16.2.18

Bubenträume



Oder die Ballade vom Minister, der eigentlich nichts 
als ein Reitersmann sein wollte


Als kürzlich ich in Bayern war
Auf Staatsbesuch mit Burschentross
Da ward ein Bubentraum mir wahr
Ein feuchter, hoch zu Ross


Da merkte ich, Wiener Reitersmann
Ganz ohne Eigenschaften
Dass man zu Pferde leichter kann
Seine Nullität verkraften?

Ich fühlte groß und mächtig mich
Auf „Waffeninspektion“
Wie weiland Minimetternich
Bismarck, Napoleon…

Es lebe hoch die Reiterei
Hat sich im Bürgerkrieg schon bewährt
Dragoner waren sehr begehrt
Pferdepolizei, was ist schon dabei

Schaue ich auf dem Foto auch ziemlich doof
Mein Gott ist das ein Wunder
Mein Leben ist gerade (k)ein Ponyhof
Bloß, wie komme ich wieder runter?

Wie komme, wenn ich stolz reiten tu
Hoch oben auf dem Pferde
Und ich ganz plötzlich muss Lulu
Wieder runter auf die Erde?

Ob mir wer eine Leiter stellt
Ein Bulle mir freundlich den Steigbügel hält
Weil man ja sonst leicht herunter fällt
Im Koppel-Zeitenstaub zerschellt

Im Prater reite ich am Karussell
Doch das Karussell dreht sich viel zu schnell
Hier in München gibt’s gratis Reiten
Gemütlich, mit Sicherheiten

Ach was, ich gäbe ein Königreich
Selbst „Heim ins Reich“ für ein Pferd
Mein Bubentraum macht das Herz mir weich
Für ihn stellte ich mich sogar an den Herd

Ich schmisse sogar Schmisse und den Minister hin
Verteilte an Demonstranten Zucker (für die Pferde)
Auf die Gefahr hin, dass ich dann nur mehr Stallbursch bin
Armer Reimer, populistischer Schlucker


Ich brächte, ich schwöre es, nicht übers Herz
Edle Gigerer der Gefahr auszusetzen
Es wär mir ein viel zu großer Schmerz
Sie auf linkes Gesindel zu hetzen



Wir zögen uns aus der Regierung zurück
In den Reitverein "treudeutscher Nerde"
Mann findet schließlich sein größtes Glück
Nur auf dem Rücken der Pferde

Kein Steckenpferdrittchen auf kleinem Mann
Auch die Fremden ließen wir dann in Ruh
Dann geht's Hopp Hopp Hopp im Schweinsgalopp
Über Stock und Stein in den Orkus hinein
Und alle Welt jubelt uns zu

Wir reiten mit Schwung in der Dämmerung
In Weltuntergänge hinein
Der Himmel ist braun, Walkürengesang
Wir singen die Wacht am Rhein

Als wir ankommen sind alle Alten schon da
Unter mächtigen, knorrigen Eichen
Im Wallhalla schrein wir Hipp Hipp Hurrah
Endlich wieder unter Unserrresgleichen

Doch leider war Ausritt und Traum jäh zu Ende
Aus dem Sattel hoben mich die Bayern brutal
Ach wenn ich doch nur meine Ruhe hier fände
Nicht zurück müsste ins Wiener Jammertal

Wo die Türklinken für mich alle zu hoch sind
Und die Opposition ist so furchtbar gemein
Wo ich Pferdelos mich nirgends zurecht find
Und kann allein und klein nur hart und grausam sein

Dabei will ich doch nichts als ein Reitersmann sein!
Nichts als ein kleiner, feiner Reitersmann sein!


 

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