Ein
Polizeichef, der in einer funktionierenden Demokratie, auf bloßen Verdacht, um
nicht zu sagen Unterstellung hin, das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung
oder das Demonstrationsrecht durch ein Verbot außer Kraft setzt, zeigt m. E.
nicht etwa Autorität, Führungsstärke, Verantwortungsbewusstsein und mutige
Haltung, sondern nichts als seine eigenen Schwächen..
Das
wäre an sich nicht so schlimm, wäre er nicht gleichzeitig auch verantwortlich
für die friedliche und geordnete Abwicklung der anderen angemeldeten und nicht
verbotenen Demonstrationsveranstaltungen, die er durch dieses Verbot, über
Gebühr, einer vermeidbaren Gefährdung aussetzt. Denn es liegt auf der Hand,
dass junge, berechtigt engagierte DemonstrantInnen, die ihre eigene
Demonstration auf Grund des Verbotes nicht abhalten dürfen, dies als
Provokation empfinden müssen und versuchen könnten das Demonstrations-verbot zu
umgehen, indem sie bei den legalen Demonstrationen „unterschlüpfen“ und dann
viel schwerer kontrollierbar, sozusagen aus der Tarnung heraus agieren könnten,
sollten sie tatsächlich, die ihnen von der Polizei unterstellten Gewaltvorsätze
hegen. Sie wären dadurch nicht nur schwerer zu identifizieren und,
gegebenenfalles zu „beamtshandeln“, als in einem eigenen Demonstrationszug,
sondern würden auch die anderen, friedlichen DemonstrantInnen gefährden und in
etwaig angestrebte Konfrontationen mit der Exekutive hineinziehen. Dümmer
geht’s kaum, wenn man polizeilicherseits wirklich Gewalt vermeiden will.
Polizeichef
Pürstl scheint aber nicht nur fachlich heillos überfordert, sondern lieferte
jüngst auch ein trauriges Bild von persönlicher Feigheit, als er in einem
Fernsehinterview, angesprochen auf seine im letzten Jahr geäußerten
Begehrlichkeiten, Personalien verletzter DemonstrantInnen von den
Rettungskräften ausgehändigt zu bekommen, meinte, es wäre nicht in seiner
Absicht gewesen diese strafrechtlich zu verfolgen, sondern „nur“ ihre
Personalien festzustellen, um ihre Beschwerden und Anzeigen gegen von ihnen
monierte Polizeiübergriffe „ordentlich“ aufnehmen und ahnden zu können. Eine glatte,
feige Lüge!
Dieser
Polizeichef hat sich also nicht nur persönlich desavouiert, er gefährdet m. E.
durch sein Verhalten und seine Inkompetenz, sowohl die friedlichen
DemonstrantInnen als auch seine eigenen OrdnungshüterInnen und trägt durch das
Demonstrationsverbot, wie eingangs erwähnt nicht zur Deeskalation, sondern,
ganz im Gegenteil zur emotionalen „Aufheizung“ und potenziellen
Unkontrollierbarkeiten und Unwägbarkeiten der Veranstaltungsdynamiken bei.
Wenn
man nicht davon ausgehen will, dass diese Fehlentscheidungen nur aus
polizeitaktischer Beschränktheitt erfolgen, könnte man durchaus meinen Herr
Pürstl handle im politischen Interesse der Strache-FPÖ, die vor den heurigen
Gemeinderatswahlen in Wien, rasch noch linksradikale, anarchistische „Gefahr
und Gewaltteufel“ an die Wand malen und sich selbst und ihre ultrarechte,
rassistische, Lumpenpackgesinnung im Unterfutter des harmlos-biederen
Ballfracks, zum harmlosen Opfer stilisieren möchte.
Wenn
schon Herr Pürstl das nicht begreift, hat er denn keine Vorgesetzten, die
vernunftbegabter sind? Ach ja, da ist ja die Frau Innenministerin mit der
Scharfmacher-Hilfssheriff-Mentalität, die die Polizei um dreistellige Millionenbeträge
mit Panzern und Hubschraubern aufrüsten will (gegen Terroristen oder
Demonstrationen?) und an einer anderen „Front“ notfalls auch bereit ist, in
irrtumsanfälligen Schnellverfahren, über Asylwerberschicksale zwischen Leben
und Tod entscheiden zu lassen, die wilde Frau des starken (Landeshaupt)Mannes. Fehlanzeige.
Und der Herr Bürgermeister von Wien, hat der dazu gar nichts zu sagen? Oder vielleicht
der Hausherr der Hofburg, der Herr Bundespräsident, stört den gar nicht die
illustre, braune Burg-Nachbarschaft, die ihre Stiefelabsätze im Tanzsaal
klappern lässt, nur drei Tage nach dem 70. Jahrestag der Befreiung von
Auschwitz? Und unser „leider nicht Columbo“-Kanzler, der angeblich neuerdings
Kanten zeigt (ist er vielleicht beim Skifahren über ein "Kern-Problem" gestürzt?), vor wem versteckt er
sich gerade? Vor Django, Niessl, Voves, der geifernden Krone oder vor Armin?
Vor
diesen Vorbildern „unmissverständlicher Politik-Zivilcourage“ mag vielleicht
die Demokratie das Nachsehen haben, wir sollten keine Nachsicht üben, sondern klare
Haltung und Gesinnung zeigen, Pegidamentalitäten und rechtspopulistischen
Zeitgeist mit oder ohne Verbot von „Oben“
wider den Strich „pürsteln“, friedlich, gelassen, gewaltfrei, doch zu
legaler, antifaschistischer Notwehr bereit: „Naziburschis raus aus der
Hofburg!