18.3.23

 

straße des lichts
 

vögel rufen frühling herbei,
sitzen im schwarzen geäst
luft ist kalt, schmeckt frei
noch klammert winter sich fest
abend geschluckt von nacht
welt an frieden gebrichts
morgen menschheit lacht
Straße des lichts
 
 
 
 

 

 
 













Freundschaft, Liebe und Anarchie
 

Unser Kompass ist das Herz, wenn ihr es verloren habt,
seid ihr verloren. Nichts zeigt euch den Weg,
wenn ihr euer Herz verloren habt.
 
Alles durcheinander,
Oligarchen, Staatenlenker, Menschenlenker
Putin, Trump, Biden, Mikl-Leitner, Meloni
Kickl, Le Pen, Orban, Nehammer...
Ihre Namen verschwinden in der Latrine, im Abort
der Niederträchtigkeit und des Größenwahns, wie
die Nieder-Österreichigkeiten der Nachfahren
der KZ-Capos, der Unrechtsschergen,
Vergaser und Schlächter.
 
Lasst euch nicht verklickern, verkickeln,
dass die Welt schlecht ist, dass die Welt rechts ist.
Die Welt und die Menschen leiden
unter narzisstischen Leithammeln-Leidhammeln,
die sie in Kriege und Zerstörung führen,
aufeinanderhetzen, mit oder ohne Gesetze,
die den Planeten zertreten, Lügen beten
ohne mit der Wimper zu zucken.
Unter ihrer Peitsche sollt ihr euch ducken,
statt ihnen in die Gier-Tod-Fratzen zu spucken
und im Namen des vielfältigen Lebens
euch nicht zu ergeben, zu kämpfen, zu träumen, zu leben.
 
Welche Schande, wie lange wird es noch dauern
bis die Herrschenden und Besitzenden,
die Menschen- und Tiermörder, Welt- und Naturzerstörer
endlich sich selbst und ihre Niedertracht betrauern,
weil sie nur mehr Gleiche unter Gleichen sind?
Gebt den Weg frei, Oligarchen, Patriarchen!
Es ist keine Frage des Geschlechts, es ist eine Frage
der Gesundheit, der Freiheit und des Menschenrechts.
Schluss mit der Menschentier- Nations- Lagerhaltung
Durch Kolonialisten und „Isten“- Machtzentristen
jedweder Ideologie! Es ist Zeit für weltweite Selbstverwaltung,
Freundschaft, Liebe und Anarchie
 
 
17. März 2023
 

Impro-Liebeslied

(bei Lateinamerikanischer Musik im „Acapulco“)
 
Wenn du traurig bist, ruf mich an
Weiß nicht, ob ich dich trösten kann
Aber, ich schwör`s, ich höre dir zu
Schließe meine Augen, denke, ich bin du
 
Höre deine Klage
Versetze mich in deine Lage
Schlüpfe in deine Haut
Wenn ich dann mit dir weine
Sind wir ganz vertraut
Hat Trauer ein Herz und vier Beine
 
Singe dir ein improvisiertes Lied
Traum und Leichtigkeit
Wer weiß, ein Wunder geschieht
Verfliegt unsere Traurigkeit
 
Wenn nicht, sind wir halt beide traurig
Weißt du, ich weiß es, das geht vorbei
Dem schwärzesten Winter
Folgt ein grünbunter Mai

26.11.22

Novembergedichte 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12. November 2022 

Heimat: Welt

(Eine utopische Vision, geschrieben im „welTraum“ am bolivianischen Fest zum 212. Jahrestag der Befreiung von den spanischen Kolonialherren in Potosí in Südost-Bolivien.)
 
Es ist kein Ort. es ist überALL
es ist dieser winzige blaue Planet
es ist diese Träne, die funkelnd im All verweht
mit ihrer Liebe und ihrem Widerstand
ist so viel mehr als falsche, konstruierte, nationale Identität
 
Heimat: Welt
die uns am Leben hält, mit ihren Kontinenten, Bergen, Meeren,
mit ihren Wüsten und Urwäldern, die füllen unsere Leeren
die machen, dass wir uns vermehren
mit ihrer prachtvollen Sonnenwärme auf unserer Haut
und ihrer Liebe und ihrem Widerstand, der auftaut
mit ihren Blüten und mit ihren Millionen Pflanzen und Tieren,
mit ihrer fruchtbaren Erde auf der wir uns gerne verlieren
gemeinsam feiern, lachen, lieben, musizieren
 
