Wenn...
Wenn ich genagelt bin an meine
Zeit, an meinen Ort
Wie nagelt man Wolken fest und den
Wind?
Wenn ich eingemauert bin in den
Alltag der Gewohnheiten
Wie sperrt man den Schatten ein
und den Sonnenstrahl
Wenn ich begraben bin in der Erde
Wie begräbt man die Sehnsucht und
den Traum
Wenn ich gebunden bin mit den
Fesseln der Liebe
Wie fesselt man die Freiheit der
Seele
Wie unterbindet man ihren
Flügelschlag
- Februar 2013
Durchpflüge die Nacht
Sääe die Schlaflosigkeit
Dresche das Traumfeld
Trauriger
Morgen
Stephane
Hessel ist gestorben. Der junge 95jährige, im herannahenden
Frühling, in Paris, im Jahr 2013, 68 Jahre nach der Befreiung vom
Faschismus. Was für ein leuchtendes Beispiel eines erfüllten
Lebens, das auch nach dem Tod nicht endet, weil es sich einschrieb in
den jungen Atem der Zeit, ihre Probleme offen aussprechend und über
den Gartenzaun des eigenen, endlichen Lebens hinaus zu entwerfen, zu
planen, zu träumen wagte. Und
nicht nur zu träumen.
Aufzurütteln, mit leiser, sanfter
Stimme, auf den oft unbequemen Punkt zu kommen – genießt das
Leben, schöpft aus dem Vollen, weidet euch aneinander und an der
unendlich schönen und reichen Welt, aber vergesst nicht die die
leiden, empört euch gegen die Ungerechtigkeit, fühlt das
Unakzeptable, das uns umgibt, gleich wo auf diesem winzigen Erdball;
und empört euch nicht nur, handelt – nach euren Möglichkeiten,
nach euren Kräften, ihr könnt es – erhebt euch aus den Betten der
Leichtigkeiten, aus dem Sumpf der Plattheiten und den seichten
Vergnügungen und sucht das tiefe, freie Wasser, den weiten, klaren
Himmel, die andere, schöne Seele nebenan und ergreift Partei für
das Leben und die Liebe gegen den Tod, gegen alle Todbringer, die
ohne Rücksichten die Schätze der Erde, die für alle da sind,
plündern und unsere Lebensgrundlagen vernichten durch Ausbeutung,
Raubbau, Krieg, Mord, nur aus kurzsichtiger, von Panik genährter
Macht- und Raffgier.
Stephane Hessel, du bist jung
gegangen in den aufbrechenden Frühling der freien Menschheit und du
wirst da sein, einer der zahlreichen stillen, doch mahnenden Helden
der Befreiung, wenn andere, neue Menschen einst die Früchte der
Empörung ernten und in Freiheit freudig genießen.
Haiku
Kind an Vaters Hand
Zum Frühlingskindergarten
Blitzstrahl der Liebe
Märzkälte
Vögel in Kälte
Zwitschern. Die rote Katze
Sucht Mäuse im Schnee
Wo ist
Frühling?
Kalter, grauer Winterschleier
Liegt über der Frühlingsstadt
Allen geht das auf die Eier
Alle haben es schon satt
Wann findet endlich Frühling statt?
Sinnlos ist das Stadtgetriebe
Ringsumher nur falscher Schein
Schneematsch, keine Spur von Liebe
Kann hier Leben nützlich sein
Kann den Liebe hier gedeihen?
Und dazu noch dieser graue
Kalte, alte Wintermief
Frust und Frost wohin ich schaue
Wo ist Frühling – er verschlief
Liegt im Bett zu Haus der Schlaue
Und lacht über uns sich schief
Märzweh,
Herzschnee
Märzschnee und Herzweh
Passen reimlich zusammen
Das muss nicht so sein
Schnee weh das Märzherz
In Aprilsonnenblüten
Und Regen so warm
Dass es sich öffnet
Dem wärmenden Sonnenstrahl
Und Winter vergisst
3.
April 2013
Lass
es uns im Schneetreiben treiben
Der
Winter will nicht enden
Und
alle Tiere leiden
Der
Mensch ist auch ein Tier
Das
lässt sich nicht vermeiden
Die
Sonne ist ein Stück
Vertrocknete
Zitrone
Kalt
ist es auf der Erde
Die
ich bewohne
Die
Vögel fallen vom Himmel
Ihnen
tut nichts mehr weh
Gefrorene
Schreie zerspringen
Lautlos
im Schnee
Behagen
will sich nicht einstellen
Eine
Brücke führt von Winter zu Winter
Sie
führt über den Fluss Nichts
Da
will ich nicht drübergehen
Zum
Glück sind wir Tiere auch
Wenn
uns die Gedanken nicht wärmen
Zünden
wir einen Funken an
Und
reiben Bauch an Bauch
Ewig
kann es so nicht bleiben
Der
Frühling jungt und das Gras
Wir
zerbrechen das Glas
Und
zwitschern vor Liebe
Der
Schnee soll uns den Buckel runterrutschen
Die
Kälte soll uns in die Knochen steigen
Wir
besteigen feuriggoldene Kutschen
Und
verschwinden im Du
Machen
uns breit
Ungeachtet
des Wetters und der Jahreszeit
- April 2013
Endlich
Frühling ist
Die
Freude überlistet
den
Sprung im Gemäuer
oder
in den Himmel
Der
Efeu drängt
wie
Engelflügel
in
die Sonnenstrahlen
Wolkengebälk
zerflattert
und
die Vögel
wissen
nichts mehr
als
zu singen
Die
Singvögel
gackern
richtiggehend
vor
Freude
Und
die Menschen
trennen
sich
in
Liebespaare
und
die anderen
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