen
Ich habe es nicht eilig dort anzukommen
Aber ich werde staunend hindurchgehen
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