Heimat: Welt
Mit ihren vielen Narben von so viel Trauer, Leid und Kriegen
Grenzen gibt es nicht für das Licht, und auch wenn die Nacht hereinbricht
und auch am Ende des Lebens, am Ende von jedem Gedicht,
gibt es wieder Geburt, Leben, Hoffnung und Sehnen,
dann aus einem Tal von Tränen, blitzende, verliebte Augen,
werden Menschen frei und einzeln, nicht mehr folgsam in Herden
zusammen, weil sie es sich so ausgesucht haben
Ach, in jedem ein funkelnder Schatz vergraben,
der teilen heißt und geben und lieben
und nicht mehr allein entgleist und erliegt seinen wütendsten Trieben,
seiner Gier, seiner zerstörerischen Zerissenheit,
ein friedlicher Geist, mitten in dieser kriegerischen, gewalttätigen Zeit.
 
Heimat: Welt
Ein Arm, der sich um die Schultern des Nächsten legt,
ein Schrei und ein Lied, das die Erde bewegt
und ein Tanzen mit den anderen über sich hinaus –
frei vor dem offenen, gemeinsamen Haus`
und die Erde wird friedlich von allen bewohnt und bestellt
und ist für jede und jeden
 
Heimat: Welt

 

13. November 2022
 

Advent, Advent, die Erde brennt

(Lied gegen Klimawandel, Krisen und Kriege
Eine andere, bessere Welt ist möglich!)
 
Advent, Advent, die Erde brennt
Die Sicherung ist durchgebrannt 
Und auch der menschliche Verstand
Das Klima kollabiert und alle tun weiter, ungeniert
Wir werden totgewirtschaftet und totregiert
 
Advent, Advent, die Erde brennt
Meere ersticken, steigen an, die Luft verdirbt
Pole und Gletscher schmelzen ab
Die Biosphäre stirbt, und kaum wer reagiert
Vorm offenen Hitze-Massengrab
 
Advent, Advent, die Erde brennt
Kriege werden geführt, Gifte werden gerührt
Atem wird abgeschnürt
Oligarchen und Patriarchen denken nur ans Geld
Versiegeln den Boden und vernichten die Welt
 
Advent, Advent, die Erde brennt
Wo bleibt die Feuerwehr, wo bleibt die Gegenwehr
Ein Rettungsplan
Es geht ums Ganze, Leute, nicht morgen; Heute!
Wir haben schon viel zu lange nichts getan
 
Bauen wir Archen, aber nicht für Oligarchen
Bauen wir Archen, aber nicht für Oligarchen
Bauen wir Archen, aber nicht für Oligarchen
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  


15. November 2022
 

G`hupft wie g`sprungen

 
An meinen Niederlagen möchte ich mich berauschen
An meinen Siegen möchte ich verzweifelt sein
Denn eines lässt sich mit dem anderen trefflich tauschen
Und alles beide gehört nur mir allein
 
Genießen will ich Leiden und Freuden bis zum lerzten Tropfen
Dass nichts entwischt, was je mein Sehnsuchtsblick erfasst
Ertragen will ich noch die schwerste Last
Will nur ganz tief in mir ein Herz voll Liebe klopfen
 
 
17. November 2022
 

Der Menschenwolf

 
Genug ist genug
Zum Brunnen ging er, bis er brach, der Krug
Denn alles um uns war doch Lug und Trug
Und niemand der nach Kapitalismus' neuen Kleidern frug
Nackt stand er da in seiner Monstrosität
Als lallender Tor, der über Millionen Leichen geht
Und selbst sein wüst-chaotisches Treiben nicht versteht
Zuviele Kriege hat er ausgesät, zuviele Unschuldige abgemäht
Den Leib der Erde aufgerissen, dass es ärger nicht mehr geht
Wälder vernichtet, Meere vergiftet im Glauben, dass er über allem steht
Der Menschenwolf, der alle anderen Wesen auf dem Altar 
Des mörderischen Fortschritts und Profits verschlingt 
Und alles, was da kreucht und fleucht ums Leben bringt
Verkrallt in den Gehirnen aller Kreaturen, dass sie sich selbst aufgeben
Willenlos, Lemuren im Dienst der Mordmaschinerie des Kapitalismus
Der, wie wir wissen, führt gerade in Krisenzeiten gradewegs in den Faschismus
Auch wenn der sich neu verkleidet

 

19. November 2022

Konfession

 

