20.1.14

Besser Querfeldein-steiger als Querschläger

Glaubt wirklich irgend jemand noch ernsthaft, dass Politik  zu machen sich nur auf das Parlament und die Regierung beschränken kann und dass die Nationalstaaten noch von ausschlaggebender Relevanz für die Lösung der globalen Probleme sind? Egon Bahr, der Architekt der deutschen, sprich europäischen Ostpolitik und Weggefährte Willy Brandts, brachte es kürzlich in einer Ö1 Sendung, im Interview mit Renata Schmidtkunz auf den Punkt: angesichts der globalen Probleme und Konflikte gibt es im Grunde nur zwei Politkonzepte: Kooperation oder Konfrontation. 

Wohin die globale Konfrontation führt, haben uns die beiden Weltkriege und der Holocaust im letzten Jahrhunderts gezeigt. Nicht die Visionäre, sondern die, die angesichts der aktuellen, weltweiten, militärischen Vernichtungspotenziale und des larvierten Weltwirtschaftskrieges noch an die Möglichkeit glauben die multiplen Konflikte und tiefen Krisen des nunmehr alleinherrschenden postkapitalistischen Systems mit militärischen Mitteln lösen zu können, brauchen meines Erachtens, in Abwandlung des Franz Vranitzky zugeschriebenen Diktums, dringend einen Arzt, oder besser noch einen Psychotherapeuten, eine Psychotherapeutin. 

Dem Menschen ist, wie neurobiologische Erkenntnisse zeigen eher das kooperative Gen, als das aggressive Gen eingeschrieben, Umstand, der sich in den zunehmend globalen, zivilgesellschaftlich getragenen Emanzipationsbewegungen manifestiert und zu einiger Hoffnung berechtigt. Die etablierte, weitgehend von den Wirtschaftslobbys entmachtete Politik täte gut daran weitblickend mit diesen neuen gesellschaftlichen Kräften zu kooperieren und ihre Entwicklung zu fördern. 

Der Mensch ist ein zoon politikon, der Staat, das Gemeinwesen, sind wir alle, Demokratie muss sich ständig weiterentwickeln, lebendig und in offener Diskussion bleiben. Die Frage wie und in welcher Weltordnung wir künftig leben wollen, ob wir Wirtschaft betreiben um zu leben oder leben, um Wirtschaft zu betreiben, muss klar und deutlich gestellt und für alle verständlich diskutiert werden. Auch welches Europa welche Rolle in der Welt spielen soll und muss. 

Jeder Quereinsteiger der diese Fragen stellt ist willkommen und ja, eine Schwalbe macht noch keine FREUNDlichere und friedlichere Welt. Aber mir ist jeder authentische und kreative Querfeldein-steiger immer noch lieber als abnickende  Parteibetonschädel oder gar nationalistische und rassistische Hetzer, kriegerische Feldzüge und deren Querschläger.

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