17.11.14

Tröstliche Gestalt


Wo jetzt der Vater und die Mutter sind
Im Universum und in Deiner Seele
Dort bist auch Du, ein hoffnungsvolles Kind
Dass Dich von nun an keine Schuld mehr quäle

Dass Du sie siehst, wie sie nicht konnten sein
Warm, liebevoll und ganz Dir zugewandt
Und lassen Dich nicht ungesehen allein
Und leiten dich ganz sanft an Deiner Hand

Die Mutter nimmt Dich hoch, in ihren Arm
Mit freudigem Blick und warmem Lebensmut
Der Vater lacht Dir zu, ganz ohne Harm
Beide sind nah, fühlst Du wie gut das tut

Der tiefe  Schmerz und all die Wut
In Dir, springt auf als wunderbare Blüte
Die alten Wunden schließen sich und eine sanfte Flut
Umbrandet Dich, wogendes Meer der Güte

Die warmen Tränen fließen, Dir ist nicht mehr kalt
Sind Tropfen dieses Meeres, bittersüß-ewiger Liebe
Die alte Traurigkeit wandelt sich, Wut, Gewalt
An Deinem Lebensbaum in junge frische Triebe

Und in Dir schließt Gestalt sich um Gestalt
Du fühlst es wie ein ruhiges, dunkles Beben
Du hast dich lang genug an Deinen Schmerz gekrallt
Lass los, vollende Dich, in staunendem Vergeben


Ich lieg im Gras
Fortsetzung des "Abendliedes", 31 Jahre danach

Ich lieg im Gras, denk an die Welt
Sie machen draus ein Massengrab
Da über mir das Himmelszelt
Ist alles was ich für mich hab

Die Sonne und die Sterne auch
Die Meere und die Erde all
Ihr Reichen, ist am End nur Rauch
Nach eurer Herrschaft kommt der Fall

Verschieden sind wir Menschen, bunt
Ein jeder frei und dennoch gleich
Allein die Liebe macht gesund
Schafft uns das Diesseitshimmelreich

Denn Sterben müssen alle hier
Habt keine Angst, lebt euren Tag
Wir leben nur im Jetzt und hier
Wir nehmen uns, was kommen mag.

Wir machen uns das Beste draus
Wir  wärmen uns an jedem Du
Ist unser Leben einmal aus
Dann gehen wir, in großer Ruh


8. November 2014

Alter, mit Brillen, wartend auf den Bus

Die Nacht war lau und die Straßen waren voll von Menschen. Es war November 2014 und es regnete und meine Gedanken liefen hin und her und stießen gegen Wolken und Nacht und es war schwer auf einen grünen Punkt zu kommen oder auf einen Zweig.
Die Nacht war dunkelblau und Lichter tropften auf die Erde nieder. Ich sprach zu mir selber und verstand nicht was ich sagte. Die Worte verloren ihr Blut, nur mehr die Knochen, Gelenke, Sehnen klapperten und schnalzten bewegt und sinnlos weiter. Stimmen von Ideen und Bildern überzogen, für niemanden sichtbar, diese Novemberwelt in Lichtgeschwindigkeit in alle Richtungen und Orientierungen, im Orient, im Westen, Süden, Norden, hervorbringend nur das Brodeln von unaufhörlichen Signalen und Zeichen, die es gar nicht gab, ummantelnd wie eine Suppe unsere alte Kugel.
Ich atmete. Ein Mensch mit dunklen Augen und dunklen Haaren sah mich an, befremdet, denn ich redete mit mir, halblaut, ein verunsicherter, bebrillter Alter im Wartehäuschen, wartend auf den Bus. Die Nacht war lau…
   

Mit der Vespa bei meiner Tochter Elena im Riva
(Dank Lucian, der mit mir seine Vespa teilt)

Mit der Vespa bin ich mehr draußen in der Natur
Mit der Vespa fühl ich mich nicht mehr neben der Spur
Mit der Vespa bin ich  im Straßendampf irgendwie frei
Mit der Vespa fühl ich im Lebenskampf mich mehr pur
Mit der Vespa bin ich in grauer Stadt bunt mit dabei

Mit der Vespa unterm Hintern kann ich frühlingshaft überwintern
Sausen und brausen, schwingen und schweben, einfach leben

Mit der Vespa bin ich mobiler und langsamer schnell
Mit der Vespa fühl ich, ziviler, mich direkt am Quell
Der Elemente des Lebens, der Liebe, mit spaßigem Schwung
Auf der Vespa elegantem und lustigem Klappergestell
Dank der Vespa fühl ich als alter Esel mich jung

Mit der Vespa unterm Hintern kann ich frühlingshaft überwintern
Sausen und brausen, schwingen und schweben, einfach leben

Wenn du auch Vespa liebst nehm ich am Sozius gerne dich mit
Weil auf der Vespa, das lass dir gesagt sein, ist schön jeder Ritt
Auf meiner Vespa, lach mich ruhig aus, darf ich Glücksritter sein
Für meine Vespa brauch ich zum Glück nur ein Schlückchen Sprit
Mit meiner Vespa bin ich zur Not auch gerne allein

Mit der Vespa unterm Hintern kann ich frühlingshaft überwintern
Sausen und brausen, schwingen und schweben, einfach leben


15. November 2014

Im Schlaf erdacht

1.
Ungerührt rollen die Wogen des Lebens
Ewig sich türmend und endend im Sand
Mit ihnen zu spielen ist Ziel unseres Strebens
Willkommen ihr Wellen, ich reiche euch die Hand
Mal oben, mal unten, Grund und Himmel zu schauen
Einmal wild und bewegt, ein anderes Mal still
Nicht auf Sand und Stillstand mein Leben zu bauen
In der Welle zu bleiben, ist das, was ich will
Wie das Herz schlägt in Wellen, wie die Liebe kommt und geht
Überschreiten alle Schwellen, wie die Erde sich dreht.

2.
Ich kann nicht mehr geben als das was ich habe
Ich kann nicht mehr haben, als das was ich bin
Ich freue mich täglich an meinem Leben
Jeder neue Tag ist eine schöne Gabe
An jedem Augenblick will ich mich laben
Er und ich selbst geben mir meinen Sinn

1.11.14

Im November

In des Abendhimmels Leuchten
Thront der Silberhalbmond fahl
Über goldenen Weinbergs Feuchten
Als wär es zum letzten Mal


Ringsum in den dunklen Hügeln
Dämmern Häuserschatten ein
Und auf zart orangenen Flügeln
Schwindet letzter Sonne Schein

Im November

Hier nun, sitze ich und denke
An Euch liebe Toten nah
Was ich sonst in mir versenke
Liegt nun allen offen da

Hagebutten, Gräser, Krähen
Rinnsal, das vorüberfließt
Menschen, die vorübergehen
Dem, der diese Zeilen liest

Im November

Suche ich in mich versunken
In dem allen mittendrin
Sommer ist längst ausgetrunken
Eines Frühlings Neubeginn

Nacht wird’s, senkt sich langsam nieder
Lichter gehen wie Sterne auf
Das Vergangene kommt nicht wieder
Neues kommt, nimmt seinen Lauf

Im November