Ich habe kein Talent
für das Leben, das man gemeinhin Leben nennt
ich suche immer die Wunderblume, die rot im grauen Alltag brennt
ich verabscheue Supermärkte, Kindergärten, Schulen und Kaufhäuser, Familienessen und Banalurlaube, das was man für gewöhnlich so in der "Freizeit" tut, Hobbys und Nachmittage in der Gartenlaube, sinnentleerte Spaziergänge in der frisierten, denaturierten Natur langweilen mich zu Tode und belanglosen Smalltalk kann ich ebensowenig ausstehen wie Regierungspressekonferenzen, Pseudonachrichtensendungen oder billige Volksvergnügungen. Am meisten hasse ich stumpfsinnige Werbung und Bezirkszeitungen des Nichts und der Nichtigkeiten, das Sklavenleben an der Leine, die du aus Stumpfsinn und Verblödetheit selbst in der Hand hältst, als dein eigener Sklaventreiber, der im Mainstream mitschwimmt bis er darin ersäuft.
 
 

19. November 2022

Der erste Schnee

 

Der erste Schnee in diesem Jahr in Wien
Ich denke an die, die in den Kellern und Schützengräben 
ohne Wärme und Licht und Wasser überleben
über die nicht der Blätter- sondern der Bombenfall hereinbricht
und ich möchte mich übergeben und ich verliere mein Gesicht
 
Der erste Schnee in diesem Jahr in Wien
ich denke an die, die vor den Überflutungen fliehen
die in den ausgedörrten Hitzehöllen dieser Erde verderben
die an den Grenzzäunen und in den Lagern sterben
und nicht bequem in Hauptquartieren und Luxusvillen ihre Zeit verlieren
ich denke an die, die im Schnee krepieren
 
Der erste Schnee in diesem Jahr in Wien
so unschuldsweiß und schön und wunderbar das Leben flieht zurück ins Erdesdunkel
ins Wurzeltief, Eisschneekristallgefunkel, unser Gewissen schlief zu lange schon
schuldig und unschuldig zugleich, die Menschenseele liegt auf der Folterbank
zerstückelt, eingelullt, verdorben, krank, die Wirklichkeit wird schöngeredet und verdrängt
und in den Alicewunderhorrorschrank des Internets gehängt, damit sie niemand sieht
Wetten, dass, wir waschen uns den Pelz und werden demnächst nass
 
 

 

 

 

21.5.22

 Willi Resetarits, Kurt Ostbahn +

Rost & Draht

 













24. April 2022

Heute am frühen Nachmittag geschrieben, ehe ich am späten Nachmittag mit Entsetzen und Trauer vom Tod Willi Resetarits erfuhr. Lied ohne Namen ist der Titel eines großartigen peruanischen Filmes über die Suche einer jungen Quechua Mutter nach ihrem geraubten und später zur Adoption verkauften Baby, den ich gestern abend im Filmcasino gesehen habe und der mich sehr berührt hat. Das kleine vom Nachhall dieses Filmes inspirierte Gedichtchen widme ich dem Willi.

 

Lied ohne Namen

 

Das hohe Vergnügen am Leben zu sein

Wie das Grün in den Ästen

Allein, nicht allein

Sein Leben vertäuen, bereuen nichts bereuen

Ein Gast unter Gästen

Zwischen Hütten, Palästen

Komödien Dramen

bis zur Stille singen

Es zu Ende bringen

Mit altfrischem Klang

Bis zum Neuanfang

Das Lied ohne Namen

Mit dem wir im Herzen

Auf die Erde kamen

In Freude und Schmerzen

Mit dem Lied ohne Namen

 

24. April 2022

 

So schnö kaunns geh

 

So schnö kaunns geh, wors no so sche

So schnö is aus, so schnö bist z'haus

Klopfst aun de Tir und waßt ned wia

Da gschicht, wieso des Herz dia bricht

 

Dabei war do no no so vül z'tuan

Du bist do ned zum steam gebuan

De Wöd draht si a ohne di

Daunk sche fia ois, um di want sie

 

Und ned nua sie, mia aundan a

Willi, du losst uns ned alla

Du host as guat durt wo du bist

Weil du bist furt aus Schmorrn und Mist

 

Ka Oamut, kane Kriege mehr

Ka Druck, ka Hoss durt. nix is schwer

Weu in unsra Erinnerung, lebst weida, Willi, ewich jung

Und i und jeda klane Huatl wird gressa wean

Mit`n Ostbaun-Kurt`l

 

