Letzte
Erkenntnisse zu Entstehung und Abschluss meiner Mag.-Arbeit
Der Iphigenie-Komplex. Die Krise
in Griechenland und ihre psychosozialen Folgen
Es begann mit dem
aufsehenerregenden Suizid des Apothekers und mit dem Kontakt zu Despina, meiner
Freundin in Athen. Erst nach meiner Feldstudie im Okt., Nov. 2013 vor Ort, in
der ich die geballte Wucht der humanitären Katastrophe erkannte, kamen, quasi
als unerwartete, nützliche Ergänzung 2014 die Lancet-Studie und andere, die
meine qualitative Recherche auch quantitativ bestätigten.
Dann, Anfang 2015, überraschte
die Welt die dramatische Zuspitzung der gärenden Problematik mit dem Wahlerfolg
und der Regierungsübernahme durch Syriza. Das war in meinem Verständnis
anfänglich ein Akt der Würde und der Hoffnung, sozusagen das Opfer Iphigenie,
das nicht mehr Opfer bleiben will und sich endlich gegen die unhaltbaren
sozialen und gesundheitlichen Zustände empört, und wider Erwarten und alle
menschliche und politische Vernunft, das Trauerspiel der hinhaltenden Erpressungs-Verhandlungen
der EU, die der berechtigten Empörung keinen Erfolg gönnen will und die auf der
toxischen Austeritätspolitik beharrt, erleben muss.
Die große Frage, die ich mir
jetzt stelle: Soll ich noch vor dem Höhepunkt der Tragödie und des kathartischen
Schlusses meine kleine Mag.-Arbeit abgeben oder noch 1-2000 Jahre menschlicher
Entwicklungsgeschichte damit zuwarten?
Das Ich
Ich ist ein Staubkorn, das
erblühen kann
Im Nichts des Todes einer alten
Welt
Vergänglich ist Ich, doch darauf
kommt`s nicht an
Ich ist dem Wundersamen
beigesellt
Von Dauer flüchtig, von
Bestimmung vage
Schwebt Ich, vergehend, ohne
Sicherheit
Und Ich sucht nicht nach Antwort,
nach der Frage
Was ist das Wesen der
Lebendigkeit
Ist ausgeliefert soviel unbekanntem
Schrecken
Das unbekannte Selbst liegt
ständig auf der Lauer
Es forscht nach Lust und Freude,
Wut und Trauer
Und kann das „Wesendliche“ nicht
entdecken
Ich ist ganz froh über die
kleinste Dauer
Ein guter Reim verzaubert Ichens
Welt
Ich wünschte, ich empfände es
genauer
Was es im Grunde hier am Leben
hält
Wir wollen leben, hier, im
Augenblick
An jeder Stelle dieser alten
Kugel
Ein jeder einzelne ist seine
eigene Weltfabrik
Heute ist letzter Schultag hier
in Österreich
Und das liegt in Europa und das
ist ein Begriff
Und ein Konstrukt, ganz wie ein
Flüchtlingsschiff
Das grad an einem Riff
zerschellt, in Griechenland
An einer gleichgültigen und unwirklichenWand
Gemacht aus „Hausverstand“ und
Geltungssucht
Bequemlichkeit, Gier, Arroganz, Angst
und Routine
Europa ist auf einer „Lemming-Schiene“
In Richtung Einbahnsackgasse der
Weltgeschichte.
Da tönt ein NEIN des Ichs vielleicht
zum letzten Mal
Die Meere sind zum Untergang
verurteilt
Die Luft wird knapp, das Wasser
wird vergiftet
Europa, das im Malstrom abwärts
driftet
Wird bald vergangen sein und wird
es noch so
Schönheitsoperiert, face(book)geliftet
Es transformiert sehr schwer zur
Gottheit
Sich ein Euro- Schein.
Bleibt Ich wieder allein?
4. Juli 2015
Sternsuppengefühl
Der Himmel hat sein Blau nie
ausgeschrieben
Die Meere löscht kein Löschpapier
Und doch bin ich kaum je so leer
geblieben
Von Dir.
Ich fühle mich wie am Blatt ein
Tropfen
Bereit zu fallen auf den Grund
Ich fühle mein Herz auf einmal
nicht mehr klopfen
Nur bitteren Geschmack im Mund.
Ich fühle mich wie ein Zirkusnetz
Ganz ohne Akrobat
Ein böses Sicherheitsgesetz
Ganz ohne Attentat
Ich fühle mich leer und schwer
und alt
Wie eine Sternenschnuppe
Die fällt und fällt und bald
verglüht
In Funkelheit sich ganz versprüht
Als Sternchen in der Suppe
GestalTraum
Widerstand leisten
Gegen das Alter
Gegen den Tod
Gegen das Absterben der Zellen
Gegen das Abendrot
12. Juli 2015
Wenn
ich schreibe
Wenn ich schreibe – der Duft von
Gestern
Von Küssen unterm Vollmond
fremder Städte
Von Nächten voller Lieder, Liebe,
Lachen
Voll Sehnsucht nach den
ungeborenen Schwestern
Nach Vater und dem roten, fliegenden
Drachen
Und nach der Mutter, an deren Brust
ich mich bette
Wenn ich schreibe – wird alles
wieder wach
Die Kinder, die ich viel zu oft
versäumte
Die Liebe, die ich nicht zu leben
wusste
Und alle Stärke wird auf einmal
schwach
Weich wird der Seele allzuharte
Kruste
Und alles wird lebendig, was ich je
verträumte
Wenn ich schreibe, öffnen sich
die Grenzen
Wird Zeit zum Raum, nach allen
Seiten offen
Zum Fluss in dem ich frei und
lustvoll treibe
Als könnte ich das Versäumte noch
ergänzen
Was war, was ist, was wird, lebt,
wenn ich schreibe
Voll Zweifel, Ängsten, Freude,
Lust und Hoffen.