So schnö kaunns geh, wors no so sche

So schnö is aus, so schnö bist z'haus

Klopfst aun de Tir und waßt ned wia

Da gschicht, wieso des Herz jetzt bricht

 

25. April 2022

 

Danke Willi

 

Danke Albert Hosp und Musikredaktion von Ö1. Eure Sendung über Willi macht die Trauer gerade erträglicher. Hosp`s samtene Stimme tröstet professionell und freundschaftlich. Gehört gehört, echte Empfindung und Respekt. Wir, die Zivilgesellschaft, werden jetzt ohne Willi Resetarits weitermachen müssen. Seine bescheidene Beharrlichkeit und sein unerschütter-licher Einsatz gegen jede Form von Diskriminierung, Ausschluss,  Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit, werden uns begleiten wie seine Lieder. Ein Mensch und Ausnahmekünstler ist nicht mehr und doch so präsent. Danke Willi!

 

71er Tramway

 

Fahrst min 71er jetzt ausse in de entern Grind

Wia da Hummelflug in da Tramway der sein Weg ned findt

Vurbei an de Stanmetz' und Gärtner, obe in Zenträu

und duat büslst wia mia olle fia a launge Weil

 

De Reh kumman di besuchn und de Eichkatzln a

Weilst nie brav warst kriagst a Eahngrab mid an Potzn Sta

Und daun wartst da drunt im Finstern bis de Sunn aufgeht

Weil zum Begräbnis, zum Begräbnis kummt ma nie zu spät

 

Olle Leid san pünktlich kumma, nua du bist ned do

Du bist obogn bei da Ostbaun, gaunz inkognito

Ka Mensch waß, wo du hi bist, oba du bist wo hi

Und mia stengan do und wartn und mia reahrn um di

 

 

Und mia stengan do und wartn und mia reahrn um di

 

26. April 2022

 

I wü no leb`n

 

I mog des easte Liacht vom Tag

A waunn i's ned oft siech

Des durch olle Ritzn kummt

Wia a ausghungerts Viech

 

I mag des Wochsei in da Nocht

Wo ma nua sein Herzschlog gspiat

I bin ja nua deswegn aufgwocht

Weil i wart auf a neiches Liad

 

Was im Frühling endlich aufbliaht

 

Und jetzt schlof i nimma ei

Weil i nimma schlofn kau

Und i gschpia dass i mi frei

Weil de Nocht wird laungsaum grau

 

Bald is hö und i bin no dabei

Mittndrin im bunt`n Lebn

Und i gschpia wia i mi gfrei

Muass den Leffel no ned ogebn

 

I deaf lebn, i deaf lebn, i wüll no leben

 

 

29. April 2022

 

Meine Zeit

 

Meine Zeit ist die Zeit, wo ich da bin für mich

Wo ich fühle wer ich bin, ist die Zeit ohne dich

Meine Zeit ist die Zeit wo ich ganz allein bin

In meiner Haut, meiner Seele ganz tief drin

 

Die allein mir gehört, wo mich niemand stört

Wo ich atme und döse und träume und sinne

Wo ich riesle und welke, immer neu beginne

Meine Zeit ist die, die ich mit niemandem teile

 

Das Gedicht das ich schreibe, Zeile für Zeile

 

Du brauchst auf sie nicht eifersüchtig zu sein

Nimm dir deine, lass mich mit meiner allein

Wenn ich leer bin, füllt sie mich wieder auf

Lass mir Zeit und Luft, dem Herz freien Lauf

 

Wenn du mir keine Zeit lässt, gehe ich ein

Vertrockne, verstaube, werde kalter Stein

Lass mich atmen, lass mich träumen allein

Dann werde ich auch morgen noch bei dir sein

 

Lebendig, beweglich, kann wieder was geben

Lass mir Zeit, lass mich frei, lass mich leben

Nur so kann ich dich morgen wieder lieben

Lass mir meine Zeit, lass mich unvertrieben

 

29. April 2022

 

Frühling am Friedhof

 

Mama und Papa im Abendlicht

In den Blättern der Pappeln

Im fahlblauen Himmel

Ich finde euch nicht

 

Ich finde euch nie mehr

Und doch fühle ich euch, jeden Tag

Etwas zieht uns hin zu den Gräbern

Zur Erde und zur Asche

Zu den golden glitzernden Buchstaben

Zur Illusion des Ewigen im Vergänglichen

 

Gibt es Trost? Das Krächzen der Krähen

In unseren Ohren? Die Gewissheit, dass über kurz oder etwas länger

wir auch dort sind wo ihr jetzt seid, oder nicht seid

 

Die Kriege haben diesen Erdball umgeackert

Unter den Fliederbüschen haben wir die Liebe erlebt

In den Wiesen sind wir gelegen unter anderen Wolken

Ist das uns Trost? Vielleicht

Vielleicht ist das so wunderbar Banale des Kommens und Gehens der Trost

 

Wissen, nein, hoffen, dass unsere Kinder und Enkeln

und die vielen noch ungeborenen Kinder dieselbe Chance haben werden wie wir.

zu atmen, zu riechen, zu schmecken, zu sehen, zu fühlen den Schmerz und die Liebe

diese nie fertige Welt um uns und in uns.

 

Mama und Papa, Omama, Opapa, ihr alle Freundinnen und Freunde, die ihr gegangen seid, ich umarme euch in Gedanken, ihr singt mir im Blut, ihr klopft in meinem Herzen ihr seid in mir da, wie dieser Friedhof im Frühling. Adieu, dank euch, leben wir noch und wenden uns den Lebenden zu.

 

 

 

30. April 2022

 

Auf dem Weg zur Praxis

 

Intensiver Geruch von Heu durchdringt Staub und Mief der Stadt

Licht und Schatten halten sich in Harmonie die Waage

Frühling setzt sich schmatzend zu Tisch, noch lange nicht satt

Fern tobt blutiger Krieg, hier färbt Goldlicht die Tage

 

Wir warfen die Schultaschen weg, sprangen ins duftende Heu

Warm roch frischgeschnittenes Gras, nach Frieden und Glück

Leben war weitgehend unbekannt noch, jeden Tag frisch und neu

Jetzt bringt dieser intensive Duft am Morzinplatz die Kindheit zurück

 

Nah sind sich Anfang und Ende, Leben und Tod, Absicht und Zufälligkeit

Dazwischen liegt Alltag, egal an welchem Punkt der Welt

Nah sind sich Friede und Krieg, Freude, vernichtende Grausamkeit

Stellt sich Überraschendes ein, und wir haben es gar nicht bestellt

 

Intensiver Geruch von Heu durchdringt Staub und Mief der Stadt

Licht und Schatten halten sich in Harmonie die Waage

Frühling setzt sich schmatzend zu Tisch, noch lange nicht satt

Fern tobt blutige Krieg, hier färbt Goldlicht die Tage

 

 

1. Mai 2022

 

Jetzt is a fuat, da Willi-Kuat

 

Da Willi tät si söba kane Traualiada singa

Da Willi zeigt dem Tod hechstns sein Mittelfinga

Steigt ei in schwoazn Autobus, pledert mit anj Schuss in Lethefluss

Spüt kan gscheidn Habakuk, zeigt uns sein Oasch und schaut ned zruck

 

Jetzt is a fuat da Willi-Kuat, im Chevi ohne Sichaheitsguat

Mia schaun in Auspuff, san no do, und er is jo scho vua uns duat

Zwischn d' Woikn in da Heh im Feia, mit da Rosie im Café

Und im Geblödel mitn Brödel tuat eahm ka Ban mea weh

 

A Eahngrob tät er, ums vareckn ned woin, de Ehre soi da Teife hoin

Buam, gstuam is gstuam, hauts mi jetzt endlich in de Gruam

Waunst dod bist haum di olle gean do rean de Krokodü in Wean

Zu Lebzeitn sans zu dia mies, waunst dod bist is um di a Griss

 

Jetzt is a fuat da Willi-Kuat, im Chevi ohne Sichaheitsguat

Mia schaun in Auspuff, san no do, und er is jo scho vua uns duat

Zwischn d' Woikn in da Heh im Feia, mit da Rosie im Café

Und im Geblödel mitn Brödel tuat eahm ka Ban mea weh

 

Bist gor oam und brauchst Asü, is todsicha, dass di kana wü

Aundas is, bist prominent, da kummans um a Söfie grennt

I brauch ka Denkmoi, Stroßn, Plotz, nur heats endlich auf mit Flüchtlingshotz

Und gehts den Faschos ned am Leim, nua so wer i am Lebn bleim

Und ned auf olle Engel speim

 

Jetzt is a fuat da Willi-Kuat, im Chevi ohne Sichaheitsguat

Mia schaun in Auspuff, san no do, und er is jo scho vua uns duat

Zwischn d' Woikn in da Heh im Feia, mit da Rosie im Café

Und im Geblödel mitn Brödel tuat eahm ka Ban mea weh